Sie beide sind bislang politisch nicht oder nur wenig aktiv. Was hat sie jetzt dazu gebracht, an diesem Sonntag eine Demonstration unter dem Motto "Laut gegen Rechts" zu organisieren?
Susanna Janke: Ich bin wütend und frustriert über die Nachrichtenlage. Stück für Stück haben sich in den vergangenen Jahren die Diskussion immer weiter nach rechts verschoben. Insbesondere beim Thema Migration scheinen heute extrem menschenfeindliche Haltungen offenbar völlig akzeptabel zu sein. Gleichzeitig sind in anderen Städten Leute endlich dagegen auf die Straße gegangen. Ich habe einfach gedacht, ich mach jetzt was in Bremen und hab dann auf Instagram gepostet, am Sonntag zu demonstrieren. Das war am Sonnabend und ich wollte wirklich gleich spontan am nächsten Tag loslaufen.
Lukas Röber: Ich habe den Aufruf gesehen und dann haben wir beide etwas hin und her diskutiert. Ich habe dann mal über die Instagram-Kanäle bei mehreren politischen Parteien angefragt, ob die irgendwas planen, aber da kam erst einmal nichts. Dann habe ich den Aufruf geteilt und innerhalb kürzester Zeit hatten wir ungeheure Resonanz, ganz viele wollten mitmachen.
Janke: Irgendwie haben wohl alle darauf gewartet, dass etwas passiert. Ich habe dann einfach den 21. Januar bestimmt um fünf nach zwölf auf dem Bremer Marktplatz.
Röber: Dass wir jetzt zusammen die Demonstration organisieren, war nicht wirklich geplant. Wir kannten uns bis vor einer Woche auch gar nicht. Aber das Gefühl, wenn wir das jetzt nicht machen, macht es offenbar kein anderer, war einfach sehr groß.
Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?
Röber: Schwer zu sagen. Mit möglichst vielen. Der erst vor ein paar Tagen von mir angelegte Instagram-Kanal "Laut gegen Rechts Bremen" hat jedenfalls schon über 2300 Follower. Und ganz viele haben konkrete Unterstützung angeboten, das heißt, wir sind jetzt um die 20 Leute in der Organisation. Das hilft, denn ich habe noch nie zu einer Demo aufgerufen. Und es gibt so viele ganz praktische Fragen. Wir hatten zum Beispiel bis Dienstag noch keine Bühne.
Janke: Die letzten Tage waren wirklich anstrengend und verrückt, aber haben mir gezeigt, dass ich mit meinem Gefühl nicht allein bin. Die Nachricht, dass in Potsdam AfD-Politiker und Rechtsextreme darüber diskutiert haben, wie man Menschen mit ausländischen Wurzeln auch unter Zwang aus dem Land wirft, war wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Darum wird es hoffentlich sehr voll am Sonntag.
Röber: Es haben sich inzwischen auch Parteien, Gewerkschaften und Vereine bei uns gemeldet und sich dem Aufruf angeschlossen.
Sie sprachen eben von einer Bühne. Was soll dort passieren?
Röber: Das entsteht noch. Wichtig ist mir, dass Leute aus der Zivilgesellschaft zu Wort kommen, die sonst nicht zu hören sind. Es geht uns auch darum, dass wir uns solidarisch zeigen mit den Menschen, die zuerst unter dem gesellschaftlichen Rechtsruck leiden.
Janke: Es geht ja nicht einfach nur gegen rechts, es heißt in unserem Aufruf auch für eine demokratische Zukunft. Ich habe die Hoffnung, dass eine Mehrheit des Landes das immer noch will, aber diese Mehrheit muss endlich mal laut und sichtbar werden.
Röber: Wir haben zum Beispiel ganz bewusst keine Forderung nach einem AfD-Verbot in unserem Aufruf, weil man das sehr kontrovers diskutieren kann. Stattdessen wollen wir die Gemeinsamkeit aller Demokraten hervorheben. Das scheint mir wichtig, denn immer häufiger wird unser demokratisches Gemeinwesen komplett infrage gestellt. Dem müssen wir wirklich alle entgegentreten.