Sportredakteur Andreas Lesch findet, dass Papy Djilobodji für seine Kopf-ab-Geste vom DFB bestraft werden muss. Warum er eine Sperre dennoch für falsch hält, erklärt er in seinem Kommentar.
Der Fußball wird oft überhöht, er bekommt in Debatten eine Bedeutung zugesprochen, die er nicht hat. Jeder Fußballprofi, so heißt es dann gern, müsse jederzeit ein Vorbild sein. Diese Forderung ist billig und heuchlerisch. Zum einen sind Fußballprofis junge Männer, und junge Männer begehen halt auch mal eine Dummheit. Zum anderen ist der Fußball ein emotionaler Sport, in dem man auch mal die Kontrolle verlieren kann.
Im Fall Papy Djilobodji aber ist es richtig, darauf hinzuweisen, dass Fußballer Vorbilder sind. Die Kopf-ab-Geste, die er dem Mainzer Pablo De Blasis gezeigt hat, ist nicht mit herkömmlichen Unsportlichkeiten wie einem Stinkefinger zu vergleichen. Sie ist himmelweit von zivilisiertem Verhalten entfernt, sie ist mit Emotionen nicht zu entschuldigen. Besonders widerlich wirkt Djilobodjis Geste, wenn man sie als Teil der Welt sieht, in der wir leben. In dieser Welt ziehen die Mörderbanden des Daesch herum, enthaupten Menschen und versuchen, mit den Videos davon Angst zu verbreiten.
Djilobodji (27) ist ein erfahrener, weit gereister Profi. Von ihm darf man erwarten, dass sein Horizont nicht am Spielfeldrand endet und dass er wahrnimmt, was auf der Welt passiert. Wenn er das aber tut, muss er wissen, dass gewisse Verhaltensweisen in seinem öffentlichen Beruf tabu sind. Djilobodji will mit seiner Geste seinem Gegenspieler nur signalisiert haben, er solle nach einem Foul nicht den sterbenden Schwan spielen. Aber entscheidend ist nicht, wie die Geste gemeint war – sondern, wie sie gewirkt hat.
Das DFB-Sportgericht sollte Djilobodji bestrafen. Nicht mit einer langen Sperre, denn die träfe seinen Verein, der für die Geste nichts kann. Sondern mit einer Geldbuße, die auch einen Gutverdiener schmerzt.