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Oberschule im Park Alle wollen das Wäldchen

Beirat, Schulleitung und Bürger sind sich einig: Die neue Turnhalle für die Oberschule im Park sollte auf einem nahen Waldgrundstück gebaut werden. Die Behörden finden diesen Standort problematisch.
27.09.2018, 05:47 Uhr
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Alle wollen das Wäldchen
Von Anne Gerling

Oslebshausen. Die Oberschule im Park soll eine neue Drei-Feld-Turnhalle und nach Möglichkeit auch einen Erweiterungsbau in einem kleinen Waldstück zwischen den Straßen Am Oslebshauser Park und Am alten Sportplatz bekommen: Diesen dringenden Wunsch haben Udo Stoessel, Referatsleiter Liegenschaften im Bildungsressort, und Georgia Wedler, Referatsleiterin Planung und Bauordnung West im Bauressort, am Mittwochabend aus Oslebshausen mitgenommen. Etwa zweieinhalb Stunden waren dort bei einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse Bildung und Bau in der Oberschule im Park noch einmal sämtliche Vor- und Nachteile von insgesamt fünf möglichen Standorten für den Bau der dringend benötigten Schulturnhalle gegeneinander abgewogen worden. In der zum Teil durchaus emotional geführten Diskussion waren sich Ortspolitiker, Schulleitung und viele der rund 40 interessierten Bürger dabei weitestgehend einig in der Standortfrage.

Das von ihnen bevorzugte Baugrundstück birgt allerdings etliche Probleme und war von den Behördenvertretern im Vorfeld als „nicht geeignet“ bewertet worden. So ist das kleine Wäldchen zum einen eine Ausgleichsfläche für den Autobahn-Anschluss an der Ritterhuder Heerstraße und müsste dementsprechend an anderer Stelle ersetzt werden. Außerdem ist der Boden dort mit Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet, weshalb das Erdreich voraussichtlich aufwendig und kostenintensiv saniert werden müsste. Kritisch könnte außerdem die Erschließung des Grundstücks über die Straße Am alten Sportplatz von den Anwohnern dort gesehen werden. „Es ist ein aufwendiges Planverfahren, das uns da bevorstehen würde“, hatte Wedler diesen Standort eingangs aus stadtplanerischer Sicht beschrieben. Dementsprechend könnte es ihrer Schätzung nach rund zwei Jahre dauern, bis die planungsrechtlichen Grundlagen für den Bau geschaffen sind.

In allen Punkten risikobehaftet

Weitere drei Jahre veranschlagt Udo Stoessel. Denn ihm zufolge wären neben einem umfangreichen Planverfahren auch ein – durchaus langwieriges – Artenschutzgutachten und womöglich daraus resultierende Artenschutzmaßnahmen nötig. Er rechnet hier mit „erheblichen sechsstelligen Zusatzkosten im mittleren Bereich“. Aus fachlicher Sicht sei die Fläche deshalb nicht geeignet – „auch wenn es aus Sicht der Schule natürlich ideal ist. Aber es ist in allen Punkten risikobehaftet.“

Immerhin: Das Grundstück befindet sich bereits im Besitz der Stadt und ist außerdem sehr gut an das Gelände der Schule angebunden. Georgia Wedler zufolge gehört es außerdem auch nicht zum denkmalgeschützten Teil des Oslebshauser Parks. Schulleiterin Monika Steinhauer appellierte eindringlich an die Gröpelinger Ortspolilitiker, sich für diesen Standort einzusetzen: „Ich sehe es tatsächlich als das optimale Grundstück, durch das der Campus-Gedanke unterstrichen und unsere Schule stark aufgewertet würde.“

Schließlich würde auch ein Neubau an einem anderen Standort Zeit kosten, unterstrich Steinhauer: „Im November sind wir zwei Jahre ohne Halle und können jetzt kaum in Sport die Prüfung abnehmen. Wir brauchen sowieso eine Interimslösung – ob die Schüler dort nun zwei Jahre lang hingehen oder mehr. Wir sprechen hier schließlich über eine neue Halle für die nächsten 50 bis 70 Jahre.“

Einstimmig sprachen sich nach rund zweieinhalbstündiger Diskussion die Ortspolitiker für das Wäldchen als Standort für die Turnhalle und ein zusätzliches Unterrichtsgebäude aus sowie für eine ortsnahe Interimslösung bis zur Fertigstellung der Sporthalle.

Tatsächlich sind auch mögliche Übergangslösungen mittlerweile Thema im Liegenschaften-Referat. Unter anderem ist der Bildungsbehörde von einem Unternehmen im Oslebshauser Gewerbegebiet eine Halle angeboten worden. Einen anderen Vorschlag brachte nun Sabine Blode, Vorstandsmitglied beim Sportverein Grambke-Oslebshausen (SVGO), ins Spiel: „Für uns als Verein ist eine kurzfristige Lösung notwendig, denn wenn demnächst auch die Halle der Grundschule an der Oslebshauser Heerstraße weg ist, dann wissen wir nicht, wohin. Wir können immer noch nicht in die Halle an der Alwin-Lonke-Straße und haben vor zwei Jahren die Halle der Schule im Park verloren.“

Etliche Sportler haben schon ihre Vereinsmitgliedschaft gekündigt. Blode schlägt vor, auf dem Vereinsgelände an der Sperberstraße eine mobile Halle aufzustellen, die laut Hersteller innerhalb von sechs Wochen aufgebaut werden könne: „Ich denke, damit wäre allen gedient.“ Dafür gab es Applaus aus dem Publikum, Zustimmung aus den Reihen der Ortspolitik und auch lobende Worte von Kristina Vogt, Vorsitzende der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft. Vogt rät eindringlich, bei der weiteren Planung von vornherein darauf zu achten, dass Anwohner kein höheres Verkehrsaufkommen als bisher zu befürchten hätten. Hier müssten die Behörden ihrer Meinung nach deutlich flexibler und Verordnungen etwa zu benötigten Stellplätzen notfalls geändert werden.

Anfrage in der Bürgerschaft

Am Dienstag nach der Sitzung hätte sich die Bremische Bürgerschaft mit einer Anfrage von Vogt zu den Planungen beschäftigen sollen. Für eine öffentliche Befassung reichte die Zeit an diesem Tag nicht mehr aus; in der schriftlichen Antwort heißt es, es werde geprüft, wie mit dem Votum des Beirats umgegangen werden soll. Zwischen den Zeilen ist Vogts Ansicht nach herauszulesen, dass der Senat ein ehemaliges Schulgrundstück am Alten Heerweg favorisiert. Sie hat deshalb erneut nachgefragt, weshalb das Interesse der Schule vom Senat nicht berücksichtigt werde.

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