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Alkoholkonsum am Straßenbahndepot sorgt für Ärger Beirat befürwortet Szenetreff

Gröpelingen. Das Straßenbahndepot in Gröpelingen ist ein beliebter Treffpunkt für Alkoholiker. Andere Fahrgäste fühlen sich dadurch zum Teil belästigt. Ein Szenetreff gegenüber könnte die Situation entschärfen.
03.11.2013, 00:00 Uhr
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Von Anne Gerling

Seit Langem treffen sich am Straßenbahndepot in Gröpelingen regelmäßig Menschen, um dort Alkohol zu trinken und den Tag zu verbringen. Manch einer empfindet dies als Belästigung. Streetworker Jonas Pot d‘Or von der Inneren Mission hat im Sozialausschuss des Gröpelinger Beirats mit Vertretern der Polizei und der BSAG darüber gesprochen, wie sich die Situation verbessern ließe. Sein Vorschlag: Ein selbst gebauter Szene-Treffpunkt gegenüber vom Depot.

Für Schüler, Pendler und andere Fahrgäste ist das Straßenbahndepot in Gröpelingen einfach nur ein Umsteigepunkt auf ihrer Fahrt mit Bussen und Bahnen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Für andere allerdings ist das Depot ein wichtiger Treffpunkt: Schon seit Längerem steuern viele Alkoholabhängige diesen Ort an, um dort gemeinsam den Tag zu verbringen. Das läuft nicht ohne Reibereien ab; immer wieder fühlen sich andere Fahrgäste gestört oder belästigt.

„Im Juni sah es dort beispielsweise so aus: Von den sechs Haltestellenanlagen waren drei von morgens um 9 bis um 15 oder 16 Uhr bevölkert und Hunde liefen dort frei herum. Es kamen Beschwerden der Kunden“, beschrieb Ralf Gießmann von der BSAG nun im Sozialausschuss des Gröpelinger Beirats, der das Thema auf seine Tagesordnung gesetzt hatte.

Wo können und sollen sie hin?

Spitzt sich die Situation zu, dann komme der Sicherheitsdienst oder die Polizei, so Gießmann weiter. Meistens zeigten sich die Leute dann einsichtig und wichen an andere Orte aus – etwa an die Haltestellen an der Heerstraße, zum Rewe-Markt, dem Rondell im Grünzug oder zum Werftarbeiter-Denkmal in der Lindenhofstraße. Häufig kommt es aber auch zu stundenlangen Diskussionen, weiß Streetworker Jonas Pot d‘Or von der Inneren Mission. Und an deren Ende heiße es dann oft ratlos: „Ja aber , wo können wir denn hin?!“

Genau dazu hat Pot d‘Or eine Idee. Er würde gern das städtische Gelände am unteren Ende des Friedhofs auf der anderen Seite der Debstedter Straße vis-à-vis vom Depot zu einem Treffpunkt für die alkoholabhängigen Depot-Besucher umgestalten. Ein bewachsener Holzzaun würde für Sichtschutz sorgen; Pot d‘Or will außerdem einen Unterstand gegen Regen bauen und ein Dixi-Klo aufstellen lassen, um für Sauberkeit zu sorgen.

In solch einem Treff wäre die Szene dann einerseits unter sich - hätte andererseits aber trotzdem ihren Platz im öffentlichen Raum. „Die Leute haben ihr soziales Wohnzimmer nach draußen verlegt und treffen sich, weil sie Austausch brauchen und um ein Stück Lebendigkeit mitzukriegen“, will Jonas Pot d‘Or auch für Verständnis werben.

In Bremen-Nord gibt es am Aumunder Heerweg zwischen Christuskirche und Jugendfreizeitheim seit 2009 einen ähnlichen Treffpunkt, der laut Pot d‘Or gut angenommen wurde und insbesondere von denjenigen Besuchern in Schuss gehalten wird, die ihn ursprünglich mit aufgebaut haben und sich deshalb verantwortlich fühlen. Auch wenn vielleicht nicht alle dort angekommen seien, die bis dahin regelmäßig auf dem Sedanplatz herumhingen – eines hat laut Pot d‘Or vor allem zum Gelingen des Projekts beigetragen: „Da gab es eine gute Zusammenarbeit von Ortsamt, Beirat und Polizei, und der Treff ist mit einer halben Stelle betreut.“

Auch Frank Schröder, Leiter des Polizeireviers Gröpelingen, hat regelmäßig mit dem Thema Depot zu tun beziehungsweise mit mehreren Alkoholszene-Treffpunkten im Stadtteil, an denen es zu Pöbeleien, Schlägereien oder „wildem Urinieren“ kommt. 800 Personen hat die Gröpelinger Polizei im Jahr 2012 in diesem Zusammenhang überprüft und auch in diesem Jahr schon mehr als 500. Ein eigener Treffpunkt könnte die Situation verbessern, meint er; und die Fläche beim Friedhof sei sicherlich perfekt für das Vorhaben: „Ich möchte das gerne positiv begleiten – weiß aber nicht, was sich da entwickelt.“ Denn es handele sich um keine homogene Gruppe, sondern um mehrere unterschiedliche Szenen, innerhalb derer es durchaus auch Konfliktpotenzial gebe. Der Großteil der Leute komme aus Gröpelingen, ob der neue Treff dann womöglich noch weitere Besucher anziehe, müsse man beobachten. Sinnvoll sei deshalb eine „Ausstiegsklausel“. Für Schröder und sein Team ist es auch wichtig zu klären, ob und wie häufig der Treff von der Polizei angeschaut werden soll.

Pot d‘Or würde im April gemeinsam mit den späteren Treff-Besuchern anfangen zu bauen und dann innerhalb von zwei Wochen fertig sein. Vorher will er die für das Vorhaben benötigten rund 3000 Euro beschaffen und die Eigentumsverhältnisse zu der avisierten Fläche klären. Von der BSAG erhofft er sich Unterstützung bei den Pflasterarbeiten, der Beirat hat signalisiert, das Vorhaben mit Globalmitteln unterstützen zu wollen. Fraglich ist noch, aus welchen Töpfen die fortlaufende Miete für das Dixi-Klo finanziert werden könnte. Die Einrichtung des Treffpunkts ist für Pot d‘Or eine „mutige Entscheidung“. Der Zielgruppe werde es gut tun, zu sehen, dass sie es wert sei, für sie einen schönen Ort herzurichten, ist er außerdem überzeugt.

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