Von außen haben ihn wohl schon alle Bremerinnen und Bremer mal gesehen, eintreten durften in den vergangenen Jahren aber nur die wenigsten: der alte Wasserturm auf dem Stadtwerder, liebevoll "Umgedrehte Kommode" genannt. Wir zeigen hier die seltenen Aufnahmen aus dem Inneren des Wahrzeichens, die in den vergangenen Jahren entstanden sind.
Wahrzeichen auf dem Werder So sieht die "Umgedrehte Kommode" von innen aus
Er ist einer der markantesten Bauten Bremens: der Wasserturm auf dem Stadtwerder, die "Umgedrehte Kommode". Doch nur ganz wenige durften in den vergangenen Jahren hineinschauen. Der WESER-KURIER gehörte dazu.
Die "Umgedrehte Kommode" im Oktober 2023, also 30 Jahre nachdem nach gut 100 Jahren endgültig der Hahn des Wasserturms abgedreht wurde. Der Turm diente danach nur noch als Wasserspeicher für die nahegelegene Beck's-Brauerei.

Sprung ins Jahr 2011: Für die Serie "Hinter verschlossenen Türen" durfte der WESER-KURIER in das von 1871 bis 1873 errichtete Baudenkmal von innen besichtigen. Zuvor war Investor Sven-Erik Gless, der das Gebäude 2005 von den Stadtwerken Bremen (SWB) erworben hatte, jahrelang mit Konzepten für eine neue Nutzung des Wasserturms am Einspruch des Denkmalpflegers gescheitert.

Zwölf Meter bis zur Decke sind es in der "Kathedrale", wie der größte Raum im alten Wasserturm genannt wird.

Die "Kathedrale" ist gut 30 Meter tief und 15 Meter breit. Riesige Fenster lassen die Sonne herein, wenn sie denn scheint und es nicht so diesig ist wie am Tag des Besuchs des Redaktionsfotografen.

Das neugotische Backstein-Bauwerk wurde 1978 als Kulturdenkmal eingetragen.

Blick in die erste Etage mit Holzboden und großen Fenstern. 2011 gab es eine Zwischennutzung für Kulturprojekte, unter anderem die Wanderausstellung "Zur Nachahmung empfohlen!" war im alten Wasserturm zu sehen.

In einem der Türme befindet sich ein Treppenhaus, das mit 254 Stufen bis hoch zum Dach des Turms führt.

47 Meter hoch ist die "Umgedrehte Kommode" und bietet einen der schönsten Ausblicke in der Hansestadt.

Riesige Rohre leiteten das Wasser früher durch den Turm und die Stadt. Es kam in den ersten Jahrzehnten nach Inbetriebnahme aus der Weser, es wurde durch Sandfilter geschickt, bekam danach in der Dosierstation noch reinigende Zusätze und wurde schließlich nach oben in die beiden Tanks gepumpt. Der Druck zur Verteilung des Wassers baute sich allein durch das Gefälle auf: von 40 Metern Höhe mit vier Bar hinab in die Stadt.

Die gebogenen Stahlträger an der Decke der zweiten Etage hatten früher eine riesige Last zu tragen: zwei Tanks mit Wasser, 800.000 Liter, und natürlich das Gewicht der Tanks, die aus zehn Millimeter dicken Stahlplatten gefertigt und zusammengenietet wurden.

Auch anhand dieses Hakens lassen sich die Lasten erahnen, die früher im alten Wasserturm bewegt wurden.

Im Sommer 2022 kehrte neues Leben in die "Umgedrehte Kommode": Die Firma Joke Events gestaltete den alten Wasserturm zu einer Veranstaltungslocation um.

Lara Medak, Sprecherin der Agentur Joke Events, präsentierte die Location „Kathedrale“, die auf 250 Quadratmetern bis zu 100 Personen Platz bietet. Diese Zwischennutzung wird jedoch in den kommenden Jahren weichen müssen...

Projektentwickler Amer Sandawi (links) und Unternehmer Wolfgang Weber gehören zu der Gruppe von fünf Anteilseignern einer Projektgesellschaft, die eigens für die Entwicklung des 47 Meter hohen Turms am Rande der Neubauten auf dem Stadtwerder gegründet wurde. Wenn alles rund läuft, soll die "Umgedrehte Kommode" ab 2025 umgebaut werden und später einen Mix aus Wohnen und Gewerbe bieten.

Im Juni 2024 wurde der Sieger-Entwurf für den Umbau der "Umgedrehten Kommode" präsentiert: Das Architekturbüro Westphal plant mit rund 30 teilweise sehr großen Wohnungen; es wird Ateliers geben, Büros, Gewerbe und Gastronomie. Außen wird von den Veränderungen kaum etwas zu sehen sein – außer ein erhöhtes Dach.

Innenperspektive der künftigen "Umgedrehten Kommode". Die künftigen Wohnungen werden speziell im neuen Dachgeschoss bis zu 225 Quadratmeter umfassen, oft auf zwei Etagen. Geplant sind auch Appartements mit etwas mehr als 50 Quadratmetern.