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Bremer Wahrzeichen Mit Wohnungen: Wie die "Umgedrehte Kommode" umgestaltet wird

Neuer Entwurf für die "Umgedrehte Kommode": Nach einem Architekturwettbewerb gibt es jetzt das Ergebnis – und die Pläne sehen vielversprechend aus.
06.06.2024, 19:06 Uhr
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Mit Wohnungen: Wie die
Von Jürgen Hinrichs

Das Preisgericht hat entschieden: Die "Umgedrehte Kommode", eines der Bremer Wahrzeichen, wird nach Plänen des Architekturbüros Westphal umgebaut. Der imposante 150 Jahre alte Backsteinbau bekommt rund 30 teilweise sehr große Wohnungen; es wird Ateliers geben, Büros, Gewerbe und eine Gastronomie. Dieses Ergebnis eines Wettbewerbs unter acht Planungsbüros ist am Donnerstagabend während einer Pressekonferenz bekannt gegeben worden. Baubeginn soll möglichst Ende kommenden Jahres sein. Geschätzte Kosten: 20 Millionen Euro.

Außen wird von den Veränderungen kaum etwas zu sehen sein – eine der Bedingungen im Wettbewerb. "Die Umgedrehte Kommode bleibt die Umgedrehte Kommode", betonte Senatsbaudirektorin Iris Reuther. Ein Punkt, der naturgemäß auch dem Landesdenkmalpfleger besonders wichtig war. Georg Skalecki attestierte dem Gewinner-Entwurf einen "sehr sensiblen und sorgfältigen Umgang" mit dem Gebäude. "Es handelt sich nicht nur um ein Baudenkmal", betonte Skalecki. Der ehemalige Wasserturm, seit 20 Jahren außer Betrieb, sei zugleich ein Technikdenkmal und eine städtebaulich bedeutsame Landmarke.

Die künftigen Wohnungen werden speziell im neuen Dachgeschoss bis zu 225 Quadratmeter umfassen, oft auf zwei Etagen. Geplant sind auch Appartements mit etwas mehr als 50 Quadratmetern. Jede Einheit erhält einen individuellen Zuschnitt, was bei der Art des Bauwerks kaum anders möglich wäre. Für die Gastronomie im Erdgeschoss gibt es nach Angaben der Investoren bereits zwei Interessenten.

"Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, dieses Gebäude zu neuem Leben zu erwecken", sagte Amer Sandawi. Er gehört zu den Anteilseignern der Projektgesellschaft, die den Umbau des 47 Meter hohen Turms finanziert. Das zweite Gesicht des Unternehmens ist Wolfgang Weber. "Ein rundum gelungener Tag", freute sich der Geschäftsmann. Er lobte die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und hob hervor, wie einmütig die zehnköpfige Jury am Ende geurteilt habe. Von dem Ergebnis erhofft sich Weber eine Sogwirkung, sobald die Arbeiten beendet sind: "Die Leute sollen sagen: Da muss ich hin."

Der Denkmalpfleger erinnerte kurz an die Vorgeschichte, an die Irrungen und Wirrungen im Zusammenhang mit dem Projekt: "Wir haben lange daran herumoperiert." Dutzendfach gab es Pläne, dutzendfach wurden sie verworfen. Unter anderem sollte ein Museum einziehen. Oder es gab die Idee, ein opulentes Glasdach draufzusetzen, um Platz für ein Restaurant mit Aussicht über die gesamte Innenstadt zu schaffen. Auch ein gläserner Fahrstuhl war im Gespräch, der an der Ziegelfassade und den Werksteinelementen aus Obernkirchener Sandstein hoch- und runtergerauscht wäre. Ein Graus für Skalecki. Er lehnte damals brüsk ab. Mit den neuen Investoren sei eine andere, sehr angenehme Gesprächskultur in den Prozess eingezogen: "Ich habe es immer gewusst und auch gesagt: Man muss nur den richtigen Plan finden."

Eigentlich dürften auf dem Areal keine Wohnungen entstehen. So sieht es das Planungsrecht vor. "Mit dem Baulandmobilisierungsgesetz haben sich die Grundlagen geändert, allerdings nur für eine begrenzte Zeit", erklärte Senatsbaudirektorin Reuther. Dort, wo Wohnungen Mangelware sind, und das sei in Bremen der Fall, dürfe vorübergehend unorthodox gehandelt werden. In einem Gebäude wie dem ehemaligen Wasserturm freilich nur unter Wahrung der historischen Substanz. Da waren sich Reuther und Skalecki, die in den vergangenen Jahren manche Fehde miteinander ausgefochten haben, ausnahmsweise komplett einig.

Die Vertreter des Bremer Architekturbüros Westphal sprachen von dem Respekt, den ihnen die "Umgedrehte Kommode" abgenötigt habe: "An so eine Aufgabe geht man nicht mit der bunten Feder am Hut heran." Das Gebäude sei eine absolute Perle. Um sie zum Glänzen zu bringen, sei es wichtig, die Geschichte des Wasserturms nicht zu verdecken, sondern sie im Gegenteil hervorzuholen und zu zeigen.

Die Kommode wird in dem Entwurf mit Ecktürmen versehen, die höher sind als bisher und sich damit wieder dem Urzustand nähern. Das ist schon deshalb notwendig, weil das Dach künftig stärker aufragt. Die Türme müssen das Dach übertrumpfen – sonst wäre es keine "Umgedrehte Kommode" mehr.

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