2011 wurde die Wehrpflicht in Deutschland von dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt und damit bis heute abgeschafft. Der derzeit amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte mit einer einfachgesetzlichen Änderung 2024 beabsichtigt, die Grundlage für einen neuen Wehrdienst zu schaffen, sprich: die Wehrpflicht in Deutschland wieder einzuführen. Das Vorhaben wird zurzeit – auch angesichts der aktuellen politischen Lage - kontrovers diskutiert. Der Ausgang dieser Debatte ist ungewiss. Eine Anfang März in der WELT veröffentlichte Umfrage zum Thema "Wiedereinführung des Wehrdienstes" ergab, dass rund 58 Prozent der Deutschen dies befürworten würden. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aber, die diese Wehrpflicht betreffen würde, wurde das Vorhaben des Verteidigungsministeriums laut Umfrage von 61 Prozent der Befragten abgelehnt. Die Planung der Bundesregierung sieht vor, dass die Eignungsprüfung für den Wehrdienst für Männer verpflichtend und für Frauen freiwillig vorgenommen werden sollte. Der WESER-KURIER wollte wissen, was junge Bremerinnen und Bremer von einer geplanten Wehrpflicht halten.
René Wellbrock (23): "Ich bin zwiegespalten. Einerseits ist es wichtig, für die Demokratie zu kämpfen, andererseits finde ich es nicht gut, Menschen zum Kampf an Waffen und damit im Kriegsfall zum Töten zu verpflichten. Ich möchte nicht an der Waffe ausgebildet werden, denn ich würde keinen Menschen töten wollen. Ich könnte mir daher nur vorstellen, Zivildienst in der Pflege zu leisten."

Mette-Lina Korz (20) meint, dass kämpfen nicht die Lösung sein kann.
Mette-Lina Korz (20): "Ich finde es überhaupt nicht gut, wenn eine Wehrpflicht eingeführt wird. Auch nicht, wenn Menschen in den Krieg ziehen müssen. Kämpfen kann doch nicht die Lösung sein. Es muss nach anderen Lösungen geguckt werden, um Konflikte zu lösen. Dass Frauen nicht verpflichtend mit einbezogen werden würden, finde ich gut. Frauen sind schließlich das friedlichere Geschlecht. Sie handeln überlegter und sollten nicht in Kriegen kämpfen."

Michel Eilermann (21) ist kein Fall bekannt, bei dem Aufrüstung einen Krieg abgewehrt hat.
Michel Eilermann (21): "Wehrdienst wäre nichts für mich. Ich bin gläubiger Christ und Pazifist. Für mich kommt Krieg oder Gewaltanwendung nicht infrage. Man muss lernen, Probleme ohne Gewalt zu lösen. Wenn es darum geht, den Aufbau anderer Länder zu unterstützen, wäre ich definitiv mit dabei. Auch Zivildienst würde ich gerne leisten. Ich verstehe einfach nicht, was diese ganze Aufrüstung zurzeit soll. Ich habe noch nie gehört, dass Aufrüstung gegen Kriege hilft."

Leonie Meineke (23) studiert zurzeit Humanmedizin.
Leonie Meineke (23): "Ich finde diese ganze Diskussion und die Idee einer Verpflichtung zum Dienst an der Waffe einfach nur schrecklich. Außerdem bin ich für Gleichberechtigung und finde, dass ein Wehrdienst nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer freiwillig sein sollte. Alles andere entspricht einem veralteten Rollenbild. Mit einer Wehrpflicht entzieht der Staat Menschen das Recht, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Ist man beim Militär, kann die Regierung bestimmen, dass du in den Krieg und damit in den Tod ziehen musst. Ich bin absolut dagegen."

Lavinia Tomanek (23) findet, eine Verpflichtung zum Wehrdienst dürfte heutzutage kein Thema mehr sein.
Lavinia Tomanek (23): "Ich finde, man sollte sich generell von den Themen Gewalt und Krieg distanzieren. Der Dienst an der Waffe bringt Menschen bei zu töten. Im Grunde wird mit einer Wehrpflicht das Töten vereinfacht, da die Menschen dann wissen, wie sie jemanden umbringen können. Das finde ich einfach nur schlimm. Wenn es Menschen gibt, die das gerne lernen möchten – bitte. So etwas zu einer Pflicht zu machen dürfte heute kein Thema mehr sein."

Linus Köppen (24) studiert Theologie und möchte später gerne als Pastor oder Diakon arbeiten.
Linus Köppen (24): "In einer idealen Welt müsste diese Frage überhaupt nicht aufkommen, weil es keine Kriegsgefahr geben würde. Aber die Welt ist nicht ideal. Daher befürworte ich prinzipiell einen Wehrdienst. Denn wehrlos dazustehen ist nur für Tyrannen gut. Außerdem würde eine Wehrpflicht jungen Menschen nach der Schule erst mal eine gewisse Struktur geben. Man muss allerdings aufpassen, dass der Militarismus nicht in zu starkem Patriotismus endet. Ich würde mich für den Zivildienst entscheiden."