Mit Mike Richter kann man sich stundenlang über Fleisch unterhalten, lernt Neues und bekommt richtig Lust, sich die Weite und Viehhaltung Nebraskas anzuschauen. Ich weiß jetzt das Nebraska Rinder in den letzten 180 Tagen ihres Lebens mit Mais gefüttert werden, deswegen schmeckt das Fleisch im Verhältnis zu irischem oder deutschem Steak leicht süßlich. „Durch den Mais karamellisiert das Fleisch“, weiß der gelernte Koch und gastronomische Leiter.
Mit der Eröffnung des ersten The Grill in der Vahr kam 2011 ein völlig neues Steak-House-Konzept an die Weser. Ein Grill, in dem qualitativ hochwertige Steaks bei maximal 800 Grad Celsius so kross angebraten werden, dass sich die Oberfläche sofort schließt und der Saft im Fleisch erhalten bleibt. Ein besonderer Genuss, auch preislich.
Nun ist das Restaurant in den 17. Stock des hohen Zechturms mit Blick über den Europahafen und die ganze Stadt gezogen. Allein dafür lohnt sich ein Besuch. Im Rahmen eines Geschäftsessens war ich hier gelandet und so angetan, dass meinem Bekanntenkreis mein „kennst du den Mittagstisch im The Grill“ schon aus den Ohren kam.
Bevor ich Mike Richter um eine Gabelprobe bat, hatte ich somit die Karte hoch und runter gegessen. Für die Gabelprobe wählten wir die Kürbis Gnocchi mit Babyspinat und aromatischen Tomatenperlen für 19,50 Euro, den The Grill Burger für 24,50 Euro und das Bürgermeisterstück für 34,50 Euro. Vorweg gibt es, wie am Abend, das köstliche selbst gebackene Zwiebelbrot mit gesalzener Butter („Manche Gäste kaufen Brot für zu Hause“). Die Gnocchi schmeckten gut, aber Fleisch ist halt des Grills Gemüse.
Das Bürgermeisterstück kann vom deutschen Rind nur als Schmorfleisch serviert werden, die US-Version kommt (perfekt und zart) kurzgebraten auf den Tisch, mit tollem Fleischgeschmack auf einem gut gewürzten Gemüsemix verschiedener Bohnen und Buchenpilzen. Dazu gibt es Kartoffelpüree aus der goldgelben Aztec Gold Kartoffel. Der Burger, ebenfalls Nebraska Beef, ist saftig im fluffigen Brioche und die Pommes dünn und groß portioniert – satt wird man hier in jedem Fall.
Das The Grill wird immer eines der besonderen Restaurants in Bremen bleiben. „Sie glauben gar nicht, wie viele Heiratsanträge hier gemacht werden“, bestätigt Mike Richter den Ruf des aktuellen Insta-Spots. Mir gefällt, dass man das ganze The Grill Paket (Tischwäsche, Brownie zum Kaffee, Lindkugel zur Rechnung, Zwiebelbrot) mittags in ungeschmälerter Qualität zu einem fairen Kurs genießen kann. Das machen nicht nur Stammgäste, sondern „zu 70 Prozent neue Gäste“.
Das sagen die Stammgäste: Etwas traurig waren wir wegen des Umzugs schon, für uns hängen viele Emotionen am alten Standort, jetzt sind wir hier angekommen und weiterhin vom Team und der Qualität begeistert; 24,50 Euro für einen Burger rufen auch andere Läden auf, hier passen Qualität und Ambiente zum Preis; wir wollten mal den Mittagstisch ausprobieren: Die Bedienung ist sehr freundlich, das Ambiente schön, der Blick toll und jedem schmeckt sein Essen – es gibt nix zu meckern; tolle Location, mir fällt in Hamburg kein vergleichbares Restaurant ein.