Es ist ein wenig verflixt in der Hansestadt. Denn auf der einen Seite lag die Arbeitslosenquote in der Stadt Bremen im September bei 9,5 Prozent, und die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen sank um 1,3 Prozent auf 27.642 Personen. Aber auf der anderen Seite liegt die Zahl der unbesetzten Jobs in der Hansestadt bei knapp 7500 Stellen.
So meldete auch die Bundesagentur für Arbeit, dass es in Deutschland derzeit so viele freie Stellen wie selten zuvor gibt. Nach der Sommerpause habe die Arbeitskräftenachfrage sogar noch einmal kräftig zugelegt. In fast allen Branchen liege die Zahl der offenen Stellen höher als vor einem Jahr.
Engpässe an der einen oder anderen Stelle
Nach Angaben der Arbeitsagentur für Bremen und Bremerhaven bleiben die Stellen hier in der Region auch immer länger unbesetzt. Denn von den 7500 Jobs sind 3300 Stellen bereits länger als drei Monate unbesetzt. Der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Götz von Einem, sagte: „Ganz genau ist diese Zeit der Vakanz bereits acht Tage länger als noch vor einem Jahr. Daran lässt sich erkennen, dass es da an der einen oder anderen Stelle zu Engpässen kommen kann.“
Und diese Engpässe bemerken auch die Unternehmen in Bremen. So sind beim Satellitenbauer OHB derzeit in der Hansestadt 89 Stellen fest zu besetzen. Dazu kommen am Standort Oberpfaffenhofen bei München nochmals neun Jobs. Hohen Bedarf hat das Unternehmen bei Ingenieuren, die in den Reinräumen die Satelliten zusammenbauen, integrieren und testen.
Ebenso werden Mitarbeiter gesucht für die Bereiche System-Engeneering, Satellitenbodensysteme und Software. Diese Liste ließe sich auch fortsetzen für die OHB-Standorte außerhalb Deutschlands.
Standort Bremen bekannter machen
Das für Personal zuständige Vorstandsmitglied der OHB SE, Klaus Hofmann, sagte dem WESER-KURIER: „Die OHB System AG wächst kontinuierlich. Das stellt uns vor große Herausforderungen, denn wir müssen uns auf dem nachfrageintensivsten Arbeitsmarkt, dem für Ingenieure behaupten. Unsere High-Tech-Produkte und das große Zukunftspotenzial der Raumfahrtindustrie verschaffen uns eine günstige Ausgangsposition dabei, Ingenieure zu gewinnen. In den vergangenen zwei Jahren sind schon 100 hinzugekommen."
Hofmann gibt zu bedenken: "Diesen Vorteil können wir aber nur dann weiter voll nutzen, wenn wir als Arbeitgeber weiter hoch attraktiv bleiben. Deshalb ist es dringend geboten, das hohe Image unserer Produkte mit guten Arbeitsbedingungen sowie einem attraktiven Standort Bremen in Einklang zu bringen."
OHB arbeite außerdem daran, die Attraktivität des Standorts Bremen bekannter zu machen. Ebenso auf der Suche im Bereich Technik ist das Team Neusta. Bis Jahresende wird die Unternehmensgruppe 100 neue Mitarbeiter eingestellt haben. Aktuell werden rund 50 neue Kollegen gesucht, hauptsächlich aus dem Bereich Software-Entwicklung.
Carsten Meyer-Heder, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter Team Neusta, sagte: „Gerade weil unsere Unternehmensgruppe stetig wächst, sind wir im Grunde immer auf der Suche nach neuen Kollegen. Bei uns funktioniert das bisher ganz gut, weil uns die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter sehr am Herzen liegt."
Kollegen empfehlen das Unternehmen weiter
So locke das Unternehmen mit guten Verdienstmöglichkeiten und zusätzlichen Leistungen. Auf der anderen Seite hätten die Mitarbeiter viel Freiheit, sich bei Team Neusta weiterzuentwickeln. Meyer-Heder ergänzt: “Das spricht sich natürlich herum und spiegelt sich auch in unserem sehr guten Ranking auf Bewertungsportalen wider."
Es seien auch die Kollegen, die das Unternehmen weiterempfehlen. Durch die Kooperationen mit Uni und Hochschule gebe es auch dort einen guten Kontakt zu den ausgebildeten Nachwuchskräften zu uns. “Um für den steigenden Bedarf auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein, planen wir künftig auch auf Social-Recruiting-Tools zurückzugreifen“, sagte Meyer-Heder abschließend.
Laut Arbeitsagentur wurden im September mehr Stellen neben dem Gastgewerbe auch im Gesundheits- und Sozialwesen gemeldet. Gerade im Pflegebereich werden die Kräfte knapp. Egal, bei welchem Träger auf der Internetseite: Unbesetzte Stellen gibt es überall.
Mitarbeiter im Pflegebereich gesucht
Das führt dazu, dass einige Träger und Unternehmen inzwischen vierstellige Antrittsprämien anbieten. So sucht die Specht-Gruppe beispielsweise für ihren ambulanten Pflegedienst Weser Kräfte in Voll- und Teilzeit und verspricht eine Antrittsprämie in Höhe von 2000 Euro.
Ina Brinkmann, zuständig für das operative Management im ambulanten Pflegedienst „Weser" sagte: "Derzeit suchen nahezu alle Arbeitgeber im Pflegebereich Mitarbeiter. Daher ist der Wettbewerb besonders um die qualifizierten und berufserfahrenen Pflegefachkräfte groß." Ihr Unternehmen benötigt momentan zwei bis drei weitere Pflegefachkräfte oder auch Pflegeassistenten.
Da der Bedarf an ambulanter Pflege steige, will das Unternehmen zum einen den Kundenanfragen gerecht werden, zum anderen wolle man auch weiter expandieren. Angebote auf dem Jobportal der Arbeitsagentur bieten ähnlich 1000 Euro Antrittsprämie und zusätzlich einen Firmenwagen. Ebenso sucht die Bremer Heimstiftung. Von einer Antrittsprämie ist bei den Beschreibungen derzeit noch nichts zu finden.
Logistikbranche sucht ebenso
Auch die Logistik-Unternehmen könnten zusätzliche Mitarbeiter gebrauchen. Im Internet auf dem Jobportal der Arbeitsagentur hat Kühne + Nagel allein für den Standort Bremen 14 Jobs ausgeschrieben. Sprecher Karl Olaf Petters sagte: „Kühne + Nagel hat in Bremen insbesondere in der Seefracht einen wachsenden Personalbedarf. Deswegen suchen wir permanent gute und qualifizierte Mitarbeiter.“
Die momentane Lage auf dem Arbeitsmarkt erschwere die Suche. Trotzdem gelinge es dem Unternehmen, offene Stellen relativ zügig zu besetzen. So kümmere sich das Unternehmen noch stärker um die Bindung von Mitarbeitern. Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger sagte angesichts des Fachkräftemangels: "Immer mehr Jobs bieten auch älteren Arbeitnehmern und Langzeitarbeitslosen Chancen auf dauerhafte Beschäftigung. Allerdings sehen sich die Arbeitsmarktpartner bei Langzeitarbeitslosen oftmals mit Vermittlungshemmnissen konfrontiert, wie chronischen Erkrankungen und fehlender Mobilität. Das schränkt die Möglichkeiten zur Integration oft deutlich ein.“
Zuschüsse für den Pkw-Kauf oder zum Erwerb der Fahrerlaubnis könnten laut Fickinger ein Lösungsansatz sein. Pflege-Unternehmen zeigen bereits, wie sie mit Firmenwagen um die besten Kräfte werben.