Der Standort ist klar, die Gelder sind da – und trotzdem bleiben Verzögerungen ein Bestandteil der inzwischen fast sechsjährigen Geschichte des Mahnmals zur Erinnerung an den Raub jüdischen Eigentums während des Nationalsozialismus. Theoretisch hätten die Arbeiten am Standort in der Nähe der Wilhelm-Kaisen-Brücke längst beginnen können. In die Nische der Treppe soll nach dem Entwurf von Evin Oettingshausen ein sechs Meter tiefer Schacht gebaut werden, der von oben sowie seitlich von unten einsehbar ist und in dem Schattierungen an das den Juden geraubte und in vielen Fällen über Bremen abtransportierte Eigentum erinnern sollen.
Das aktuelle Hindernis hat sich während der Ausschreibung für die Arbeiten ergeben, wie Werner Wick, Sprecher des Kulturressorts auf Nachfrage des WESER-KURIER erklärt: Es gebe zwar Bewerber für einen Großteil der ausgeschriebenen Gewerke, doch vergeben werden konnte der Auftrag mit Gesamtkosten in Höhe von rund 476.000 Euro noch nicht. Der Grund liegt in den Preisvorstellungen – der Ressortsprecher nennt keine genauen Zahlen, aber eine "Preisdifferenz von fast 100 Prozent" zwischen Ausschreibung und Angebot. Möglicherweise liege ein Kalkulationsfehler des Bieters vor, sagt Wick. Er soll jetzt per verlängerter Frist die Chance bekommen, sein Angebot nachzubessern, gleichzeitig sollen verschiedene ausgewählte Unternehmen dann ebenfalls Offerten abgeben können ("Freihändige Vergabe"). Bei einem weiteren ausgeschriebenen Gewerk endet die Frist für die Abgabe von Angeboten Ende nächster Woche.

Die Skizze des geplanten Mahnmals zeigt die seitlichen Sichtschächte.
Nach Angaben des Ressortsprechers könnte bei erfolgreicher Auftragsvergabe ab Ende August mit den Arbeiten an dem Werk der Erinnerungskultur begonnen werden. Wenn die Arbeiten tatsächlich demnächst beginnen sollten, ist trotzdem unklar, ob das Mahnmal noch in diesem Jahr fertig werden würde, ist unklar, denn auch die Hochwassersaison beeinflusst die Baustelle. Im vom Senat Anfang des Jahres vorgestellten Terminplan war deshalb eine Pause zwischen September und März vorgesehen. "Es gäbe auch die Option, dass weitergebaut würde und die Baustelle abgesichert würde, falls Hochwasser droht", sagte Wick. Voraussetzung aber ist, dass sich zunächst eine Baufirma findet. Offen sind ebenfalls noch einige Fragen rund um die Finanzierung, unter anderem die genaue Höhe des von der Speditionswirtschaft zugesagten Beitrags.