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39 neue Klassen gebraucht So stark müssen Bremens Grundschulen wachsen

39 Klassen müssen laut Bildungsressort im neuen Schuljahr an Bremens Grundschulen zusätzlich entstehen. Dem Staatsrat bereitet der Schulausbau schlaflose Nächte. Die CDU sieht Schulen in Randgebieten am Limit.
08.12.2022, 05:00 Uhr
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So stark müssen Bremens Grundschulen wachsen
Von Sara Sundermann

Die Schulen der Stadt müssen weiter wachsen. Die Zahl der Kinder, die 2023 in die Schule kommen, steigt beträchtlich. Das bekommen vor allem die Grundschulen zu spüren, auf sie läuft die größte Bugwelle zu. Das Bildungsressort hat seine Kapazitätsplanung für die Schulen in der Bildungsdeputation vorgestellt.

Die Behörde rechnet damit, dass zum Schuljahr 2023/24 mehr als 5250 Kinder eingeschult werden. Um sie an den Grundschulen aufzunehmen, müssten voraussichtlich 39 Klassen mehr eingerichtet werden, als es derzeit gibt. "Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist exorbitant gestiegen, wir haben deutlich mehr Kinder, die im kommenden Sommer in Bremen in die Schule kommen", sagte Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) zuletzt. "Wir stehen vor der Riesen-Herausforderung, für diese Kinder Schulplätze zu schaffen." Der Anstieg der Kinderzahl konzentriere sich dabei insbesondere in den Stadtteilen, in denen die Bevölkerung ohnehin rasant wachse und in denen es schon jetzt viele Probleme gebe.

Ein Grund für den Anstieg ist, dass Bremen viele Geflüchtete aufgenommen hat – aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern. 2022 wurden in Bremen bisher etwa geflüchtete 2400 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter gezählt.

Am stärksten steigt die Zahl der Grundschüler laut Behörde im Bremer Norden und im Westen. Dort soll eine ganze Reihe von Grundschulen jeweils einen Klassenzug mehr unterbringen als bisher. „Damit, wie groß die Grundschulen in Bremen werden müssen, ist niemand glücklich, wir würden uns wünschen, wir hätten mehr Grundschulen, auf die wir die Kinder verteilen könnten", stellte Senatorin Aulepp fest.

„Die Dimensionen des Problems sind uns bewusst, und die bereiten uns in der Tat schlaflose Nächte“, betonte auch Bildungsstaatsrat Torsten Klieme. Freie Kapazitäten für mehr Kinder gebe es derzeit im Prinzip nicht: „Es ist in allen Stadtteilen so, dass unsere Schulen gut belegt sind.“

Auch mehrere komplett neue Grundschulen sollen 2023 den Betrieb aufnehmen: die Grundschule im Neubaugebiet Gartenstadt Werdersee, die Grundschule an der Carl-Katz-Straße in Arsten und die Grundschule an der Walliser Straße in Osterholz.

Die CDU benennt Stadtteile, in denen der Ausbau besonders schwierig werden dürfte: "Osterholz, Hemelingen, Vahr, Gröpelingen, Vegesack, Blumenthal und Huchting: Dort sind die Kinderzahlen exponentiell gestiegen, da wird es knallen", prognostiziert CDU-Politikerin Sandra Ahrens. Vor allem in den Randbereichen der Stadt treffe der Anstieg "auf völlig unterausgestattete Schulen, in denen zum Teil nur 70 Prozent der Lehrkräfte in den Kollegien voll ausgebildet sind – so stößt ein völlig überfordertes System an seine Grenzen." Einige sozioökonomisch benachteiligte Stadtteile würden die Hauptlast der Integration tragen, weil es dort günstigen Wohnraum gebe. "Die Infrastruktur reicht in diesen Stadtteilen nicht aus", so Ahrens. Brandbriefe von überlasteten Schulen in Gröpelingen hätten in den vergangenen Jahren niemanden interessiert: „Wir lassen die Kitas und Schulen in diesen Stadtteilen seit Jahren im Regen stehen und ausbluten.“

Der Druck auf die weiterführenden Schulen ist derzeit noch geringer: An den Oberschulen werden in der Stadt zum neuen Schuljahr vier Klassen mehr gebraucht. Am stärksten steigt die Zahl der künftigen Fünftklässler in Osterholz und in der Neustadt.

Die Behörde korrigiert ihre eigenen Kapazitätsplanungen in beträchtlichem Maße nach oben: Sieben Klassen mehr als zuvor geplant hält man nun an den Grundschulen für notwendig. An den Oberschulen rechnet das Ressort mit ebenfalls sieben Klassen mehr als noch im Vorjahr angenommen. Dies ist in Bremen in den vergangenen Jahren gleich mehrfach geschehen: Immer wieder wurden die Planungen der Behörde von der Wirklichkeit überholt, immer wieder mussten die Schulen letztlich deutlich mehr Kinder aufnehmen als zuvor angenommen.

Kritik an der Planung der Behörde übt auch Yvonne Averwerser (CDU): Häufig würden Beiräte frühzeitig Alarm schlagen, dass mehr Schulplätze in ihrem Stadtteil benötigt würden als von der Behörde vorgesehen. Diese Expertise vor Ort müsse stärker einbezogen werden. Das sei in der Vergangenheit aber oft nicht geschehen: "Stattdessen werden wieder irgendwelche Neubaugebiete übersehen.“

Das Verfahren zur Erhebung der Kinderzahl müsse verbessert werden, fordert Sofia Leonidakis (Linke): "Wir müssen die Daten des Einwohnermeldeamtes stärker einbeziehen und einen größeren Puffer einplanen. Man kann nicht eng auf Kante planen", so Leonidakis. "Teilweise werden momentan Schulbauten fertig, bei denen vor Fertigstellung klar ist, dass das Gebäude zu klein ist. So etwas sollten wir vermeiden."

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