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Interview „Wir müssen Daten immer zweimal erfassen“

Bremerhaven hat zu niedrige Infektionszahlen veröffentlicht. Ronny Möckel, Leiter des örtlichen Gesundheitsamtes erklärt, wie es zu der Datenpanne gekommen ist.
04.02.2021, 21:32 Uhr
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„Wir müssen Daten immer zweimal erfassen“
Von Timo Thalmann

Anfang der Woche hatte Bremerhaven zu niedrige Infektionszahlen gemeldet. Im Nachhinein musste die Sieben-Tage-Inzidenz erheblich nach oben korrigiert werden. Was war die Ursache?

Ronny Möckel: Das trifft so nicht ganz zu. Entscheidend ist, an wen wir welche Zahlen gemeldet haben. Richtig ist, dass wir in unseren eigenen Veröffentlichungen zu niedrige Zahlen bekannt gegeben haben. Gleichzeitig wurden aber die korrekten Zahlen an Bremen und damit an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt.

Wie ist das passiert?

Die Zahlen für das RKI werden mit einem Programm namens Survnet gemeldet, für das Management der Kontaktverfolgung nutzen wir seit Mai die Software Sormas. Für die Programme gibt es keine Schnittstelle. Das bedeutet, wir müssen die Daten parallel zweimal erfassen.

Und dabei hat sich jemand vertippt?

Denkbar, das war aber nicht unser eigentliches Problem. Ausschlaggebend war ein ­Update für Sormas. Danach hat das System die Daten, die wir eingegeben haben, nicht mehr vollständig ausgegeben, jedenfalls nicht zu Berichtszwecken. Im Gesundheitsamt ist Sormas das zentrale Werkzeug, um Infektionsketten zu verfolgen und Kontaktpersonen zu identifizieren. Dafür ist das ­Sytem konzipiert und das hat zu jedem Zeitpunkt weiterhin funktioniert. Das heißt, unsere zentralen Aufgaben der Pandemiebekämpfung konnten wir immer erfüllen.

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Das wirkt dann nach außen aber nicht so.

Ich weiß, und niemand ärgert sich mehr darüber als ich. Wir haben jetzt aber Vorsorge getroffen, dass wir solche Fehler künftig früher bemerken. Wir werden außerdem einen Datenabgleich zwischen beiden Systemen vornehmen, denn wir mussten feststellen, dass wir nach elf Monaten Pandemie aktuell eine Diskrepanz von 22 Infektionsfällen in den beiden Datenbanken haben.

Aber das ist vermutlich dann doch Fehlern bei der Dateneingabe geschuldet?

In Servnet laufen die Daten mit den positiven Befunden aus den Laboren fast vollständig digital ein, nur ein Labor schickt seine Ergebnisse per Fax. In Sormas werden sehr viele Informationen zu jedem Fall abgelegt, sodass sehr komplexe Datensätze entstehen. Der Faktor Mensch spielt darum immer eine Rolle.

Das Gespräch führte Timo Thalmann.

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Ronny Möckel

ist Chef des Gesundheitsamtes in Bremerhaven und Leiter des Corona-Krisenstabes der Seestadt

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