Es wird wieder puschelig. So viel steht fest. Wenn Jan Fritsch und Uli Baumann alias Charles und Erika am Mittwoch die Große Musikvideoshow moderieren, werden sie ihren „Puschels“, wie sie ihr Publikum nennen, wieder jede Menge „Plüschiges“ bieten. Das versprechen sie zumindest.
Seit zehn Jahren moderieren Jan Fritsch und Uli Baumann die Große Musikvideoshow, bei der die besten Beiträge aus Bremen und Niedersachsen ausgezeichnet werden. Aber sie tun es nicht selbst, sondern in ihren Rollen als Charles und Erika. Als diese beiden führen der Musiker und Komponist Fritsch und die Schauspielerin Baumann schon seit einer ganzen Weile durch ihre Show „Salon Puschel“. Viermal im Jahr steigt dieser in der „Schaulust“ im Güterbahnhof.
Was die Gäste des „Salon Puschel“ zu sehen bekommen? „Eine Freak-Show an den Randzonen der Unterhaltung.“ So drücken es die beiden aus. Gemeinsam mit ausgewählten Musikern, Comedians, kabarettistischen Poeten und Wortjongleurinnen, die allesamt aus Bremen kommen, treten Charles und Erika mit ihrem „Salon Puschel“ regelmäßig vor das Publikum. Und dieses binden sie dabei immer auch ein. Immer wieder finden sich Gäste unversehens auf der Bühne wieder, wo sie zum Teil der Show werden.
Die vielen Gastauftritte befreundeter Künstler führen Fritsch und Baumann vor Augen, wie viel die Bremer Kulturszene zu bieten hat. „Deshalb hatten wir, als wir den Salon Puschel schon ein paar Jahre gemacht hatten, die Idee, aus dem Format eine Fernsehshow zu machen“, erzählt Baumann. Mit einer weiteren Figur, nämlich Babette, hat Baumann nämlich schon Fernseherfahrungen gesammelt: Babette war Co-Moderatorin bei „Radio Bremen“. Doch aus der TV-Idee wurde nichts. Worüber Fritsch nun auch wieder recht froh ist: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich überall erkannt werden möchte.“
Bisher können die beiden nämlich sehr gut unerkannt durch Bremen spazieren. Und wenn sie doch einmal jemand als Charles oder Erika identifiziere, seien es zum Glück immer positive Begegnungen. „Die meisten Leute, die uns ansprechen, sind entweder selbst Künstler oder verrückt oder beides – was die schlimmste Variante ist“, sagt Fritsch und lacht. Bisher habe ihn noch niemand auf der Straße angesprochen, der Charles und Erika nicht auch gut fand. Wenn sie regelmäßig im Fernsehen aufträten, würde sich das wahrscheinlich ändern, vermuten die beiden. So aber leben die beiden ihr unbescholtenes Leben mitten im Bremer Viertel.
Was für die beiden den Reiz ausmacht, sich immer wieder in Charles und Erika zu verwandeln? „Ich finde es nicht so spannend, mich selbst auf die Bühne zu stellen“, sagt Baumann. Während ihres Schauspielstudiums in Zürich habe sie gelernt, Figuren zu entwickeln. „Ich finde es sehr angenehm, auf der Bühne in Figuren reinzuspringen und danach wieder ich selbst sein zu dürfen“, sagt die gebürtige Badenerin. Viele Stand-up-Comedians würden das heutzutage anders machen. „Die haben keine Figuren.“
Dadurch, dass Baumann und Fritsch auf der Bühne nicht sie selbst sind, sondern eben Charles und Erika, geht es auf der Bühne wohl auch extremer zu, glauben sie. „Das ist, wie wenn man ein Mosaikteilchen, das man in sich trägt, aufbläst“, sagt Fritsch.
Einziger Wermutstropfen: Mit dem „Salon Puschel“ verdienen die beiden kaum Geld. Das holen sie mit anderen Projekten rein. Ihr Herz hängt aber vor allem an Charles und Erika, sagen sie.
Die Große Musikvideoshow
◼ Zum zehnten Mal findet in diesem Jahr die Große Musikvideoshow statt, in der das beste Musikvideo aus Bremen und Niedersachsen des Jahres gekürt werden soll. Am Mittwoch, 11. November, steigt ab 19.30 Uhr im Modernes am Neustadtswall 28 das Finale. Bereits vorher hat sich die fünfköpfige Jury getroffen, um aus den 38 Einsendungen die Vorauswahl zu treffen. 13 Bewerber sind ins Finale gekommen. Die 13 Filme werden am 11. November dem Publikum vorgestellt, das dann den Sieger bestimmen wird. Die Show wird von Charles und Erika moderiert. Die Siegerband gewinnt einen Auftritt auf der Breminale, der beste Filmemacher ein Stipendium bei der Akademie Deutsche Pop. Im vergangenen Jahr gewann die Bremer Rap-Gruppe „Ferd“ die Show und damit die Goldene Wurst. An der Abendkasse gibt es noch Tickets ab sieben Euro.