Bremer Serie: Drei Fragen an "Meine Kunden ähneln einem Barometer der Gesellschaft"

Wir haken bei Menschen nach, über die wir 2023 berichtet haben. Drei Fragen an: Andreas Piesbergen, der seine Erlebnisse als Friseur literarisch verarbeitet hat.
09.01.2024, 04:00 Uhr
Lesedauer: 1 Min
Zur Merkliste
Von Justus Randt

Was beschäftigt Sie aktuell?

Als Friseur und damit Gewerbetreibender beschäftigt mich die Situation des Niedergangs der Bremer Innenstadt täglich. Diesbezüglich hoffe ich auf eine baldige Genesung meiner Heimatstadt. Ich bin geborener Bremer und weiß, egal, was Auswärtige sagen, dass diese Stadt extrem viel Potenzial hat. Bremen könnte – im kreativen Sinne – das Monaco Deutschlands sein. Wir sind zwar klein, aber genau das bedeutet auch kurze Wege. 

Was war Ihr schönster Moment 2023?

Durch die Buchveröffentlichung – gemeinsam mit meiner Frau – wurden uns in unserem Friseursalon und darüber hinaus sehr viele Fragen gestellt: Wieso? Weshalb? Warum? Und manchmal haben Menschen in dem Zusammenhang plötzlich aus ihrem Leben erzählt. Besonders erinnere ich mich an eine Frau, die von ihren Depressionen, von Selbstmordgedanken und dem Weg hinaus berichtet hat. Eine Person, die ich Jahre kenne und von der ich es nie vermutet hätte. Das Leben hat mir damit erklärt: Mutig zu schreiben, wird mit Erkenntnis belohnt ... 

Was erwarten Sie von diesem Jahr?

Meine Kunden ähneln einem Barometer der Gesellschaft – sie empfinden die aktuelle Situation in Deutschland als Schweben oder gar schon als ein Fallen in Ungewissheit. Das erzählen sie mir täglich. Es sind Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung. Diese Ungewissheit eint sie mit mir. Ich erwarte nichts und alles. Um das zu verarbeiten, schreibe ich an einem weiteren Buch, in dem sich die Welt für meinen Protagonisten wandelt – indem er das Leben lieben kann.

Zur Person

Andreas Piesbergen oder sein literarisches Alter Ego William von Bergen ist seit Jahrzehnten Friseur und sagt: "Sie wissen doch, ein gutes Gespräch macht eine gute Frisur." Und viele gute Frisuren machen ein Buch. Gemeinsam mit seiner Frau hat Piesbergen "All in Berlin – Depression mal anders" verfasst. Rechtschreib- und Leseschwäche hin oder her.

Info

In dieser Reihe haken wir bei Menschen nach, die im vergangenen Jahr wichtig gewesen sind. Sie erzählen, was sie derzeit tun und welche Ziele sie haben.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)