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Fotoreportage Wie die Affen in der Bremer Botanika Affen Vertrauen lernen

Täglich üben die Tierpfleger kleine Kommandos mit den Primaten in der Botanika Bremen. Das mag spielerisch aussehen, hat aber einen ernsten Hintergrund.
14.04.2024, 08:05 Uhr
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Von Anika Seebacher

Aufmerksame Blicke werfen sich Pia Lewin und Yuna zu. „Hand“ sagt Lewin laut und deutlich – und das Weißhandgibbon-Weibchen mit dem hellen Flauschfell greift nach dem Tennisball, den die Tierpflegerin an einem Stab ans Gitter hält. Weil Yuna das Kommando korrekt ausgeführt hat, drückt Lewin einen Klicker, der ein entsprechendes Geräusch macht, und reicht ein Stück Obst durch den Draht. So trainiert sie täglich mit den vier Weißhandgibbons in der Botanika Bremen.

„Das Training ist für die Tiere das Highlight des Tages“, sagt Lewin. Das hänge vor allem mit der süßen Belohnung in Form von Erdbeeren, Trauben und anderem Obst zusammen. Weitere Kommandos sind etwa „Mund auf“ und „Zunge“. Das Training dient nicht nur dem Zeitvertreib und der Unterhaltung der Menschenaffen. „Wir können spielerisch einen Gesundheitscheck machen“, sagt Lewin: „Wir schauen uns etwa die Finger und Zähne an und würden Verletzungen entdecken. Nebenbei bauen wir natürlich auch Vertrauen auf.“

Doch so groß dieses auch sein mag, stets trennt das Gitter oder die Glasscheibe die Tierpflegerin von den Weißhandgibbons. „Es handelt sich um potenziell gefährliche Tiere, die eine immense Kraft haben“, betont Pia Lewin und zeigt auf den athletischen Körper sowie die muskulösen Gliedmaßen der Primaten, während diese lebhaft von Ast zu Ast schwingen. Auch die scharfen Zähne könnten zur Gefahr werden. Die Tiere, deren ursprünglicher Lebensraum in Südostasien liegt, stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Deshalb übernehmen die vier Weißhandgibbons der Botanika unter anderem die Rolle als Botschafter für den Schutz der Arten.

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In der Botanika Bremen leben seit 2016 Weißhandgibbons. Von den vier aktuellen Tieren sind drei blutsverwandt: Knuppy, Jupp und Wody kommen aus dem ehemaligen Gartencenter Vida aus Huchting. Die elfjährige Yuna wurde vor gut drei Jahren aus einem Zoo in Dänemark umgesiedelt und hat sich schnell eingelebt. „Sie ist hier total aufgeblüht und heute die Dominanteste“, beschreibt Lewin die Rangordnung. Diese muss beim Training eingehalten werden – erst Yuna, dann Knuppy, der mit ihr im gleichen Gehege lebt. Im Anschluss sind die jüngeren Tiere, Jupp und Wody, an der Reihe. Sie sind gerade in der Pubertät und sichtlich aktiver als ihre Artgenossen im Nachbargehege.

Lewins volle Aufmerksamkeit gilt rund fünf Minuten jedem einzelnen Tier. „Länger darf das Training nicht dauern, weil sie sonst das Interesse verlieren und ihre Toleranzgrenze erreichen“, erläutert Lewin, die das Verhalten der Weißhandgibbons mit Charakterzügen von Kleinkindern vergleicht.

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