1998 wurde der Überseehafen zugeschüttet, 2003 der „Masterplan Überseestadt“ verabschiedet und 2004 das Hafenmuseum Speicher XI eröffnet. Dessen Besucher können dort seitdem mehr als 120 Jahre Hafengeschichte erleben. Am Sonntag feiert das Hafenmuseum nun Geburtstag.
Mehr als 120 Jahre Hafengeschichte, museumspädagogische Angebote für alle Altersgruppen, Sonderausstellungen im Bereich Bildende Kunst – immer mit maritimem Bezug – und Außenführungen: Dies alles bietet das Hafenmuseum Speicher XI. „Wir sind stolz darauf, wie sich dieser Ort entwickelt hat, wie wir vernetzt sind und wie sich unsere Besucherzahlen entwickelt haben“, sagt Kuratorin Claudia Seidel, die das Museum gemeinsam mit Astrid Müller und Anne Schweisfurth leitet.
Am Sonntag wollen die drei – allesamt „Frauen der ersten Stunde“ – mit ihren Besuchern und natürlich mit dem Museumsinitiator und Museumsbetreiber Klaus Hübotter feiern: Das Hafenmuseum Speicher XI wird zehn Jahre alt.
Speicher XI vor Verfall gerettet
Im August 2000 – zwei Jahre, nachdem der Überseehafen zugeschüttet worden war – hatte der WESER-KURIER erstmals darüber berichtet, dass der Architekturprofessor und Bauunternehmer Klaus Hübotter den Speicher XI vor dem Verfall retten wolle. Seit 1988 stand das gigantische Gebäude leer. Ein „Lager-, Laden- und Gewerbehaus mit Hafenmuseum“, so stand es damals in seinem Sanierungs- und Nutzungskonzept, wollte Hübotter aus dem 20 Meter breiten und fast 400 Meter langen Backsteinkoloss machen. Angedacht war, dass das Hafenmuseum ein Ableger des Focke-Museums werden sollte – angesichts der erwarteten Betriebskosten allerdings machte die Stadt am Ende nicht mit und so stemmte Hübotter das Projekt schließlich auf eigene Faust.
Asbest entsorgt und Fassade saniert
Bevor die privat betriebene Einrichtung mit 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche am 29. Februar 2004 eröffnet wurde, gab es einiges zu tun: Nach der Asbestentsorgung und Fassadensanierung wurden zunächst die hinteren Segmente des Speichers umgebaut, und am 30. Juni 2003 wurde dort der neue Standort der Hochschule für Künste feierlich eröffnet. Bald zogen das Bremer Zentrum für Baukultur (BZB) und die Speicherbühne im Speicher XI ein; im Hintergrund wurde währenddessen das Hafenmuseum geplant.
„Wir haben 2003 angefangen“, erzählt Claudia Seidel. „Damals war hier noch Großbaustelle. Nachdem die hintere Hälfte des Speichers für die Hochschule umgebaut war, liefen hier vorne noch die Sanierungsarbeiten. Wir bekamen ein provisorisches Büro in Segment 5, das heute unser Magazin ist.“ Dieser Teil des Speichers befindet sich bis heute nahezu in seinem ursprünglichen Zustand – er hat noch die alten Böden und keine Fenster auf der Rückseite.
Das Museumsteam habe damals zunächst eine Anzeige im WESER-KURIER geschaltet, erzählt Claudia Seidel: „Wir haben darin dazu aufgerufen, uns Gegenstände aus dem Hafen zu bringen. Wir dachten uns: Wenn vielleicht zehn bis 20 Leute kämen, das wäre doch schön. Es kamen dann aber fast 200 Menschen und wir haben gewusst: Es ist ein großes Interesse da. Der Hafen war Bremens Lebensader und hat viel mit der Identität der Stadt zu tun.“
Viele ehemalige Hafenarbeiter kamen und boten neben alten Geräten und Werkzeugen vor allem auch ihr Wissen an – und auch die benachbarten Unternehmen unterstützten Seidel zufolge das Vorhaben von Anfang an. „Das Ergebnis ist ein Hafenmuseum, das von ganz vielen Schultern und Händen getragen wird“, sagt Claudia Seidel. „Und für uns hat sich damit herausgestellt: Wir wollen mit Hilfe der kleinen Geschichten die große Geschichte dieses Hafens erzählen.“
Ein reiner Ort des Erinnerns wolle das Hafenmuseum aber nicht sein, betont die Museumschefin: „Bremen ist immer noch ein sehr erfolgreicher Hafenstandort. Die Umschlagszahlen in unseren Häfen sind immer noch hervorragend, deshalb gehen wir auch rein in die Häfen und wollen unseren Gästen einen Einblick in die Entwicklung vermitteln.“ So startet etwa am Sonnabend, 22. März, um 11 Uhr eine neue Radtour mit dem Titel „Genuss? Ein Muss!“ „Dabei geht es um Waren, die in Bremen umgeschlagen wurden und hier immer noch verankert sind“, sagt Claudia Seidel.
Kurz nach dem Hafenmuseum eröffnete ebenfalls in Segment 1 des Speichers das „Infocenter Überseestadt“ der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Im Mittelpunkt dieser Schau steht insbesondere die Zukunft der Überseestadt. Noch bis Sonntag sind dort zwölf Planungsentwürfe von Studierenden der Hochschule Bremen und der Technischen Universität Berlin zu sehen. Sie haben darüber nachgedacht, wie sie den „Masterplan Überseestadt“ – der 2003 den Grundstein für die Entwicklung des rund 300 Hektar großen Quartiers legte – aus heutiger Sicht verändern würden.
Am kommenden Sonntag, 2. März, wird ab 15 Uhr im Hafenmuseum Speicher XI Geburtstag gefeiert: Klaus Hübotter begrüßt ab 15 Uhr die Gäste und schneidet den 2,20 Meter langen Geburtstagskuchen an. Es gibt eine Museums-Rallye für die ganze Familie und „Hart Backbord“, die Partnerband des Museums, bringt Shantys zu Gehör.
Informationen zum Hafenmuseum unter www.hafenmuseum-speicherelf.de