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Kriminalität Autodiebstahl: Bremen gegen den Trend

Bei der Kfz-Kriminalität sticht Bremen positiv aus der Bundesstatistik hervor - allerdings nur bei den Autos, nicht bei den motorisierten Zweirädern.
24.07.2023, 05:00 Uhr
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Autodiebstahl: Bremen gegen den Trend
Von Joerg Helge Wagner

Die Zahl der Autodiebstähle in Bremen ist offenbar rückläufig – gegen den Bundestrend. „Die Fallzahlen liegen 2022 auf einem unterdurchschnittlichen Niveau im Vergleich der letzten sechs Jahre“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. So habe es 31 Fälle weniger als 2021 gegeben – das entspricht einem Rückgang um 12,3 Prozent.

Anders sieht es bei motorisierten Zweirädern aus, wo die Statistik alles vom Mofa bis zum schweren Motorrad zusammenfasst. Hier befinden sich die Fallzahlen im Vergleich der vergangenen sechs Jahre „auf einem überdurchschnittlichen Niveau“, bilanziert Matthie­sen unter Verweis auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Von 2021 zu 2022 gab es eine Zunahme um 85 Fälle oder 55,6 Prozent.

Warum der Trend bei den Autos – anders als bundesweit – in Bremen positiv ist, kann die Polizei nicht erklären. Denn nach einem jüngst veröffentlichten „Lagebild Kfz-Kriminalität“ des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 14.611 Pkw „dauerhaft entwendet“. Das sind 19,6 Prozent mehr als 2021. „Dauerhaft entwendet“ bedeutet, sie wurden nicht wiedergefunden und blieben über das Jahresende hinaus zur Fahndung ausgeschrieben.

In Bremen betraf das mit 116 knapp die Hälfte der 221 entwendeten Pkw. Das wiederum entspricht einer leichten Steigerung um 4,5 Prozent, die aber unter dem Gesamttrend liegt. Anders in Niedersachsen, wo die Zunahme bei den dauerhaft abhandengekommenen Autos mit 19,8 Prozent fast dem Bundesdurchschnitt entspricht. Den höchsten Wert verzeichnete man in Berlin mit 29,3 Prozent, während er im Saarland um 5,4 Prozent sank.

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Als wichtigste Absatzmärkte für in Deutschland gestohlene Autos gelten laut BKA Polen und dessen Nachbarstaaten Litauen und Weißrussland (Belarus). Durch die Grenzschließungen in Folge des Ukraine-Krieges sei der Transit nach Russland und Zentralasien erschwert. Deshalb werden die Häfen wichtiger, von denen aus gestohlene Fahrzeuge zumeist in Containern verschifft werden.

Ausdrücklich erwähnt das BKA neben Hamburg, Antwerpen und Rotterdam auch Bremerhaven als „Ausgangspunkt für Seewegtransporte entwendeter Fahrzeuge und Fahrzeugteile in Containern nach Westafrika und auf die arabische Halbinsel“.

Etwa zwei von drei als gestohlen gemeldeten Autos tauchen binnen Jahresfrist wieder auf. Darunter sind oft Fahrzeuge, die entwendet wurden, um mit ihnen ein anderes Delikt zu begehen.

Statistisch muss man laut BKA unterscheiden zwischen den Fallzahlen der PKS und Fahndungsnotierungen. Letztere beträfen einzelne Fahrzeuge, während zum Beispiel auch der gleichzeitige Diebstahl von mehreren Autos bei einem Händler oder Sammler als ein einziger Fall erfasst werde. Folglich ist die Zahl der Fahndungsnotierungen höher als jene der Fallzahlen. Bei den Fahndungsnotierungen vermeldet das BKA einen noch höheren Anstieg bundesweit: Sie lagen im Vergleich zu 2021 um 30,3 Prozent höher. Hier sind sowohl Autos enthalten, die wieder auftauchten, als auch die dauerhaft entwendeten.

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Am häufigsten betroffen sind Autos der Hersteller VW, Audi, Mercedes und BMW – abgesehen von Audi mit steigender Tendenz. Das BKA hat auch die am stärksten „belasteten“ Marken ausgewertet, bei denen also besonders viele Fahrzeuge im Verhältnis zu deren Zulassungszahlen gestohlen wurden: Hier liegen Jeep, Land-Rover, Porsche und Mazda vorne, während VW wegen seiner sehr großen Fahrzeugflotte nicht ins Gewicht fällt.

Besondere Aufmerksamkeit widmet das BKA Wohnmobilen, weil der Diebstahl dieser oft besonders teuren Fahrzeuge um 148 Prozent angestiegen ist. Allerdings ist die absolute Zahl mit 462 gestohlenen Wohnmobilen im ganzen Bundesgebiet überschaubar.

Die Polizei warnt, dass selbst immer raffiniertere Diebstahlsicherungen kein Hindernis sind, wenn sie sich Autobesitzer leichtfertig verhalten. Wer etwa den Ersatzschlüssel am oder im Fahrzeug deponiere, riskiere wegen dieser groben Fahrlässigkeit den Schutz durch eine Vollkasko-Versicherung.

„Professionelle Autodiebe brechen auch in Häuser oder Wohnungen ein, um in Besitz des Fahrzeugschlüssels zu gelangen“, berichtet Matthiesen. Wenn der Fahrzeugschlüssel gleich in der Diele liege oder am Schlüsselbrett hänge, sei es ein Leichtes, Fahrzeuge sogar aus einer abgeschlossenen Garage zu entwenden. Schlüssel von Autos mit einem Keyless Komfortsystem sollten nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür liegen, damit man das Funksignal nicht von außen abfischen kann. Ratsam sei zudem das Abschirmen, etwa durch eine Aluminiumhülle.

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