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Ein Beispiel für eine mangelhafte Anbindung der Innenstadt Im Tunnel auf schmalem Grat

Bremen. Da soll zusammenwachsen, was zusammengehört – darauf zielen die Planer, wenn sie in den nächsten zwei Jahren das neue Konzept für die Innenstadt verwirklichen. In Workshops mit den Beiräten sollen Ideen entstehen, wie die City stärker mit den Stadtteilen verbunden werden kann.
03.03.2014, 00:00 Uhr
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Im Tunnel auf schmalem Grat
Von Jürgen Hinrichs

Da soll zusammenwachsen, was zusammengehört – darauf zielen die Planer, wenn sie in den nächsten zwei Jahren das neue Konzept für die Innenstadt verwirklichen. In Workshops mit den Beiräten sollen Ideen entstehen, wie die City stärker mit den Stadtteilen verbunden werden kann. Ein Beispiel, wo es zurzeit überhaupt nicht klappt, ist der Gustav-Deetjen-Tunnel.

Mit dem Fahrrad von der Innenstadt über den Herdentorsteinweg Richtung Bahnhof und weiter nach Schwachhausen. So ist der Weg, und es geht zügig voran. Kein Zickzack mehr wie früher, als die Kreuzung am Breitenweg umfahren werden musste. Die breite Fahrradspur in Signalrot gibt fast schon das Gefühl, ein den Autos gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer zu sein. Mit Schwung weiter, am Postamt vorbei, hinein in den Gustav-Deetjen-Tunnel – und dann ist Schluss mit des Radlers Glückseligkeit. Plötzlich muss er sich mit den Fußgängern einen schmalen Bürgersteig teilen. Der Tunnel als Hindernis – ein Beispiel, sagen die Kritiker, wie Bremen seine City schlecht anbindet.

„Als Fußgänger fühlt man sich im Deetjen-Tunnel gejagt“, sagt Stadtplaner Rainer Imholze. Der Referent in der Abteilung Bau und Verkehr wird dieses Problem aufnehmen, wenn seine Behörde das neue Innenstadtkonzept in die Tat umsetzt. Eine Idee hat er noch nicht: „Man kann den Tunnel ja schlecht neu bauen.“ Imholze nennt zwei weitere Beispiele, wo es offenkundig sei, dass die Innenstadt zwar nicht von einer Mauer umgeben werde, zu den Stadtteilen hin aber eine starke Trennung bestehe. „In Utbremen, der Nahtstelle zwischen City und Walle, ist es für die Radfahrer und Fußgänger ganz schwierig“, sagt der Planer. Erst auf Höhe des Fernsehturms gebe es wieder eine klare Verkehrsführung. Oder zur anderen Weserseite hinüber, in die Neustadt und nach Woltmershausen. „Dort sind Bundesstraße und Eisenbahn die Trennlinien.“

Die Wegebeziehungen, und was man daran verbessern kann – das ist Teil des Innenstadtkonzeptes, zu dem nach Angaben von Imholze auch die Entwicklung der Bahnhofsvorstadt gehört. Die Planer legen ihr Raster über das Gebiet, grübeln über Lösungen und beziehen dabei die Beiräte ein, wie Imholze ankündigt. „In der zweiten Jahreshälfte wird es zu den einzelnen Themen Workshops geben.“

Ein Nadelöhr

Einer, der mit Sicherheit dabei sein wird, ist Michael Rüppel, Sprecher des Beirats Mitte. Der Grünen-Politiker beklagt, dass die Innenstadt bislang nicht besonders gut zu erreichen sei. Eine Unterführung wie der Deetjen-Tunnel wirke wie ein Nadelöhr, durch das sich vielleicht noch die Autofahrer zwängen wollten, entschieden weniger aber Radfahrer und Fußgänger. „Was glauben Sie, warum es mit diesen Verkehrsteilnehmern im Tunnel vergleichsweise wenige Unfälle gibt“, sagt Rüppel, „sie meiden den Tunnel, ganz einfach.“ Die Grünen, allen voran ihr Parteivorsitzender Ralph Saxe, haben zwei Lösungsvarianten parat. Auto, Bahn und Bus auf einer Trasse, links und rechts davon Platz für Radler und Fußgänger. Oder, so Saxe: „Eine der beiden Fahrbahnen nur für Autos, die andere als Rad- und Fußweg.“

Konkrete Pläne gibt es nicht, wie Gunnar Polzin, Leiter der Verkehrsabteilung, auf Anfrage mitteilt. „Wir haben mal geprüft, was es bedeuten würde, wenn man im Deetjen-Tunnel den Autoverkehr einschränkt“, sagt er. Ergebnis: Eine deutlich stärkere und nicht hinnehmbare Belastung der Parkallee und des Findorff-Tunnels.

Dieses eine Tor zur Innenstadt – es ist dunkel und für Radfahrer und Fußgänger offenbar abschreckend. „Absolut unmöglich“, findet Saxe. Die Polizei spricht von einem unhaltbaren Zustand. Und auch Polzin ist mit dem Deetjen-Tunnel nicht glücklich: „Er ist eine Erblast aus der Zeit, als in Bremen der Hauptbahnhof entwickelt wurde.“ Heute, ist er sich sicher, würde man es anders machen. Eine Einsicht, die vorerst ohne Konsequenzen bleibt.

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