Jährlich kommen rund 30.000 Besucher in die Bremer Glocke, um das Orchester musica viva zu erleben. Auch in seiner aktuell 29. Spielzeit zieht das Ensemble sein Stammpublikum sowie Neulinge an, die sich von den Klängen mitreißen lassen. Ein Besuch der Proben enthüllt den Weg zum perfekten Auftritt, geprägt von der Freude aller Beteiligten an der Musik, aber zugleich auch Anstrengung der Mitglieder.
Vor drei Jahrzehnten vom künstlerischen und musikalischen Leiter Nicolas Hrudnik gegründet, ist musica viva als hochprofessionelles Ensemble stetig gewachsen. Heute gehören etwa 60 freiberufliche Musiker zum Orchester. Die Instrumentalisten kommen für die Konzertwochenenden aus ganz Deutschland zusammen. Konzertmeisterin und Geigerin Ildiko Bors etwa lebt in Neustadt an der Weinstraße. „Es ist der tollste Job, den ich mir vorstellen kann“, schwärmt die Künstlerin, die in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz beschäftigt ist.
musica viva zeigt breites Reportoire
Die Mitglieder schätzen das „gute Miteinander und die Verbundenheit“ der Gruppe. Nach innigen Umarmungen und einem schnellen Austausch fordert Dirigent Hrudnik aber zur Ruhe auf. „Aufgrund unserer Struktur haben wir nur wenig gemeinsame Probenzeit“, sagt er. Jede Minute zählt. Das Programm, das stets aus Klassikern und weniger bekannten Stücken besteht, verschickt er im Vorfeld per E-Mail. Auch wichtige Absprachen laufen über digitale Kanäle.
Nach der Anreise geht es direkt an die Arbeit. Da das Ensemble keinen Orchesterwart hat, müssen die Stühle selbst ausgerichtet, die Noten sortiert werden. Nach dem Einstimmen von Geige, Cello, Blasinstrumenten und Co. – mehr ein kakophonisches als harmonisches Erlebnis – warten alle auf die Anweisungen des Dirigenten. Hrudnik lässt zunächst das komplette Stück spielen und widmet sich anschließend den Details: Einzelne Takte werden verfeinert, Klangfarben hervorgehoben. Auf alle Instrumentengruppen geht der Dirigent ein und erläutert die Besonderheiten der Werke. Das bedeutet diverse Wiederholungen, „aber wir müssen pingelig sein“, sagt der Leiter.
„Dieses Orchester funktioniert nur so gut, weil jeder Spezialist auf seinem Gebiet ist und das zeigt“, erläutert Hrudnik. Der klangverliebte Dirigent kann sich auf das Ensemble verlassen. So auch bei den drei Auftritten am 26. und 27. April. Dann führt musica viva zum Saisonabschluss gemeinsam mit dem Coro di solisti und dem musica-viva-Chor „Die schönsten Opernchöre“ in der Bremer Glocke auf.

Orchesterleiter Nicolas Hrudnik zeigt bei den Proben vollen Körpereinsatz.