Riensberg. Den Unterricht unterbrechen, weil aufgestaute Energie raus muss – das kommt in der Schule an der Fritz-Gansberg-Straße häufiger vor. Deshalb sind die 50 Schüler unter anderem hier. Sie brauchen und bekommen besondere Unterstützung im sozialen und emotionalen Bereich, um irgendwann wieder am Unterricht einer Regelschule teilnehmen zu können. Denn den haben sie schwer beeinträchtigt, bevor sie an die Fritz-Gansberg-Schule gekommen sind.
Dampf ablassen in der Sporthalle ist laut Schulleiter Thomas Schipfer immens wichtig für die Schüler. Möglich ist das allerdings nur noch sehr bedingt. Seit drei Monaten ist die Sporthalle der Schule gesperrt. Das Dach ist marode. Es besteht Einsturzgefahr.
Drei Monate ohne die Halle, das zehre an den Nerven aller, sagt Schipfer. Zwar habe die Schule inzwischen Hallenzeiten beim Sportverein Bremen 1860 bekommen, „aber mit denen können wir nur gut die Hälfte des bisherigen Sportunterrichts abdecken“. Aber das Wichtigste seien tatsächlich die spontanen Auszeiten, die sie früher in ihrer Halle nehmen konnten. Der Pausenhof tauge trotz steigender Temperaturen nur sehr bedingt als Alternative. „Wir brauchen einen Schwingboden, damit sich unsere Schüler gefahrlos auspowern können“, erklärt Schipfer. Aus demselben Grund werde auch die Aula nur selten genutzt.
Wann das Dach ihrer Halle saniert wird, weiß der Schulleiter nicht. Und dann sei da ja auch noch der Schimmel. „Kurz vor Schließung der Halle wurden in der Halle Sporen festgestellt“, sagt Schipfer. Über die Ursache sei ihm bislang nichts bekannt. Also heiße es weiterhin: abwarten.
Im Warten sind Lehrer und Schüler der Fritz-Gansberg-Schule seit vielen Jahren geübt. Denn auch das desolate Schulgebäude müsste an zahlreichen Stellen dringend saniert werden. Dass bisher auch trotz Drängen des Beirats nichts dergleichen passiert ist, liegt an der ungewissen Zukunft der Schule. Im Zuge der Inklusion will Bremen eigentlich keine Förderzentren wie an der Fritz-Gansberg-Straße mehr unterhalten. Eigentlich – so ganz sicher war man sich aufgrund der Problemlage der Schüler am Ende aber doch nie, und hat die Betriebsdauer vor einigen Monaten vorerst bis 2024 verlängert.
Mit der erneuten zeitlichen Begrenzung wird nun auch einmal mehr hinsichtlich der Turnhallensanierung argumentiert. Es fänden zurzeit Gespräche mit der Bildungsbehörde statt, da die Sanierung in Abhängigkeit zur längerfristigen Standortsicherheit steht, erklärt Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen (IB). Sobald eine Entscheidung getroffen sei, werde das übliche Prozedere in Gang gesetzt.
Erste Anzeichen für eine Entscheidung gibt es im Bildungsressort derzeit aber noch nicht. Mehr als „es muss eine Lösung geben“ und „wir sind in Gesprächen mit IB“ ist von Sprecherin Annette Kemp nicht zu erfahren.
Fest steht immerhin schon jetzt, dass die Schimmelsporen in der Halle im direkten Zusammenhang mit dem maroden Dach stehen. Sie wurden laut Schulz freigesetzt, als die Hallendecke im vergangenen Winter geöffnet werden musste, um die Ursache für das eindringende Wasser zu prüfen. „Die anschließenden Messungen ergaben, dass nur im Bereich der Decke Schimmelsporen vorhanden sind, nicht jedoch am Boden des Gebäudes“, sagt der IB-Sprecher. Sofern die Sanierung der Halle vorgenommen werde, würden auch die erforderlichen Arbeiten zur Schimmelbeseitigung an der Decke in Angriff genommen werden.
Das Tempo, das die Bildungsbehörde bei der Schadensbehebung vorlegt, stößt beim Beirat auf Kritik. „Natürlich hätten wir uns eine schnellere Abwicklung der Sanierung der Turnhalle gewünscht“, betont Sprecherin Barbara Schneider (Grüne). „Die Halle ist für diese Schule ganz besonders wichtig, weil die Kinder sich da mal auspowern können, wenn sie es brauchen.“ Dass Gespräche laufen, wie es aus dem Ressort und von IB heißt, reiche nicht, kritisiert Schneider. „Hier muss mit Hochdruck eine Lösung gefunden werden.“
Das Schulgebäude sei in seiner Unterhaltung seit Jahren massiv vernachlässigt worden, darauf habe der Beirat mehrfach hingewiesen. „Da wäre es jetzt ein positives Zeichen ausgleichender Gerechtigkeit, wenn die Entscheidung zum Umgang mit der Turnhalle höchste Priorität hätte“, erklärt die Beiratssprecherin.