Ein Fußballmärchen ist es noch nicht. Aber die Beziehung zwischen dem Bremer SV und der Regionalliga Nord begann ordentlich, und es ist gut möglich, dass sie die laufende Saison überdauert. Während die meisten Spieler des Aufsteigers vor ein paar Wochen also mehr oder weniger zufrieden in die Winterpause gingen, machte sich Alexander Arnhold ernsthafte Gedanken über seine Situation. Mit ernsthaften Konsequenzen: Der Mittelfeldspieler wird den BSV verlassen. „Ich war unzufrieden mit der Situation“, sagt der 29-Jährige. Er hatte ganze 26 Minuten auf dem Platz gestanden in den vergangenen Monaten, also lediglich eine Nebenrolle gespielt. Arnhold: „Ich habe lange überlegt und dann auf mein Bauchgefühl gehört.“ Sein Bauch ließ ihn wissen: „So geht es nicht weiter.“
Es hatte sich eben eine ganze Menge verändert im Vergleich zu den Vorjahren. Bis zum Sommer galt Alexander Arnhold als unumstrittener Stammspieler des Bremer SV, war Kapitän und zentrale Figur des Aufsteigers. Da er zudem bereits seit 2016 das BSV-Trikot trug, zählte Arnhold zu den Gesichtern dieses Vereins. Er selbst machte aus seiner Zuneigung ebenfalls keinen Hehl: „Ich habe den BSV über die Jahre sehr ins Herz geschlossen.“ Bereits Anfang August gab seine Nichtberücksichtigung im Pokalspiel gegen Schalke allerdings einen ersten Hinweis darauf, dass die Dienste des zentralen Mittelfeldspielers vielleicht nicht mehr so geschätzt sein würden in dieser Saison.

Auch im Aufstiegsspiel des Bremer SV gegen Concordia Hamburg war Arnhold als Kapitän im Mittelfeld gesetzt.
Aber das war nicht alles: Anschließend musste sich der in der Finanzdienstleistung tätige Arnhold auf Dienstreise begeben, dann erkrankte er für mehrere Wochen an Corona und schließlich standen Hochzeit und Hochzeitsreise auf dem Programm. „Ich habe eine wichtige Phase verpasst“, bestätigt er. Abgesehen von einer kurzen Rückkehr für zwei Spiele Anfang September hatte der Mittelfeldspieler erst Ende Oktober wieder zur Verfügung gestanden. Seitdem war Arnhold fit und einsatzbereit, jedenfalls fühlte er sich so. Die sportliche Leitung sah das offenbar anders, und das hinterließ den einstigen Stammspieler einigermaßen ratlos. „Ich konnte nur machen, was man mir sagt, alles andere lag nicht in meinen Händen“, sagt Alexander Arnhold.
Nachdem er im September zu einem Kurzeinsatz über 19 Minuten gekommen war, durfte er beim 4:0 über Weiche Flensburg im vorletzten Spiel des Jahres für weitere sieben Minuten mitmachen. Die Hoffnung auf einen Startelfeinsatz erfüllte sich dagegen auch dann nicht, als in den zentralen Mittelfeldspielern Mats Kaiser und Lukas Muszong zwei vermeintliche Konkurrenten Arnholds verletzt ausfielen. Man ahnt: Der für das körperbetonte Spiel gegen den Ball bekannte Torsten Gütschow sah in dem 1,73 Meter großen Alexander Arnhold keine echte Alternative. Der neue Trainer war ja auch erst im Sommer zum BSV gewechselt – und hatte sich dann auch angesichts des Ausfalls des einstigen Schlüsselspielers auch lange kein Bild von dessen Einsatzfreudigkeit machen können.
Für Arnhold stand nach dem Verlauf der letzten Monate jedenfalls fest: „Ich hatte keine faire Chance.“ Und da er vor Kurzem erfuhr, dass ein Wechsel in der Winterpause eine Kündigung bis zum Jahresende erfordert, handelte der Kicker: Kurz vor Weihnachten ließ Alexander Arnhold die Verantwortlichen wissen, dass er den Bremer SV verlassen wird. Wohin die Reise geht, ist allerdings noch unklar. Erst einmal will Arnhold die kommenden Tage nutzen, um die schwere Zeit zu verarbeiten: „Das war eine mentale Herausforderung: Ich war lange Zeit nicht im Einklang mit mir und habe erst seit einigen Tagen die Kurve bekommen.“
Sicher ist, dass bereits einige Vereine auf seine Situation aufmerksam geworden waren, noch bevor die Trennung erfolgte. Es gibt Interesse aus der Regionalliga Nord und der Oberliga Niedersachsen. „Ich habe bislang alles abgeblockt, werde aber bald in die konkreten Gespräche gehen“, sagt Arnhold. Damit 2023 für ihn sportlich wieder ein besseres Jahr wird.