Eigentlich sollte es ganz einfach sein: Wer im Bremer Norden in einer Mannschaft Fußball spielt, der hat zumeist einen festen Verein mit festen Trainingszeiten und einer festen Trainingsstätte. Diese Ecksäulen des Vereinslebens schwanken jedoch seit einigen Jahren zunehmend.
Vor allem wenn es um ausreichende Trainingsplatzkapazitäten geht, beklagen viele Clubs schon länger erhebliche Mängel. Die Anlage des Blumenthaler SV am Burgwall bildet da keine Ausnahme. Die Jugendarbeit ist überwiegend leistungsorientiert. Die erste Herren spielt in der höchsten Spielklasse des Bremer Fußballverbandes, der Bremen-Liga. Trotzdem kann der Verein nicht allen Mitgliedern gute Trainingsbedingungen bieten. Erst recht nicht im Winter. Denn in der kalten Jahreszeit wird es bekanntlich früher dunkel. Zusätzlich drohen die Böden der Schlackeplätze zu frieren, was sie unbespielbar machen würde.
"Wir haben im Winter nur einen einzigen Kunstrasenplatz zur Verfügung, das ist zu wenig. Unsere Trainingsanlage wird von drei Clubs und insgesamt 33 Mannschaften genutzt, da die DJK Germania Blumenthal und der SV Türkspor hier ebenfalls trainieren", erklärt Peter Moussalli, erster Vorsitzender und Trainer der U17-Mannschaft des Blumenthaler SV. Da käme es nicht selten vor, dass zu derselben Trainingszeit vier verschiedene Mannschaften und 82 Spieler gleichzeitig auf dem Platz stehen. Vernünftiges Spielen so kaum möglich, aber "wir behelfen uns irgendwie, anstatt Fußball gibt es dann Lauftraining oder Fitnesseinheiten", sagt Moussalli. Optimal sei das natürlich trotzdem nicht, da man auch einen gewissen Leistungsanspruch habe. "Fast alle Mannschaften spielen in den höchsten Bremer Ligen, die Jugendteams spielen regelmäßig in der Regionalliga", weiß er. Vier Mal die Woche reine Fußballtrainingszeit wäre deshalb für die jeweiligen Teams ideal, jedoch mit nur einem Platz nicht umsetzbar.
Enge Taktung
"Natürlich leidet auch die Leistung darunter. Wenn hier an den Wochenenden die Punktspiele abgehalten werden, ist die zeitliche Taktung für den Platz sehr eng. Um neun Uhr morgens wird das erste und um 19 Uhr das letzte Spiel angepfiffen", berichtet der U17-Trainer. Das habe zur Folge, dass sich die Teams nicht vernünftig aufwärmen könnten, der Kunstrasenplatz sei "dauerbesetzt". Man bemühe sich, alternative Lösungen zu finden. "Wir haben für den Winter beim SV Grambke-Orlebshausen und bei Aumund eine Mitnutzung beantragt, der logistische Aufwand ist allerdings für die Kinder und Trainer enorm", so Moussalli. Außerdem vermutet er, dass der Blumenthaler SV aufgrund mangelnder Trainingszeiten durch die enge Platzverteilung bereits Spieler verloren habe. Er beobachte zunehmend eine Abwanderung der jungen Kicker nach Niedersachsen oder Bremerhaven. Moussalli bedaure diese Entwicklung, da der Verein gute Perspektiven bieten könne. "Bereits einige unserer Spieler haben es vom Amateur- in den Profi-Bereich geschafft. Ousman Manneh ist ein Beispiel dafür".
Moussalli ist davon überzeugt, dass sie mit besserer Infrastruktur noch leistungsstärker sein könnten. Voraussetzung dafür: Ein zweiter Kunstrasenplatz. "Wir haben keinen Großsponsor, alles wird durch regionale Sponsoren und durch viel Schweiß und Herzblut mitgetragen. Wir stoßen aber an unsere Grenzen und würden uns mehr Unterstützung vom Land Bremen wünschen", sagt er.
Das sagt das Bremer Sport-Ressort
Laut Bernd Schneider, Pressesprecher beim Ressort für Soziales und Sport, läge dem Sportamt noch kein entsprechender Antrag vom Blumenthaler SV vor. Hinzu käme, dass es in Bremen keine einzige städtische Anlage gäbe, die zwei Kunstrasenplätze zur Verfügung hätte. Vielmehr müssten einige Vereine immer noch gänzlich ohne so einen Platz auskommen. Schlussendlich sei es auch eine Geldfrage. "Bremen hat in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand genommen, um nach und nach Kunstrasenplätze einzurichten. Die Plätze sind sehr teuer und belasten den Haushalt der Sportfördermittel enorm", sagt Schneider. Demgemäß könne der Ausbau nur in kleinen Schritten erfolgen. "Die Entscheidung über den weiteren Ausbau fällt in der Sportdeputation". Der Kreissportbund Bremen-Nord unterstützt die Vereine bei Anliegen wie dem des Blumenthaler SV. "Bei der Beantragung helfen wir gerne, geben Tipps oder leiten die Anliegen an die zuständigen Stellen weiter", erklärt Hans Peter Hanke, stellvertretender Vorsitz.
Peter Moussalli hat Verständnis für die Geld- und Verteilungsproblematik. Trotzdem könne man gemeinsam mit den Behörden einen Kompromiss schließen. Sein Vorschlag: Auf dem vorhandenen, aber wenig genutzten Schlackeplatz einen neuen immergrünen Boden verlegen. Dabei solle die Flutlichtanlage erhalten bleiben, "das wäre deutlich günstiger als ein komplett neuer Platz", weiß Moussalli. Nun müssen sich wohl beide Parteien an einen Tisch setzen und darüber beraten, wie es in Zukunft weiter geht. Der erste Vorsitzende des Blumenthaler SV gibt diesbezüglich an, dass der Verein dazu bereit ist "unseren Teil beizutragen".