Im Doku Blumenthal dreht sich zurzeit alles ums Wasser. Passend zur aktuellen Ausstellung „Wasser für alle“ wurde das nasse Element auch in mehreren Kurzfilmen aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet – mal unter der Wasseroberfläche, mal am Ufer oder mitten in der Stadt. „Kurze Sinnflut“ – unter diesem Titel hatte das Dokumentations- und Kulturzentrum zum Kurzfilmabend geladen. Zusammengestellt wurde die Kollektion von Short-O-Rama.
Die Kurzfilmreihe läuft seit 2015 in der Kulturwerkstatt „Westend“ in Walle. Vier Mal pro Jahr werden dort Filmabende veranstaltet. Johanna Schwarz, die das Doku zusammen mit Kim Kraul leitet, gehört von Beginn an zum Organisationsteam von Short-O-Rama. Sie hatte die Idee, die Kurzfilmreihe auch nach Blumenthal einzuladen – eine Premiere.
Die gezeigten neun Filme stammen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Norwegen, den Niederlanden und den USA. Gedreht wurden sie zwischen 2000 und 2019. Ob Musik-Clip, Dystopie, schwarze Komödie, Animation oder Dokumentation – die Filme, vier bis 18 Minuten lang, zeigten die unterschiedlichsten Facetten des Wassers.
„Nach Corona sind wir jetzt noch im Experimentierstadium, um zu schauen, was Blumenthal möchte“, sagt Johanna Schwarz. Das Interesse der Blumenthaler an einer Kurzfilmreihe war an diesem Abend überschaubar: Nur eine Handvoll Zuschauer fand sich im Doku ein. Trotzdem war die Stimmung gut. Das Publikum rückte zusammen. Schnell war man beim „Du“. Fast war es wie ein Filmabend mit Freunden.
„Ich finde es cool, dass das hier passiert. Das ist absolut unterstützenswert“, sagte ein Besucher, der eigens aus der Bremer Innenstadt ins Blumenthaler Doku gekommen war. „Ich habe vorher schon Kurzfilmabende von Short-O-Rama im Westend besucht und die Filmauswahl war immer klasse“, ergänzt der Mann. Auch bei der Blumenthaler Short-O-Rama-Premiere war das Publikum mit der Auswahl der Kurzfilme sehr zufrieden.

Johanna Schwarz, eine der beiden Doku-Leiterinnen, lotste als Mitglied des Organisationsteams der Kurzfilmreihe Short-O-Rama die Filmvorführung nach Blumenthal.
Einhelliger Favorit war die Komödie "Wattwanderer". Der elfminütige Film, 2009 in rauer Nordseelandschaft gedreht, zeichnet das Porträt einer Familie. Diese hat sich hoffnungslos auseinandergelebt und versucht ausgerechnet bei einer Wattwanderung, wieder zueinanderzufinden – was beinahe furchtbar schief geht.
Viel Raum für eigene Gedanken bot der Film „Die andere Welt“. Die Dystopie zeigte in traumähnlichen Bildern eine zukünftige, zu großen Teilen überflutete Welt. Während jüngere Menschen durch die Straßen von Berlin schwimmen, sind ältere Menschen in virtuellen Seniorenheimen untergebracht, in denen alle Virtual-Reality-Brillen tragen, die sie glauben lassen, sich in sonnendurchfluteten Wiesenlandschaften zu bewegen.
In anderen Gegenden der Welt sind Überschwemmungsszenarien schon kurz davor, Realität zu werden: Die Dokumentation „My Super Sea Wall“ führte die Zuschauer nach Kivalina. Das Küstendorf in Alaska steht kurz davor, vom Meer verschlungen zu werden. Der steigende Meeresspiegel, herbeigeführt durch den Klimawandel, bedroht die Existenz der Bewohner. Mit einem Schutzwall gegen die Erosion haben sich die Menschen ein wenig Aufschub erkauft, doch die Insel wird immer kleiner. Niemand fühlt sich für die „Klimaopfer“ zuständig. Ein Überlebenskampf zwischen unaufhaltsam steigendem Wasser und Bürokratie.
Als die Filme vorbei waren, blieb die kleine Zuschauergruppe noch zusammen sitzen, um über das Gesehene zu sprechen. „Jeder Film war auf seine Weise unterhaltsam und kurzweilig und hat einen gleichzeitig zum Nachdenken gebracht“, lautete das Fazit eines Besuchers. Noch ist offen, ob das Doku dem Nordbremer Publikum eine zweite Chance zu einem Kurzfilmabend gibt.