Blumenthal. Mal eben eine Packung Milch holen, ein paar Briefmarken besorgen oder Getränke für den Spontanbesuch am Abend: In einigen Ecken Bremen-Nords muss man solche Besorgungen vorausplanen. Zwar gibt es in den Zentren ausreichend Supermärkte, Dienstleister und Fachgeschäfte, dazwischen liegt jedoch oft eine Strecke von mehreren Kilometern. Eine solche Lücke schließt Abdo Genc mit seinem neu eröffneten Kiosk an der Lindenstraße. Neben klassischen Kiosk-Waren und verschiedenen Grundnahrungsmitteln lässt er auch Food- und Livestyle-Trends in sein Sortiment einfließen.
Bereits im Januar entschieden er und seine Frau, den leer stehenden Laden anzumieten. „Wir waren unterwegs und haben uns die Straße angeschaut. Dabei fiel uns auf, dass es nichts gab, wo man mal eben schnell hingehen konnte, um grundlegende Dinge zu besorgen“, berichtet Genc. Dann entdeckten sie den Laden an der Lindenstraße 98 und dachten sich, dass dieser sich gut eignen würde, um diese Leerstelle zu füllen. Also erarbeiteten sie ein Konzept und stellten dies dem Vermieter vor. „Am Anfang stand die Frage, ob wir uns das Ganze überhaupt leisten können, aber die Miete war in Ordnung. Der Vermieter hatte allerdings mehrere Interessenten“, erklärt der gelernte Einzelhandelskaufmann. Nach Prüfung der verschiedenen Konzepte und einer Befragung der Nachbarschaft entschied sich der Vermieter schließlich für die Idee der Gencs.
Konzept für Nahversorgung
Nach Anmietung dauerte es noch einige Monate, bis sich die Ladentüren das erste Mal öffneten. Grund für den langen Vorlauf sei die Corona-Lage gewesen. Zudem wollte Abdo Genc sein Fachabitur im Bereich Wirtschaft beenden. „Meine Ausbildung habe ich im E-Center in Blumenthal gemacht. Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln, deshalb das Fachabitur. Ursprünglich hatte ich geplant, danach Wirtschaft zu studieren, doch dann ergab sich die Chance mit dem Laden“, so Genc. Sein Fachwissen floss in die Sortimentsgestaltung des Kiosks ein. Dabei orientierte er sich an den Wünschen seiner Zielgruppe. „Wir richten uns an die Leute aus der direkten Umgebung, denn die nächsten Geschäfte gibt es erst wieder in Vegesack oder Blumenthal. Auch die Tankstelle in Blumenthal ist für viele nicht immer eine Alternative. Zudem ist einigen Anwohnern der Weg in die Stadtteile hinein zu weit, wenn es um kleinere Besorgungen geht. Zum Beispiel weil sie nicht mehr so gut zu Fuß sind und kein eigenes Auto haben“. Deshalb fragte Genc in der Nachbarschaft herum, was gewünscht sei. Genannt wurden Tabak, Zeitungen und Produkten der Deutschen Post sowie Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Nudeln, Salz, Reis und Co. Auch grundlegende Drogerieartikel und Haushaltswaren gehörten dazu.
Zusätzlich besitzt der „Kiosk am Vulkan“ eine Sparte, die sich an ein trendorientiertes Publikum richtet. Im Rahmen der „American Candy Bar“ gibt es Süßigkeiten, die sonst nur in Spezialgeschäften zu finden sind. Dazu gehören beispielsweise kleine mit Creme gefüllte Kuchen. Diese sind in den USA weit verbreitet und spielen in verschiedenen Filmen und Serien eine tragende Rolle. In Deutschland dagegen sind sie nur selten erhältlich. Daneben stehen Cerealien, Knabbergebäck, Schokolade und Süßigkeiten. „Wenn Eltern mit ihren Kindern her kommen, weiß der Nachwuchs meist ganz genau, was die Artikel sind, während Erwachsene erst mal ratlos davor stehen“, berichtet Abdo Genc. Bekannt werden die Produkte vor allem über Social-Media-Kanäle wie Instagram oder Tick-Tock. „Deshalb sind wir dort online und holen uns neue Produktideen“. Werbemaßnahmen um den Kiosk bekannt zu machen, fänden auch zu 90 Prozent online statt, erklärt Genc. Ebenfalls von Social-Media-Trends inspiriert ist das Sortiment an Shisha-Tabak und Softgetränken. „Da ist es vor allem die Hip-Hop-Szene prägend“.
Sieben Tage die Woche ist Abdo Genc für die Kunden da. Unterstützung erhält er von seiner Frau, die ihm jedoch nur gelegentlich unter die Arme greifen kann, da sie als Grundschullehrerin arbeitet. Trotzdem ist aktuell nicht geplant, Mitarbeiter einzustellen. Erweitert soll das Angebot jedoch werden. „Aktuell nehmen wir über DHL Retouren an und verkaufen Briefmarken. Aufgrund der hohen Nachfrage möchte ich das Ganze zeitnah um den Versand ins Ausland ergänzen“, so Abdo Genc. Ansonsten sollen weiterhin Wunsch-Produkte eingeführt werden. „Das alles aber ohne zu voll zu werden, denn ich finde es wichtig, dass man als Kunde im Laden immer die Übersicht behält“.