Mittwoch, 16. Februar: Ich fahre bereits um 7.20 Uhr zu Dodenhof nach Posthausen, wo wir verschiedene Arbeiten durchführen. Mein Bruder Adrian wohnt gerade bei mir in Ritterhude, weil er seine Hündin Nala in Bremen nicht halten darf. Nala – ein Pitbull – gilt zwar als Kampfhund, ist aber friedlicher als ein Chiwawa. Am Abend geht es zum Training auf den Burgwall. Wir laufen aber nur aus. Weil wir alle noch die 1:4-Niederlage beim TuS Komet Arsten in den Knochen haben, hat unser Trainerteam beschlossen, nur die Beine zu lockern. Auch wenn es für mich ein geiles Gefühl war, nach etwa einem Jahr erstmals wieder von Beginn an auf dem Platz zu stehen, kann ich es einfach nicht begreifen, weshalb wir das Spiel nach einer 1:0-Führung noch aus der Hand gegeben haben. Ich habe aber ein positives Feedback von meinen Trainern erhalten. Wir hatten auch einen guten Matchplan bekommen. Vor allem unser Coach Steffen Dieckermann hatte sich viele Gedanken zum Match bei seinem Ex-Klub gemacht. Es war auch zu Beginn eines intensiven Spiels viel Zug bei uns drin. Ich weiß aber nicht, was bei uns in der zweiten Halbzeit passiert ist.
Donnerstag, 17. Februar: Nach unserer Arbeit bei Dodenhof kümmere ich mich daheim noch um den Papierkram für die Firma. Im Anschluss geht es zum Training. Wir bereiten uns auf das wichtige Heimspiel gegen den SC Borgfeld am Sonnabend vor. Ich merke sowohl bei mir selbst als auch bei meinen Mitspielern, dass wir angespannter sind als sonst. Wir müssen dieses Spiel im Abstiegskampf schließlich unbedingt gewinnen. Für mich ist es ein cooles Gefühl, mit meinem Bruder Adrian in einem Team aufzulaufen. Adrian ist ein sehr cleverer Spieler. Es fällt mir auch extrem leicht, mit ihm zusammenzuspielen. Wir kennen genau unsere Bewegungen. Nach einer Saison bei der SG Aumund-Vegesack bin ich nun bereits seit fünf Jahren für Blumenthal im Einsatz. Nach dem Training erfahre ich, dass Borussia Dortmund in der Fußball-Europa-Leaque zu Hause mit 2:4 gegen Glasgow Rangers verloren hat. Bei mir in der Familie sind alle Dortmund-Fans. Ich kann nicht so ganz begreifen, wie es zu dieser Niederlage kommen konnte. Wahrscheinlich war es aber ein Problem mit der Einstellung. Die Dortmunder haben wohl nicht damit gerechnet, dass schottische Mannschaften immer sehr giftig zu Werke gehen und deshalb schwer zu bespielen sind.
Freitag, 18. Februar: Den Abend nutze ich, um bei der Konferenz der 2. Fußball-Bundesliga ein bisschen abzuschalten. Der FC Schalke 04 besiegt den SC Paderborn mit 2:0 und sorgt so dafür, dass es im Aufstiegskampf noch enger zugeht als ohnehin schon. Ich ärgere mich dagegen immer noch über die gestrige Niederlage meiner Dortmunder. Ich gehe früh ins Bett, weil ja schließlich morgen unser Spiel gegen den SC Borgfeld ansteht.
Sonnabend, 19. Februar: Bei mir gibt es keine festen Rituale vor einem Match. Ich frühstücke ganz normal und fahre dann um 10.50 Uhr mit Adrian zum Burgwall. Wir hören Musik, um uns für das Spiel zu pushen – wir hören beide gerne Black Music und Hip Hop. Ich fühle mich gut und stehe als linker Verteidiger wieder in der Startelf. Wir spielen gut und führen nach 37 Minuten durch Tore von Kilian Lammers und zweimal Hakan Yavuz mit 3:0. Kurz vor der Pause schlägt Vinzenz van Koll eine Flanke auf mich. Ich lege einen Sprint ein, um den Ball noch zu bekommen. Ich möchte unbedingt ein Tor schießen, treffe aber leider den Ball nicht richtig. Dabei spüre ich einen Schmerz in meinem Oberschenkel, als hätte mir jemand ein Messer dort hineingestochen. Ich kann nicht mehr weiterspielen und habe die Befürchtung, dass es jetzt schon wieder losgeht mit meinem Verletzungspech. Ich bin in meinem Leben bereits viermal operiert worden. Beim Hallenmasters habe ich mir mal das Handgelenk gebrochen. Dazu kommen zwei Meniskusverletzungen, ein Kreuzbandriss und mehrere Bänderrisse. Ich freue mich natürlich dennoch mit den Jungs über den 5:0-Sieg. Nach der Führung gab es nicht wieder die Unordnung wie in Arsten. Meine Stimmung ist aber nicht gut, weil ich nicht weiß, was für eine Verletzung ich habe.
Sonntag, 20. Februar: Heute ist nur Entspannung angesagt. Ich lege mich lange in die Badewanne, weil Wärme die Durchblutung anregen soll. Ich schreibe noch Rechnungen für die Firma, weil es sonst kein Geld gibt – schaue mir das Heimspiel meiner Dortmunder im Borussen-Duell mit Mönchengladbach an und freue mich über einen 6:0-Sieg. Ich sehe einen überragenden Marco Reus, der an fünf der sechs Tore direkt beteiligt ist. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Leistungen er zeigt, wenn er stark in der Kritik steht. Trotz der sechs Tore hat man das Fehlen von Erling Haaland bemerkt. Er ist jemand, der die Bälle vorne festmachen, aus einer Halbchance ein Tor erzielen kann und seine Mitspieler mit seiner Art mitreißt. Die Olympischen Winterspiele gehen mit zwölf Goldmedaillen für Deutschland zu Ende. Ich habe die Spiele in Peking aber nicht verfolgt, weil ich kein Wintersport-Fan bin.
Montag, 21. Februar: Bei der Arbeit kann ich wegen meiner Verletzung nicht selbst mit Hand anlegen. Ich begebe mich auch relativ schnell wieder nach Hause und lasse mich dann in der Paracelsus-Klinik am Weserstadion in Bremen untersuchen. Nach zwei Stunden Wartezeit erfahre ich, dass ich mir wahrscheinlich einen Muskelbündelriss zugezogen habe. Das könnte eine Zwangspause von drei Monaten und somit mein vorzeitiges Saison-Aus bedeuten. Das trifft mich sehr hart, und so verzichte ich darauf, am Abend beim Training noch bei den Jungs vorbeizuschauen.
Dienstag, 22. Februar: Heute wird ein MRT bei mir gemacht, um eine genaue Diagnose für meine Verletzung zu erhalten. Hinterher geht es direkt in eine Besprechung mit dem Arzt. Dieser empfiehlt mir eine Eigenbluttherapie zur schnelleren Heilung und verschreibt mir Physiotherapie. Am Abend besuche ich meine Mannschaft beim Training. Ich hoffe, dass wir nach zwei Jahren Corona demnächst endlich wieder normal leben können und wir wieder eine positive Stimmung bekommen. Es nervt mich, dass ich mich als doppelt Geimpfter, aber noch nicht Geboosterter immer noch testen lassen muss, bevor ich die Kabine betrete. Jetzt haben wir zwar gerade eine Perspektive, aus den Beschränkungen herauszukommen, da droht der russische Präsident Wladimir Putin, mit irgendwelchen schwachen Ausreden einen Krieg in der Ukraine anzuzetteln. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Ich hoffe sehr, dass der Kelch an uns vorbeigeht.
Michael Gäbel, der Pressewart des Fechtclubs Bremen-Nord, wird als Nächster über seine Woche berichten.