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Betriebsschließung Bäckerei Mann in Borgfeld macht dicht

Zuerst war es nur ein Gerücht. Jetzt bestätigt die Inhaberin Britta Mann die Nachricht: Zum 30. November schließt die Bäckerei ihre Filiale im Borgfelder Stiftungsdorf. Der Handwerksbetrieb gibt auf.
14.10.2022, 17:45 Uhr
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Bäckerei Mann in Borgfeld macht dicht
Von Petra Scheller

Rasant verändert sich die Bäckerlandschaft in der Stadt. Die Anzahl der Betriebe geht weiter zurück. Demnächst schließt die Bäckerei Mann in der Daniel-Jacobs-Allee in Borgfeld ihre Türen. Das bestätigen die Inhaber des Betriebes, Britta und Ingolf Mann, auf Nachfrage. Schon zum 30. November werde die Filiale in Borgfeld schließen. "Wir beenden das jetzt lieber, bevor wir in die Insolvenz schlittern", sagt Unternehmerin Britta Mann. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, der vor 17 Jahren die Backstube und eine Filiale in Gröpelingen eröffnete, werde sie das Geschäft jetzt aufgeben.

"Corona hätten wir vielleicht noch überstanden", sagt Britta Mann. "Aber das, was jetzt auf uns zukommt, wäre nicht tragbar" – steigende Energiekosten für die Öfen, steigende Preise für Rohstoffe und die Kaufzurückhaltung der Kunden böten keine sichere Perspektive für den Handwerksbetrieb. "Wir werden uns eine neue Arbeit suchen", sagt die Unternehmerin klar. 13 Jahre lang betrieb die Bäckerei Mann den Laden im Borgfelder Stiftungsdorf – auch die Söhne Tobias, Patrick und Alexander Mann halfen hier regelmäßig mit.

Beliebter Treffpunkt

Stiftungsleiterin Ute Büge bedauert die Schließung sehr. Das Café, das vor allem für Anwohnerinnen und Anwohner der Seniorenwohnanlage eine zentrale Anlaufstelle war, werde sehr fehlen, sagt Büge. Die freundlichen Fachverkäuferinnen der Bäckerei waren ein Teil des Stiftungsdorfes, unterstreicht auch Janine Crome aus der Verwaltung. Die gesamte Bäckereibelegschaft hatte stets ein offenes Ohr für die Menschen im Ortsteil, heißt es. Sie versorgten Borgfeld-West nicht nur mit frischen Brötchen und Kuchen, sondern auch mit Neuigkeiten aus dem Dorf. Das Café war ein beliebter Treffpunkt.

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Das Familienunternehmen habe bis zum Schluss für den Erhalt des Betriebes gekämpft, berichten Stammkunden, zu denen unter anderem die Demenz-Wohngemeinschaft an der Daniel-Jacobs-Allee zählt. "Die Pandemie, die steigenden Betriebskosten, die Inflation – all das hat mit voller Wucht zugeschlagen", bedauert Stiftungsleiterin Ute Büge. In den vergangenen Monaten hatte die Bäckerei bereits die Öffnungszeiten reduziert.

Interessenten gesucht

Stiftungsleiterin Ute Büge verhandelt inzwischen mit potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Sie werde jetzt Anzeigen schalten und die freien Räume ausschreiben. Wunsch der Stiftungsleitung sei es, dort wieder eine Bäckerei oder ein Café einziehen zu lassen. Es habe bereits Gespräche gegeben. Einen Nachmieter zum 1. Dezember gäbe es jedoch nicht. "Wir sind guten Mutes und hoffen, eine Nachfolge zum Januar zu finden", sagt Büge. Die Zeiten dafür seien jedoch nicht die rosigsten.

Bäckereiinhaberin Britta Mann bietet potenziellen Nachfolgern an, die Betriebs- und Geschäftsausstattung zu übernehmen. Unter der Mobiltelefonnummer 0171 792 99 57 ist die Geschäftsfrau in der Zeit von 17 bis 18 Uhr für Interessenten zu erreichen.

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Bäcker beklagen Bürokratieaufwand

Viele Bäcker fühlen sich derzeit allein gelassen. Schon im Vorfeld der Landtagswahl in Niedersachsen haben sie auf vermeintlich versäumte Schritte der Landespolitik hingewiesen. So seien beim Thema Bürokratieabbau die entscheidenden Schritte bislang ausgeblieben, monierte der Bäckerinnungsverband Niedersachsen/Bremen. Seien die Betriebe im Jahr 2017 im Schnitt mit 1200 Stunden Bürokratie belastet, so seien es 2022 bereits 2000 Stunden gewesen. Ihren Ärger machten die Bäcker vor der Wahl in Form einer Aktion deutlich: Unter dem Slogan „Liebe Politiker, danke für nix“ sollten bei den niedersächsischen Innungsbetrieben rund 1,1 Millionen Brötchentüten über den Tresen an die Kunden gereicht werden, die die Missstände anprangern.

„Die Landespolitik hat in Ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, Bürokratie abzubauen. Die Bäckerbetriebe sind hier sogar exemplarisch genannt. Umgesetzt ist in den Jahren der Legislaturperiode jedoch nichts“, so Landesinnungsmeister Dietmar Baalk. Den Betriebsinhabern sei es auch egal, ob diese Bürokratie in Brüssel, Berlin oder Hannover ausgedacht und an sie durchgereicht werde. "Wir müssen Backwaren produzieren, um unsere Arbeitsplätze zu erhalten, keine Aktenordner füllen“, so Baalk weiter.

Beispielhaft nannte er das sogenannte Nachweisgesetz, das die Betriebe seit August verpflichtet, grundlegende Informationen zu neu abgeschlossenen Arbeitsverhältnissen den Mitarbeitern zusätzlich zum Arbeitsvertrag in Papierform in einem gesonderten Schriftstück auszuhändigen. Auch würde das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Aufzeichnungspflicht der Arbeitszeit erheblichen Mehraufwand für die Arbeitgeber bedeuten. 

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