Wenn diese Zeilen gedruckt werden, ist Luca Heinken schon wieder weit weg. Er wird den Koffer gepackt und den ersten Flieger nach Palma de Mallorca genommen haben, wo eine Dienstwohnung auf ihn wartet und sein nächster Arbeitseinsatz. Seine Aufgabe: Als „Dj Heini“ Tag für Tag für Stimmung sorgen. In dieser Rolle hat sich Heinken in der Partyszene ein gutes Standbein aufgebaut, und das Engagement im mallorquinischen „Bierkönig“ ist die jüngste Referenz in seiner DJ-Biografie.Ansonsten steht der 22-jährige fest auf dem Boden seiner Findorffer Heimat – und es gibt für ihn keinen guten Grund, das zu ändern.
Für alle, die mit dem Ort nicht so vertraut sind: Der „Bierkönig“ auf der so genannten „Schinkenstraße“ zählt zu den beliebtesten Partylocations im Umfeld des Balneario 6 – dem berühmt-berüchtigten Ballermann. Für Touristen in Feierlaune gehört ein Besuch im Kultlokal zum Pflichtprogramm, und auch in der einschlägigen Unterhaltungsbranche gilt ein Engagement im Bierkönig als Anerkennung. Hier traten und treten Künstlerinnen und Künstler auf, die sich in der Branche eine gewisse Prominenz aufgebaut haben: Namen wie Tim Toupet, Peter Wackel oder Melanie Müller sprechen für sich. Dazwischen der junge Findorffer, der so gar nicht dazu zu passen scheint, wie er gerade so dasteht: unaufgeregt, unprätentiös und irgendwie ganz normal.
Der „Dj Heini“ ist sein Alter Ego. Wie viel Spaß ihm das macht, andere Menschen mit der richtigen Musik zu unterhalten, gute Laune zu erzeugen und zu steigern: Das habe er schon als Teenager entdeckt, erzählt Heinken, der in Findorff aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, sich im Alter von 13 Jahren im Findorffer Jugendbeirat und später als sachkundiger Bürger auch im Beirat engagierte.
Seine ersten Einsätze als Stimmungsmacher hatte er im privaten Freundeskreis, und mit ihnen kam „die Lust, professioneller zu werden“, erzählt er. Er schaffte sich das technische Equipment an, richtete sich im Elternhaus ein Studio ein, meldete 2017 sein Gewerbe an und lässt sich seither über die Website www.djheini-bremen.de für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Firmenanlässe und öffentliche Veranstaltungen buchen.
Drei Jahre auf Kreuzfahrt
Mit dem Abschluss seiner Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann in der Tasche bewarb er sich 2018 bei der Reisegesellschaft Aida Cruises und wurde nach dem Casting in Hamburg vom Fleck weg engagiert. Liedauswahl, Moderation, „das fanden die wohl ganz gut“, sagt er bescheiden. Drei Jahre lang war er mit dem Kreuzfahrtschiff unterwegs: im Mittelmeer, in der Karibik, rund um die Kanaren. Eine gute Schule, sagt er, „ich habe viel gesehen und viel gelernt.“
Bei der Osterwiese 2019 feierte DJ Heini seine Premiere im Bayernzelt und merkte, dass ihm die Festzelt-Atmosphäre mit dem Publikum in Feierlaune besonders gut liegt. Ein befreundeter Kollege habe dann bei den Betreibern des „Bierkönig“ seinen Namen ins Spiel gebracht, seit September des vergangenen Jahres ist er dort mehrmals im Monat im Party-Dienst – anfangs unter Sonderbedingungen. „Während der ersten Monate gab es noch strenge Pandemie-Auflagen. Die Personenzahl war beschränkt, die Leute saßen an ihren Tischen und durften nicht tanzen.“ Dankbar waren sie dennoch, erzählt er: „Sie waren froh, dass sie überhaupt wieder in die Lokale durften – das war immerhin besser als nichts.“
Mallorca ist keine zweite Heimat
Bis zu zwei Wochen am Stück dauern seine Einsätze auf der Schinkenstraße. Eine zweite Heimat ist Mallorca dabei nicht geworden, sagt Heinken. Freundschaften zu knüpfen sei nicht nur wegen der unregelmäßigen Rhythmen schwierig. Die Konkurrenz in der Branche sei groß, das gegenseitige Vertrauen eher klein.
Zu den Ausnahmen zählt Heinrich Gersmaier, der vor einigen Jahren über ein populäres Privatsender-Format als „Schäfer Heinrich“ bekannt wurde, dem Vernehmen nach noch immer auf Brautschau ist und sich einen festen Platz in der Ballermann-Schlagerszene ersungen hat. „Er ist in Wirklichkeit genau so wie im Fernsehen“, sagt Heinken, spielt den Geburtstagsglückwunsch ab, den Schäfer Heinrich seinem „lieben Heini“ übermittelt hat, und erzählt, dass er schon auf Heinrichs Bauernhof nahe Soest mit angepackt hat. Für ihn und für andere hat Heinken in den vergangenen Jahren mehrere Songs geschrieben, die über Streaming-Dienste eine fünfstellige und wachsende Hörerschaft erreichen.
Die Eltern beobachten seinen Werdegang mit gemischten Gefühlen, gesteht Heinken: Mit Stolz auf der einen Seite über den offensichtlichen Erfolg, und mit Beunruhigung darüber, was die ihnen völlig fremde Partywelt mit dem Sohn macht. In dieser Hinsicht können sie allerdings ganz beruhigt sein: Eine Auswanderung auf die Party-Insel ist nicht geplant, betont Heinken. Selbst Sonne, Strand und Meer können einen Findorffer nicht locken. „Ehrlich“, sagt Dj Heini: „Hier ist es doch viel schöner.“