Aller guten Dinge sind manchmal vier: Der Verein der Findorffer Geschäftsleute hat eine neue hauptamtliche Verstärkung. Anja Glöckner heißt die neue Stadtteilmanagerin. Ihr erster Arbeitstag war bereits der 1. Dezember des vergangenen Jahres. Doch vor der offiziellen Vorstellung wollten sich beide Seiten erst einmal Zeit geben, um sicher zu gehen: Sie ist die Richtige für den Job, sie wird das wuppen. „Ich freue mich, dass ich meine Ressourcen, Kompetenzen und Kontakte in diese Aufgabe einbringen kann“, sagt die 55-Jährige. Reichlich einschlägige berufliche Erfahrung, viel Lust am Netzwerken und das passende kontaktfreudige Wesen bringt sie mit, und der Wirtschaftsstandort Findorff war ihr schon vorher gut vertraut.
Es ist die vierte Personalie, seit sich die Findorffer Werbegemeinschaft vor drei Jahren erstmals die zuvor lange gewünschte professionelle Unterstützung leisten konnte. Möglich gemacht hatte es die Wirtschaftssenatorin, die seit 2020 auch das Findorffer Stadtteilmarketing mit einer regelmäßigen Förderung bedenkt. Die Herausforderungen, denen sich die Stadtteilzentren jetzt und in Zukunft stellen müssten, seien auf ehrenamtlicher Basis nicht mehr zu bewältigen, erklärte Senatorin Kristina Vogt bei einem Besuch in Findorff im Sommer 2021. „So etwas funktioniert nur mit einem professionellen Stadtteilmanagement“, sagte Vogt damals. Von den ersten beiden Kandidaten trennte man sich nach einigen Monaten wieder. Nummer drei, den man gerne gehalten hätte, zog es in andere berufliche Gefilde. Glöckner war im vergangenen Jahr noch als Community-Managerin für die Sparkasse Bremen tätig, als sie die Anfrage aus Findorff erhielt – und sie ließ sich abwerben.
Viele Kontakte aus den Vorjahren
Ganz unbekannt war ihr Name in Findorff nicht: Sechseinhalb Jahre war Glöckners Arbeitsplatz die Bremer Zentrale der Objekt-Entwicklungs-Gesellschaft, die in Bremen mehrere Einkaufszentren betreibt – darunter seit zwölf Jahren auch das Jan-Reiners-Center. Zu ihren Aufgaben als Assistentin der Geschäftsführung zählten unter anderem die Veranstaltungsorganisation und das Marketing, erklärt Glöckner. „Schon in diesen Jahren habe ich in Findorff viele Kontakte geknüpft”, erzählt sie.
Als Lehrzeit nach ihrer kaufmännischen Ausbildung und einigen Jahren im Vertriebsbereich verschiedener Unternehmen bezeichnet sie ihre Zeit in der Leitung des Walle Centers als Assistentin des damaligen Center-Managers Fritz von Schmieden: „Er war ein hervorragender Lehrmeister.“ Der Chef bescheinigte seiner Mitarbeiterin: „Sie sind ja gar keine typische Bremerin“, erzählt sie amüsiert – offensichtlich entsprach sie nicht dem Bild des kühlen, wortkargen Nordlichts, das der Rheinländer in der Hansestadt erwartet hatte.
„Es macht mir einfach unheimlich viel Spaß, mit Menschen zu kommunizieren“, sagt Glöckner, die auch eine abgeschlossene Coaching-Ausbildung vorweisen kann. Organisationstalent musste sie auch während der Corona-Pandemie unter Beweis stellen, als sie zum Leitungsteam des Bremer Impfzentrums gehörte, dessen Arbeit über die Landesgrenzen hinaus hoch gelobt wurde. „Eine wahnsinnig spannende Zeit“, so die Mutter einer Tochter.
Irritationen im Ortsamt
Den Stadtteil zu managen – das wäre zu viel verlangt. Der Begriff sorgte auch für Irritationen im Ortsamt West, wo das administrative Stadtteilmanagement angesiedelt ist. Lieber ist Glöckner die Bezeichnung „Projektmanagerin für Stadtteilmarketing“, wie es auch in der Stellenausschreibung hieß. Zu ihren Aufgaben gehört, das Netzwerk mit den Institutionen vor Ort zu pflegen und neue Verbindungen auch außerhalb des Stadtteils aufzubauen, die Kommunikation mit den Mitgliedern zu verbessern und neue Mitglieder zu gewinnen, die Digitalisierung voranzubringen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und nach Außen zu tragen, die Interessen der Stadtteil-Wirtschaft auch politisch zu vertreten und ganz allgemein der Kundschaft aus Findorff und darüber hinaus immer wieder deutlich zu machen, wie wichtig die vielfältige und funktionierende Mischung aus Handel, Dienstleistungen und Handwerk für die Zukunft des Stadtteils ist.
Darüber hinaus soll sie die Grob- und Kleinarbeit der Veranstaltungsvorbereitung übernehmen, die mit den Projekten und Aktionen des Vereins verbunden ist: zum Beispiel die Planung des nächsten Findorffer „Dorfffests“, das am 11. August dieses Jahres entlang der Hemmstraße stattfinden soll. „Es ist ein Wahnsinnsprojekt“, sagt Glöckner. „Die wenigsten können sich vorstellen, wie viel Arbeit in der Organisation steckt.“
Häufig unterwegs
Ihr Schreibtisch in der Firma von Metallbau Majowski an der Kohlenstraße wird zurzeit wenig genutzt. Meist ist die neue Stadtteilmanagerin unterwegs, um sich bekannt zu machen, Gespräche zu führen, Verbesserungsvorschläge, Ideen und Anregungen zu sammeln – überwiegend bei den rund 70 Mitgliedsunternehmen des Vereins, aber keineswegs ausschließlich, betont sie.
Von Vereinsaktivitäten wie den Festen und der Weihnachtsbeleuchtung profitieren ohnehin auch diejenigen, die die Vereinsarbeit nicht mit ihren Beiträgen stützen. Viele Angebote stehen auch Nicht-Mitgliedern offen, so auch die neue „Job-Börse“ auf der Homepage des Vereins, bei der freie Stellen, Praktikumsplätze und Minijobs inseriert werden können. Bei den regelmäßigen Austauschtreffen wie den „Evening Talks“ sind auch externe Gäste sehr willkommen, sagt sie: „Wir verschicken unsere Einladungen an 200
Adressen. Wer noch nicht registriert ist, kann sich sehr gerne melden.“
Einsatz für die Zukunft des Handels
In Findorff fand Glöckner, die sich als „überzeugte Bremerin“ bezeichnet, ein „tolles Netzwerk, eine tolle Werbegemeinschaft, einen tollen Branchenmix aus Handel, Handwerk, Gastronomie und Dienstleistern“ vor – und Vorstandsmitglieder, die über ihre eigene Hauptbeschäftigung hinaus ehrenamtlich Unglaubliches leisteten. Ihre primären Aufgaben sehe sie darin, sie zu entlasten und sich für die Zukunft des Handels im Stadtteil einzusetzen. „Denn wenn wir unsere Geschäfte nicht unterstützen, sind sie irgendwann weg.“
Anja Glöckner ist über die Mailadresse stadtteilmanagement@findorff.de zu erreichen. Über den Verein und seine Aktivitäten informiert die Webseite www.findorff.de. Hier finden sich auch der Veranstaltungskalender sowie die Stellenbörse „Jobs in Findorff“