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Neuer Direktor an Findorffer Oberschule Ein Mann mit Dschungelerfahrung

In den vergangenen vier Jahren lebte er mit seiner familie in Vietnam. Jetzt ist Jörg Helmke zurück in Bremen und leitet die Oberschule Findorff.
09.10.2021, 21:23 Uhr
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Von Anke Velten

Als sich Jörg Helmke im Sommer dieses Jahres für diesen neuen Job bewarb, lebte er noch mit seiner Familie in Hanoi. Vier Jahre lang war er dort nicht nur für Tausende vietnamesische Jugendliche verantwortlich, die ambitioniert Deutsch lernen. Er hat dort auch bei diversen Exkursionen echte Dschungelerfahrung gesammelt. Man könnte sagen: Weitsicht, Neugier und eine gewisse Abenteuerlust sind Qualitäten, die sich auch in der Schulleitung als durchaus nützlich erweisen könnten.

Jörg Helmke, 44 Jahre, ist seit Beginn dieses Schuljahres der neue Direktor der Oberschule Findorff – oder in seinen Worten: „Der schönsten und besten Schule.“ Sein Vorgänger Uwe Lütjen hat sich nach sechs Jahren Findorff in den Ruhestand verabschiedet –  langsam, denn noch sei er für einige Stunden als Kursleiter präsent sowie als Ratgeber und Mentor in der Orientierungsphase seines Nachfolgers.

Ein Job, der mit dem Management eines mittelständichen Unternehmens vergleichbar ist

Es braucht Zeit, sich in einer Institution zurechtzufinden, die mit zwei Standorten und mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern zu den Großen ihrer Art in Bremen gehört. Sein Job sei vergleichbar mit dem Management eines mittelständischen Unternehmens, sagt Helmke – in und für die Schule arbeiten fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und doch ist es etwas ganz anderes, wie der neue Schulleiter weiß. Erfahrungen in der freien Wirtschaft hatte der studierte Betriebswirtschaftler mit Spezialgebiet Entwicklung und Schwellenländer nämlich eine Zeit lang gesammelt, bevor er wusste: „Das war es nicht“, erzählt er.

Es folgten ein Lehramtsstudium für das Berufsschul- und Handelslehramt, ein Forschungsstipendium in der mexikanischen Universitätsstadt Zacatecas und die Promotion an der Uni Kassel im Fach Volkswirtschaftslehre. Sein Referendariat begann der Junglehrer mit den Fächern Spanisch und Wirtschaft am Waller Schulzentrum Grenzstraße. Er beendete es am Hermann-Böse-Gymnasium, wo er bis 2017 als Abteilungsleiter für das internationale Bakkalaureat zuständig war.

Lehrerberuf und Interesse an Weltreligionen liegen in der Familie

Nicht nur der Lehrerberuf liegt in der Familie, sondern auch das große Interesse an anderen Weltregionen. Der Vater, ebenfalls Berufsschullehrer, siedelte mit seiner Familie für ein Schulaufbauprojekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit von Ganderkesee nach Tansania um, wo Jörg Helmke vier Jahre seiner Kindheit verbrachte.

Ihn selbst zog es mit seiner Familie – Ehefrau und Berufskollegin Milena sowie den beiden kleinen Töchter – 2017 nach Vietnam. Im Auftrag des Bundesamts für das Auswärtige war er verantwortlich für die Organisation des deutschen Sprachdiploms in Vietnam und Indonesien. „Eine hoch spannende Aufgabe“, sagt er. Doch irgendwann war es Zeit, wieder nach Hause zu kommen, zurück zu Familie und Freundeskreis. Auf die Findorffer Stelle habe er sich erst nach gründlicher Recherche beworben. „Findorff kannte ich nicht. Ich fragte also alle Kollegen in den Schulen und in der Behörde, die ich kannte: Was ist das für eine Schule?“. Die Antworteten: „Ich habe wirklich von allen nur Positives gehört.“

Die Pläne sind ein politisches Bekenntnis zum Standort Findorff

Über Langeweile wird er sich auch hier nicht beklagen können. Die Sechszügigkeit ist beschlossene Sache, Bremen braucht Platz für eine wachsende Zahl an Schulkindern. Er selbst sieht das positiv: Die Pläne seien ein politisches Bekenntnis zum Standort Findorff, und die Umsetzung müsse zwangsläufig personell und materiell unterfüttert werden. Optimistisch sei er daher, was die Beschleunigung des Neubauprojekts an der Nürnberger Straße betreffe, sagt der Direktor. Das Vorhaben steht seit Jahren im Raum, bislang dienen Mobilbauten auf dem Schulhof als temporäre Alternative für richtige Klassenzimmer. Schon jetzt sei erfreulich, dass die Sanierung der Schulküche sowie der barrierefreie Umbau der naturwissenschaftlichen Räume genehmigt und teilweise begonnen wurde.

Bislang ist genug Arbeit für einen Zwölf-Stunden-Tag – das tägliche Fitnesstraining vor Schulbeginn und die halbstündige Radtour von Kattenturm nach Findorff und zurück nicht eingeschlossen. Die Mannschaft des TV Falkenburg sieht ihren Teamkollegen unter der Woche nicht mehr. „Hab ich ja vorher gewusst“, sagt der junge Direktor. Von seinen Vorgängern habe er eine Schule übernommen, die die Stärken jedes Schülers suchen und finden wolle, und ein harmonisches Kollegium mit starkem Zusammenhalt habe. Ihnen allen gibt er sein Versprechen: „Ich möchte, dass alle genauso gerne zur Oberschule Findorff gehen wie ich.“

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