Die Findorffer Oberschülerin Lotta Wolf wurde mit dem Young Women in Public Affairs Award des Zonta Club Bremen ausgezeichnet. Die Bremer „Zontians“ würdigten damit das ehrenamtliche Engagement der 19-jährigen Abiturientin. Man kann wohl sagen: Es war eine gute Wahl. Seit ihrer Kindheit setzt sich die junge Frau für Dinge ein, die ihr wichtig sind, und das soll auch in Zukunft so bleiben. „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt sie.
Zonta? Zontians? „Ich hatte das vorher auch noch nie gehört“, sagt Lotta. Es sei Schulleiter Jörg Helmke gewesen, der sie auf das Frauennetzwerk aufmerksam machte und ihr vorschlug, sich für den Wettbewerb zu bewerben, den der Bremer Klub seit mehr als 20 Jahren für junge Frauen auslobt. „Er sagte: Es wäre doch cool, wenn der Preis auch einmal nach Findorff ginge“, erzählt sie. Mit der Oberstufenschülerin hatte es der Schulleiter in den vergangenen Jahren häufiger zu tun bekommen, und so auch die nachhaltigen Veränderungen miterlebt, die sie vor allem in den Pandemie-Jahren an der Schule angestoßen, begleitet oder unterstützt hatte. Nicht alleine, betont die junge Frau, aber doch durchaus maßgeblich.
28.000 Mitglieder in 1133 regionalen Klubs
„Zonta“, so kann man es nachlesen, ist ein Begriff aus der Sprache der Sioux und hat die Bedeutungen „ehrenhaft“, „integer“ und „vertrauenswürdig“. Ins Leben gerufen wurde die „Confederation of Zonta Clubs“ im Jahr 1919 von der US-amerikanischen Journalistin, Dramatikerin und Frauenrechtlerin Marian De Forest mit dem Ziel, den rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und beruflichen Status von Frauen zu verbessern. Aktuell hat die Nichtregierungsorganisation rund 28.000 Mitglieder, die in 1133 regionalen Klubs in 63 Ländern organisiert sind. Zu den berühmtesten Vertreterinnen gehörten und gehören unter anderem die amerikanische Flugpionierin Amelia Earhart, die britische Premierministerin Margaret Thatcher und die schwedische Köngin Silvia. Prominente deutsche „Zontians“ sind die Politikerinnen Katarina Barley, Herta Däubler-Gmelin und Rita Süssmuth. Im Bremer Klub, gegründet 1980, engagieren sich aktuell knapp 50 Frauen.
"Der Saal war voll, ich kannte fast niemanden"
Zur feierlichen Preisverleihung wurde Mitte März in den Goldenen Saal der Villa Ichon geladen. „Ich war mega nervös“, erzählt Lotta. „Der Saal war voll, und ich kannte ja fast niemanden.“ Im Anschluss an die Preisübergabe durch Klubpräsidentin Andrea Vogt stand noch ein Gespräch mit der Bremer Frauenbeauftragten Bettina Wilhelm auf dem Programm. „Ich wusste ja gar nicht, wie ich mich vorbereiten sollte. Aber letztlich war alles total entspannt.“ Viele der Frauen seien im Anschluss auf sie zugekommen, hätten gratuliert, sich mit ihr unterhalten und ihr ihre Visitenkarten mitgegeben – Kontakte, auf die sie in Zukunft gerne zurückgreifen dürfe. „Mach ich vielleicht auch“, sagt Lotta.
Die Wurzeln ihres ehrenamtlichen Engagements reichen bis in die Kindheit zurück, als die Eltern die, so Lotta, „pferdebegeisterte Achtjährige“ beim privaten Verein Kinder, Wald und Wiese angemeldet hatten. Dort kümmerte sie sich zunächst um die Tiere, später auch um die jüngeren Stadtkinder, die auf dem Gelände südlich der Universität die Natur kennenlernten.
Austauschjahr war Impulsgeber
Ein Austauschjahr in Kanada und die Corona-Pandemie wurden dann zum Auslöser ihres schulischen Engagements, erzählt Lotta. Zurückgekehrt war sie aus einem Land, „in dem Bildung einen ganz anderen Stellenwert hat“, sagt sie. „Die Schulen in Kanada sind viel mehr auf die Schülerinnen und Schüler ausgerichtet.“
Zurück in Bremen – und dafür konnte natürlich niemand etwas – ging es erst einmal darum, mit der Pandemie umzugehen. „Alle Entscheidungen wurden von Erwachsenen gefällt“, erklärt sie. „Ich hatte das Gefühl: Niemand fragt uns Schülerinnen und Schüler.“ Darum habe sie sich zunächst der Gesamtschülervertretung angeschlossen, kandidierte als Schulsprecherin und machte sich in dieser Funktion daran, die in den Vormonaten eingeschlafene Schülervertretung wiederzubeleben. Dazu gehörte auch, gemeinsam mit einem Kreis aktiver Mitschülerinnen und –schüler eine neue, bessere Satzung zu erarbeiten und zu formulieren. „Daran habe ich fast ein Jahr gesessen“, erzählt sie. „Ich musste ja selbst erst lernen, wie man so etwas macht.“ Die neue Satzung legte unter anderem fest, dass die Zahl der Vertrauenslehrkräfte an der Schule auf vier verdoppelt wurde und jeder Jahrgang eine Sprecherin oder einen Sprecher wählt.
Folgende Generationen soll profitieren
Von mehr Partizipation und mehr Gehör sollen nun die folgenden Generationen profitieren. Für sie selbst ist die Schulzeit in wenigen Wochen abgeschlossen. Das Zonta-Preisgeld in Höhe von 500 Euro wird gespart für eine mehrmonatige Reise durch Südostasien – mit einer „Work-and-Travel“- Organisation, aber ganz solo. „So lernt man Land und Menschen am besten kennen“, sagt die Neunzehnjährige. Die Berufswahl ist noch nicht ganz abgeschlossen – ein Medizinstudium oder ein Studium der nachhaltigen Stadtplanung stehen in der engeren Auswahl. Fest stehe allerdings ihr Maßstab, erklärt Lotta: „Auf jeden Fall werde ich etwas machen, bei dem ich direkt sehe, dass ich damit Menschen helfe.“