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Moderne Sanierungsmaßnahmen kollidieren mit Erhalt des historischen Ensembles Vogelweide verliert den Charme

Weidedamm. Eigentlich wirkt die Vogelweide wie eine friedliche kleine Insel - eingerahmt von Hemmstraße, Innsbrucker Straße und Utbremer Ring. Doch zurzeit ist die Harmonie in der Nachbarschaft gestört. "Wir wollen niemanden an den Pranger stellen, wir wollen auch nicht altbacken sein", betont Udo Marahrens. Er gehört zu den Anwohnern der Vogelweide, die Initiative ergriffen haben - für den Erhalt der Charakteristik des Wohngebiets.
25.11.2010, 05:00 Uhr
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Von ANKE VELTEN

Weidedamm. Eigentlich wirkt die Vogelweide wie eine friedliche kleine Insel - eingerahmt von Hemmstraße, Innsbrucker Straße und Utbremer Ring. Doch zurzeit ist die Harmonie in der Nachbarschaft gestört. "Wir wollen niemanden an den Pranger stellen, wir wollen auch nicht altbacken sein", betont Udo Marahrens. Er gehört zu den Anwohnern der Vogelweide, die Initiative ergriffen haben - für den Erhalt der Charakteristik des Wohngebiets.

Mit einer Unterschriftenliste wurden bereits über 50 Unterstützer vor Ort gefunden, die sich dafür einsetzen, die charakteristische Gestalt des seit fast 75 Jahren gewachsenen Ensembles zu erhalten. Ortsamt, Baubehörde und Denkmalpflege haben inzwischen den Handlungsbedarf bestätigt.

Für die Mehrzahl der Bewohner macht gerade der einheitliche Baustil den besonderen Charme des Quartiers aus, das als Station 20 auf dem Findorffer "Historischen Wanderweg" aufgeführt wird.

"Viele, die hierherkommen, sagen: Das ist ein Kleinod", berichtet Anwohnerin Carola Menzel. Doch nicht allen sind diese Aspekte gleich wichtig.

Der augenfälligste Stein des Anstoßes ist ein gerade frisch saniertes Haus. Das Gebäude würde in keinem Neubaugebiet auffallen; an der Vogelweide dafür umso mehr. Die neuen Bewohner haben den Altbau komplett umgestaltet, unter anderem eine dicke Außenwanddämmung vorgenommen, die Fensterflächen verändert und einen Glattputz in kräftigem Blau aufgetragen.

Wie ein Fremdkörper sitzt nun nach Ansicht vieler "Alt-Anwohner" die andere, ursprünglichere Hälfte des Doppelhauses an ihrem herausgeputzten Zwilling. Gerade habe, wie Udo Maharens berichtet, ein weiteres Haus den Besitzer gewechselt. Dieser plane ebenso weitgehende Maßnahmen, weiß Udo Marahrens. "Wir sind entsetzt über diesen Stilbruch. Wie kann so etwas genehmigt werden?", fragt sich der 83-jährige Findorffer, der fast sein ganzes Leben hier verbracht hat.

Die Antwort liege im Bebauungsplan 520 begründet, wie Stadtplanerin Georgia Wedler erklärt, der "mehr zulässt, als gut für die Siedlung ist." Das gültige Planungsrecht stammt aus dem Jahr 1971. Einer Zeit, als der Baustil vielleicht weniger dem Zeitgeschmack entsprach und als weniger erhaltenswert betrachtet wurde, vermutet die Stadtplanerin. "Vielleicht konnte man sich damals auch noch nicht vorstellen, dass spätere Bewohner die Gebäude so radikal verändern würden."

"Heimatschutzstil"

Dass es sich bei der Vogelweide um ein "bemerkenswertes" Quartier handelt, bestätigt auch Bremens Landeskonservator Georg Skalecki. Das Ensemble der insgesamt 98 "Eigenheime am Bürgerpark", die der Gemeinnützige Bremer Bauverein im Jahr 1936 errichten ließ, wurde von August Abbehusen geplant. Für die 49 Doppelhäuser in drei verschiedenen Größen wählte er den zeitgenössischen "Heimatschutzstil". Der renommierte Bremer Architekt hat unter anderem auch die Baupläne für das Theater am Goetheplatz, das Blumenthaler Rathaus und die Christus-Kirche in Woltmershausen erstellt.

Um derartige Gruppen von Bauwerken zu erhalten, steht der städtischen Denkmalpflege gemeinhin das Instrument des "Ensembleschutzes" zur Verfügung. Doch die Prüfung des Landesamtes für Denkmalpflege hat nach Auskunft von Bremens Landeskonservator Skalecki ergeben, dass die Vogelweide dafür die Kriterien nicht erfüllt.

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