Zum ersten Mal findet Anfang September in vier deutschen Städten der Aktionstag „Umwelt im Quartier“ statt. Neben Berlin, Bochum und Dessau ist auch Bremen bei dem vom Bundesumweltministerium initiierten Pilotprojekt mit dabei: Bärbel Froemel vom Quartiersmanagement Gröpelingen / Oslebshausen hat gemeinsam mit verschiedenen Akteuren in den vergangenen Wochen und Monaten ein breit gefächertes kostenloses Programm für alle Altersklassen zusammengestellt.
Was ist der Umwelt-Aktionstag?
Die Organisatoren wollen mit dem Aktionstag das Quartier als räumliche Ebene in den Blick rücken, auf der
viele verschiedene Umweltthemen und -probleme sichtbar werden. Ziel ist es dabei, die Menschen in den Quartieren stärker für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und in diesem Bereich bereits vorhandenes Engagement sichtbar zu machen. Genau genommen gibt es in Bremen nicht einen Aktionstag, sondern mehrere: Vom 1. bis 8. September laden an verschiedenen Orten im gesamten Stadtteil etliche Akteure zum Entdecken, Lernen und zum selber aktiv werden ein. Anwohner, Projekte und Vereine, die bereits im Umweltbereich unterwegs oder daran interessiert sind, können sich gegenseitig kennenlernen, miteinander vernetzen und gemeinsam aktiv werden. Zum Auftakt ist Jan Fries, Bremens neuer Staatsrat für Umwelt und Klima, eingeladen. Am 6. September wird außerdem eine Vertreterin des Umweltbundesamtes erwartet.
Was wird konkret angeboten?
Es gibt Müll-Sammel-Aktionen, Stadtteilspaziergänge, Fahrradtouren, Beratungsangebote und Aktionsstände, ein Picknick im Blocklandgarten und vieles mehr. Mit dabei ist zum Beispiel Köchin Barbara Stadler, die im Apfelkulturparadies an der Basdahler Straße ein veganes Menü aus Gemüse zubereitet, das Schüler in der Gemüsewerft gleich nebenan angebaut haben. Und das Reisende Freiluftkino lädt am 2. September mit dem Film „Der laute Frühling“ auf dem Gröpelinger Bibliotheksplatz dazu ein, sich darüber auszutauschen, was wir der Klimakrise entgegensetzen können.
Insgesamt haben die unterschiedlichen Akteure und Einrichtungen 29 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. „Das kann sich sehen lassen“, findet Froemel, die sich seit Mai 2022 regelmäßig online mit den Vertretern des Umweltbundesamtes und anderer teilnehmender Städte trifft. Das Programm liegt an verschiedenen Orten im Bremer Westen aus und kann unter https://www.kultur-vor-ort.com/wp-content/uploads/2023/05/umweltaktionstage_groepelingen_web.pdf heruntergeladen werden.
Was kann Gröpelingen von anderen Quartieren lernen?
Die Möglichkeit, einmal über den Tellerrand zu schauen, und der Austausch und die Vernetzung mit Akteuren aus anderen Städten in der Vorbereitungsphase haben der Bremer Projektleiterin Bärbel Froemel gut gefallen. Mit seinem Umwelt-Dauerthema „Vermüllung“ stehe Gröpelingen nicht alleine da, hat die Gröpelinger Quartiersmanagerin dabei unter anderem erfahren: „Wir waren zum Vernetzungstreffen im Wedding in Berlin und die haben da auch ganz viel mit Müll zu tun. Dort gibt es zum Beispiel ein Müllmuseum, in dem mit Kindern Objekte aus aufgesammeltem Müll gebaut werden. Und ‚Goldene Miminnen‘ laufen durch die Straßen und machen mit Pantomime auf die Müll-Problematik aufmerksam.“ In Dessau wiederum gehe es eher um Themen wie Fortziehen, Leerstände und Abriss, so Froemel, die das Thema des Tages insgesamt recht weit gefasst sieht: „Da gehören auch Starkregen und Hitze – und wie man sich davor schützt – dazu, oder die Korrelation zwischen Armut und Umweltbelastung. Ich finde es schön, dass unser Programm so vielfältig geworden ist und vom Stromspar-Check bis zum Basteln für Kinder verschiedenste Angebote dabei sind.“
Wie kam es dazu, dass Bremen bei dem Pilotprojekt mitmacht?
Die Projektverantwortlichen im Bundesumweltministerium hatten Froemel zufolge im Vorfeld bewusst nach Städten gesucht, in denen es bereits bestimmte Strukturen gibt – zum Beispiel ein Quartiersmanagement, das die Organisation des Aktionstages vor Ort übernehmen kann. Froemel: „Sie haben dann bei uns angefragt, ob hier Interesse da ist.“ Und das war sofort groß, und zwar nicht nur beim Quartiersmanagement. „Nach und nach merkt man einfach, dass in Gröpelingen Engagement da ist und viele Träger auch Lust haben, sich mit aktuellen Themen zu beschäftigen“, so Froemel. „Ich finde es toll, dass so viele Akteurinnen und Akteure gesagt haben: Wir machen mit – und das neben ihrem ganz normalen Alltagsgeschäft!“ Tatsächlich nämlich habe sich die Organisation der Aktionstage als aufwendiger entpuppt als ursprünglich angenommen. Eine Wiederholung im kommenden Jahr ist Froemel zufolge aber nicht ausgeschlossen: „Wir werden es erst mal evaluieren, und beim zweiten Mal würde die Organisation wohl auch etwas einfacher werden. Das Thema jedenfalls wird uns in Zukunft sicher eher mehr beschäftigen.“