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Neujahrsempfang Plädoyer für den Frieden

Beim Neujahrsempfang in Bremen-Gröpelingen stand der gesellschaftliche Zusammenhalt im Fokus. Peter Sakuth betonte die Bedeutung sozialer Einrichtungen in unsicheren Zeiten.
14.01.2024, 17:42 Uhr
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Von Anke Velten

Für seine launigen Reden ist Peter Sakuth bekannt. Doch im Rückblick auf das vergangene Jahr gab es nicht allzu viel zu Lachen. Die Menschen in Bremen, in Deutschland und vor allem in den Kriegs- und Krisengebieten der Welt haben Grund zur Verunsicherung und zur Sorge. Umso wichtiger seien der gesellschaftliche Zusammenhalt, und umso bedeutender daher die Arbeit der sozialen Einrichtungen, betonte Sakuth beim Neujahrsempfang im Nachbarschaftshauses Helene Kaisen: Ein freundlicher, aber unmissverständlicher Wink in Richtung des Mannes „mit der Schatulle“, Björn Fecker. Bremens Senator für Finanzen und stellvertretender Bürgermeister, der als Ehrengast ins „na“ eingeladen worden war, kündigte seine Gesprächsbereitschaft an. Ginge es nach ihm, so würde man von denjenigen nehmen, die viel mehr als genug besitzen.

Seit mehr als 30 Jahren ist es im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen gute Tradition, am zweiten Januarsonntag auf das vergangene Jahr zurück-, auf das neue voraus- und dabei weit über den Stadtteil hinauszuschauen. Hausherr Peter Sakuth, Vorsitzender des Trägervereins, konnte im großen Saal des Hauses am Ohlenhof wieder rund 200 Gäste begrüßen, die bereits vor dem offiziellen Beginn in Gespräche vertieft waren: Darunter Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer und ihre Vorgängerin Ulrike Pala.

In den großen Kreis gemischt hatten sich zudem Finanzsenator Björn Fecker, Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt sowie fast ein Dutzend Mitglieder verschiedener Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft. Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer, die ihr neugeborenes Enkelkind in Berlin besuchte, wurde von Vizepräsidentin Sahhabnim Görgü-Philipp vertreten.

Musikvortrag Nummer 200 im Februar

Ein fester Termin zum Jahresauftakt ist das Treffen auch für die Mitglieder des Gröpelinger Beirats, die Vertreterinnen und Vertreter der Sportvereine, der Polizei, aus Bildungseinrichtungen, Kirchengemeinden, aus Wirtschaft und Wohnungswirtschaft. Bremens Landesarchäologin – und Gröpelingerin – Uta Halle kam mit Ehemann Hanspeter, der sich im Beirat engagiert. „Der Zusammenhalt ist das, was dieses Haus ausmacht“,
so Peter Sakuth mit Blick auf die große Gästeschar.

Das „wunderschöne Haus“ selbst sei „gut durch’s Jahr gekommen“, berichtete der Vorsitzende. Mit eigenen Stiftungsmitteln und großzügigen Spenden sei es gelungen, eine neue Heizungsanlage zu finanzieren. Personelle Verstärkung gab es unter anderem von zwei Frauen aus Russland und Belarus, die sich für zwei Jahre im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes im Nachbarschaftshaus engagieren. Den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Haus am Ohlenhof selbst und in den drei angeschlossenen Kindertageseinrichtungen attestierte er „einen guten Job“, der Hausleitung um Sabine Kruse dankte er, dass sie mit viel Einsatz „den Laden am Laufen halten“. Eine besondere Erwähnung erhielt Mitarbeiter Jürgen Ferber, der sich seit 22 Jahren im Haus engagiert. Der 80-Jährige wird im Februar seinen 200. Musikvortrag halten.

Erinnerung an Krieg und Naturkatastrophen

Weit weniger erfreulich fiel die Jahresbilanz des ehemaligen Innensenators angesichts der vielen schlechten Nachrichten aus –  von den Kriegsberichten aus der Ukraine und im Gazastreifen bis zu den Naturkatastrophen in vielen Regionen der Welt. „Wir leben in unsicheren Zeiten“, so Sakuth. Anstatt den Bürgerinnen und Bürgern die Zukunftssorgen mit Zuversicht und Zutrauen zu nehmen, würden diese verstärkt durch „sinnlose Grabenkämpfe und wenig durchdachten Aktionismus“ in der Regierung. „Mein Wunsch für dieses Jahr: In Europa muss im Jahr 2024 endlich Frieden einkehren“, so Peter Sakuth abschließend.

2022 sei „wahrlich kein einfaches Jahr“ gewesen, doch „Hass und Hetze sind keine Alternative für Deutschland“, pflichtete anschließend Ehrengast Fecker bei. Er kenne Gröpelingen seit vielen Jahren als Stadtteil „in dem die Netzwerke funktionieren. Im Miteinander wird versucht, das Bestmögliche für den Stadtteil zu erreichen.“

Wiedereinführung der Vermögenssteuer gefordert

Der Finanzsenator versprach, dass die Stadt weiterhin „Ungleiches ungleich behandeln“ werde. Er bekannte sich klar zur Schuldenbremse; es gehe ihm allerdings „gegen den Strich“, wenn Kürzungen auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft ausgetragen würden. Soziale Einrichtungen, Sportvereine und wichtige Kulturinstitutionen hätten „ein Anrecht darauf, dass man sie unterstützt.“

Politische Verpflichtung sei es, in die Bildung und insbesondere in die Sprachförderung zu investieren. Wichtig sei zudem, für kostengünstiges Wohnen im gesamten Stadtgebiet zu sorgen – „nicht auf wenige Stadtteile begrenzt.“ Bremens Finanzsenator plädierte „dringend“ für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, damit die „Reichen und Super-Reichen“ ihrer im Grundgesetz verankerten Pflicht nachkommen, ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. „Dann wäre der Kuchen, der verteilt werden könnte, deutlich größer.“ Mit Blick auf das Nachbarschaftshaus – laut Fecker „lebendes Zeugnis für Helene Kaisens Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie“ – versprach der Finanzsenator: „Ich kann Ihnen fest zusagen, dass wir genau anschauen, was möglich ist.“

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