Nicht alle Grundschulkinder sind in der Lage, sich gewaltfrei zu streiten und hinterher auch wieder zu vertragen. Auch Stress wegen schlechter Noten oder problematische Situationen im Elternhaus belasten viele, sodass der Umgang untereinander aggressiver wird.
Weil Lehrkräfte und Sozialpädagogen in Klassen mit hohen Sprachdefiziten und vielen verschiedenen Nationalitäten schon stark gefordert sind, fehlt die Zeit, das Thema gewaltfreie Kommunikation zu vertiefen. Daher sind mittlerweile an elf Grundschulen in Huckelriede, Kattenturm, Walle, Gröpelingen, Osterholz, der Überseestadt und Blumenthal ehrenamtliche Schulmediatorinnen und -mediatoren des Vereins „Seniorpartner in School“ (Sis) aktiv. Sie versuchen in Gesprächen, den Kindern zu helfen, ihre Alltagskonflikte gewaltfrei zu lösen.
„Die Nachfrage ist enorm“, berichtet Eva Spiro als Sis-Vorsitzende des erst im vergangenen Jahr gegründeten Bremer Landesverbandes. 90 Prozent der Bremer Grundschulen hätten bereits bei ihr angefragt. Und dort, wo die ehrenamtlichen, qualifizierten Schulmediatorinnen und -mediatoren bereits einmal in der Woche eine Sprechstunde anböten, bestünde der Wunsch nach einer Ausweitung des Angebots.
„Wir haben mittlerweile 49 ehrenamtliche Mitglieder und sind an elf Bremer Grundschulen mit 15 Teams aktiv“, berichtet Spiro. Die Teams bestehen aus jeweils drei zuvor zu Schulmediatoren ausgebildeten Freiwilligen. An einem festen Wochentag hören sich die Teams an der ihnen zugewiesenen Schule die Sorgen der Jungen und Mädchen an und suchen gemeinsam nach Lösungen. „Jedes Team macht unter sich aus, wann welche beiden Personen anwesend sind“, erklärt Spiro.
Welche Grundschule als Sis-Partnerschule in Betracht kommt, darüber entscheidet ihrer Auskunft nach die Bildungsbehörde, die den Verein unterstützt. Eine bedarfsgerechte Ausweitung hängt aber nicht nur von der Finanzierung ab, sondern ebenso von der Zahl an Freiwilligen der Generation 55-plus. Vor allem in Bremen-Nord, wo die ersten Seniorpartner in School seit Beginn dieses Schuljahres an der Grundschule an der Wigmodistraße im Einsatz seien, herrsche hoher Bedarf, weiß Eva Spiro. „Daher würden wir uns freuen, wenn wir dort mehr Freiwillige finden.“
Der Verein Sis möchte im November die nächste Schulmediatoren-Ausbildungsstaffel starten und sucht dafür ältere Menschen, die ein Herz für Kinder haben, ihnen Zeit schenken und Wege zu gewaltfreier Kommunikation aufzeigen wollen. Die Qualifizierung umfasst 96 Stunden, verteilt sich auf vier Blöcke zu je drei Tagen, wird im Presseclub im Schnoor veranstaltet und ist kostenlos.
Dafür werde jedoch erwartet, dass die künftigen Seniorpartner dem Sis-Landesverband Bremen beitreten und bereit seien, ihr Ehrenamt mindestens 18 Monate auch an Bremer Grundschulen auszuüben, sagt Spiro. Unentschlossenen gibt die ehemalige Lehrerin mit auf den Weg, dass die Teilnahme an den ersten drei Ausbildungstagen unverbindlich ist und erst danach eine verbindliche Anmeldung erfolgen muss.