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Sofas in erster Reihe Kino im Bremer Weserpark: Wie sich Cine-Star neu erfinden will

Das Kino Cine-Star im Weserpark beendet in dieser Woche seine umfangreichen Sanierungsarbeiten. Mit neuester Technik und Komfort möchten die Betreiber Zuschauer ins Kino locken. Das hat sich verändert.
07.04.2025, 05:00 Uhr
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Kino im Bremer Weserpark: Wie sich Cine-Star neu erfinden will
Von Christian Hasemann

Klasse statt Masse – so in etwa lässt sich das Konzept, das hinter der Renovierung des Kinokomplexes Cine-Star im Weserpark steht, zusammenfassen. Der Betreiber lässt sich den neuen Komfort etwas kosten: Sieben Millionen Euro sind in das Gebäude und die Technik geflossen. Dabei wurden nicht nur die Kinosäle runderneuert, sondern das gesamte Gebäude – nach 25 Jahren eine Grundsanierung.

"Uns war wichtig, dass das Ambiente jetzt deutlich gehobener ist", sagt Erhan Türe, Theaterleiter im Cine-Star Bremen. Holzpaneele an den Wänden, neue Farbe, neue Fliesen, so präsentiert sich Innere des Gebäudes nun, das außerdem weiterhin ein Restaurant und einen Innenspielplatz für Kinder beherbergt. Wie gewohnt geht es zum Kino über eine Treppe oder Fahrstühle hinauf, dort im Foyer befindet sich ein mit bunten Sesseln eingerichteter Loungebereich.

"Wir wollen unseren Gästen etwas bieten", beschreibt Türe die Stoßrichtung der seit 2024 laufenden Arbeiten. Dabei verzichtet das Kino auf Plätze. "Wir haben das Kino von 3300 Plätzen auf 2500 verkleinert", erklärt der Betreiber. "So können wir mehr Komfort anbieten, zum Beispiel mit breiteren und verstellbaren Sitzen."

Wir wollen unseren Gästen etwas bieten.
Erhan Türe

Am Herzstück des Kinos, dem V-Max Kinosaal, wird noch operiert, wenn man so möchte. Beim Besuch wuchten Arbeiter gerade die Leinwand an die Wand. Auf dieser sollen in dieser Woche wieder Filme gezeigt werden, gestochen scharf, wie Türe verspricht. Denn in diesen Saal wirft ein Laserprojektor das Bild auf die Leinwand. "Das ist einzigartig und die Qualität des Bildes ist deutlich besser." Die Kosten: ein sechsstelliger Betrag.

Der Wandel der Kinolandschaft, die durch Streamingdienste unter Druck steht, lässt sich in dem Saal an den Sitzen, Sesseln und Sofas ablesen. Die mittleren Reihen sind mit verstellbaren Sesseln ausgestattet. Diese lassen sich nach hinten lehnen, die Füße lassen sich hochlegen. Diese Sessel finden sich in allen größeren Sälen des Kinos. Der Komfortgewinn kostet allerdings auch einen höheren Preis.

Sofas in der ersten Reihe für Familien

In der ersten Reihe – eigentlich eine unbeliebte Reihe – im V-Max stehen Sofas. "Das sind vor allem Familien, die das nutzen", erklärt Türe. "Die werden sehr gut angenommen, das hätten wir so in der Form nicht gedacht." An den Wandreihen links und rechts, ebenfalls eher unbeliebte Plätze, stehen statt normaler Kinosessel eine Art Wohnzimmersessel, jeweils zwei mit einem Tischchen und Fußhocker.

Letztlich ist das alles eine Reaktion auf das veränderte Konsumverhalten der Besucherinnen und Besucher. "Früher war es eher Masse, jetzt wird mehr Wert auf Komfort und Ambiente gelegt und dass der Gast ein Erlebnis hat", sagt der Cine-Star-Leiter. "Als Betreiber kann man nicht einfach sagen: 'Film ab'. Da muss man schon was bieten."

Kino und Popcorn, das gehört zusammen, in dieser Hinsicht hat sich im Cine-Star nichts geändert. "Die typischen Artikel wie Popcorn, Nachos und die Cola dazu laufen noch immer", sagt Türe. Bei den Getränke-Behältern habe das Kino aber inzwischen ein Mehrwegsystem eingeschlagen. "Die werden professionell gereinigt und wiederverwendet."

Das Popcorn ist gekauft, der Sessel in die richtige Position gebracht, jetzt fehlt nur noch eines: der Film. Ohne gute Filme keine Kinobesucher, egal wie gut die Snacks, egal wie komfortabel die Sessel sind. "Wenn die Filmware da ist, dann kommen die Leute", bekräftigt Türe. Tatsächlich steckt das Hollywood-Kino aber in der Krise: Corona, Streiks und zuletzt zahlreiche Flops und zuweilen auch Kreativlosigkeit haben der amerikanischen Filmindustrie zugesetzt.

Beliebte Filmtrends aus Asien

Aber es gibt ja nicht nur Hollywood. "Der Trend geht zu Animes, das war früher nicht so", hat Türe beobachtet. Animes sind animierte Filme aus Asien, vornehmlich aus Japan. Inzwischen haben aber auch China und Korea durchaus erfolgreiche Filmindustrien aufgebaut, deren Filme zunehmend Fans außerhalb Asiens finden.

Ob mehr Komfort, neue Filmgenres und mehr Erlebnis den allgemeinen Trend stoppen können, wird sich zeigen müssen. 2024 wurden nach Angaben der Filmförderungsanstalt 90,1 Millionen Kinotickets in Deutschland verkauft, 2023 waren es noch 95,7 Millionen. 2018, im letzten Jahr vor Corona, waren es 105 Millionen und das waren bereits annähernd 14 Prozent weniger als 2017.

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