Am Marktplatz im Schweizer Viertel wächst mit dem Schweizer Foyer ein Neubau heran, der künftig das neue Stadtteilzentrum von Osterholz darstellen wird. Eine Kita, Wohnungen, das Ortsamt, das Quartiersmanagement – das alles soll dort einen Platz finden und auf den Marktplatz Schweizer Viertel blicken. Ein Marktplatz, bei dessen Anblick einige Akteure im Stadtteil Verbesserungsbedarf sehen. Nun gibt es einen neuen Versuch, den Platz verkehrsberuhigter und einladender zu gestalten.
Was ist bisher geschehen?
Der Osterholzer Bauausschuss hatte in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien unter anderem Siegbert Meß vom Förderverein Schweizer Viertel eingeladen. Der Förderverein hatte 2022 Studierende beauftragt, nach Konzepten und Ideen für den Marktplatz zu suchen. Das Grundproblem: Entlang des Platzes führt die St.-Gotthard-Straße, die die Geschäfte links und rechts der Straße trennt. Dazu kommt Bus- und Straßenbahnverkehr am östlichen Ende des Platzes. Einige Ideen der Studierenden sahen daher auch vor, den gesamten Verkehr vom Platz zu nehmen und ihn umzuleiten. Eine Idee, die sich laut Siegbert Meß, kaum umsetzen ließe.
Tatsächlich gehen die Versuche der Umgestaltung des Marktplatzes noch weiter in die Vergangenheit. So gab es vor einigen Jahren einen Beteiligungsprozess mit Anwohnerinnen und Anwohnern, wie der Platz mal aussehen könnte. Nach einem Wettbewerb 2012 mit mehreren Architekturbüros wurde von der Stadt ein Shared-Space-Konzept vorgestellt, das auch als sogenanntes "Eisschollen-Muster" vor Ort in Erinnerung geblieben ist und ein Pilotprojekt der Stadt werden sollte.
In diesem Konzept sahen die Planer einen gemeinsam genutzten Bereich für alle Verkehrsteilnehmer vor, das in einer Art Schollen- oder auch Wabenmuster aus Beton gestaltet werden sollte. Letztlich versandeten diese Bemühungen. Als Grund wurden damals die hohen Kosten genannt. Das letzte Lebenszeichen dieses Projekts gab es 2017, damals wurde mitgeteilt, dass das Projekt zurückgestellt werde. Letztlich verschwand es aber ganz in der Schublade.
Wie sieht die aktuelle Variante aus?
Die nun vorgestellte Vorzugsvariante sieht dagegen eine Temporeduzierung auf 20 Km/h vor und ebenfalls eine einheitliche Gestaltung der St.-Gotthard-Straße und des Marktplatzes, bei der alle Verkehrsteilnehmer auf einer Ebene unterwegs sind. Vorrang hätten demnach Fußgänger und Radfahrer, der motorisierte Verkehr müsste sich unterordnen. Mit diesem Vorschlag wäre die St.-Gotthard-Straße also weiterhin frei für den Autoverkehr von und in Richtung Tenever, nur eben mit einer deutlichen Temporeduzierung. An der St.-Gotthard-Straße selbst würden Parkplätze im 90 Grad Winkel zur Straße entstehen.
Wie wahrscheinlich ist die Umsetzung?
Die Haushaltslage ist 2024 nicht weniger angespannt als 2017 und die Baukosten haben im selben Zeitraum angezogen – es ist also eher unwahrscheinlich, dass sich im Bremer Haushalt größere Beträge für einen umfassenden Umbau finden. Wahrscheinlicher ist, dass nach und nach kleinere Verbesserungen kommen, denn das Schweizer Viertel erhält noch Geld über die Städtebauförderung. Dieses kann für strukturelle und bauliche Verbesserungen vor Ort genutzt werden. Geld könnte unter Umständen auch über Programme des Bundes fließen, denn das Schweizer Viertel hat sich als sogenanntes Klimaquartier positioniert. An anderer Stelle, zum Beispiel auf dem Ellener Hof, öffnete dies Wege zu Fördermitteln.
Was passiert schon?
Auch wenn nicht mit einer raschen umfassenden Umgestaltung gerechnet werden kann, werden Anwohnerinnen und Anwohner in den kommenden Wochen kleine Veränderungen feststellen. So werden als ein erster Schritt neue Bänke auf dem Platz aufgestellt. Diese schmiegen sich als Halb- beziehungsweise Dreiviertelkreise um die Baumscheiben, die im Zuge der Arbeiten durch den Umweltbetrieb Bremen "vitalisiert" werden sollen, wie es in der Sitzung hieß.
Wie geht es weiter?
Die von Siegbert Meß vorgestellte Variante soll zunächst die Diskussionsgrundlage sein, um mit den zuständigen Ressorts ins Gespräch zu kommen. In den kommenden Wochen soll es zu Treffen mit allen Beteiligten kommen.