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Bankgeschäfte nur noch am Automaten Kunden-Erfahrungen: Kein Papier, kein Geld, keine Sicherheit

"Hanseatisch, stark, fair" lautet das Motto der Sparkasse Bremen. Viele Kunden würden diesen Werbeslogan nicht mehr unterschreiben. Sie sind enttäuscht, wie sich ihre Bankgeschäfte verändert haben.
17.03.2022, 09:05 Uhr
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Kunden-Erfahrungen: Kein Papier, kein Geld, keine Sicherheit
Von Sigrid Schuer

"Stark, hanseatisch, fair“: Dass die Sparkasse in den vergangenen Jahren hinter ihren eigenen Werbeslogan zurückfällt, das finden die langjährigen, treuen Sparkassen-Kunden Sylvia und Georg Hinz. „Wir sind sehr enttäuscht, dass sich die Sparkasse immer weiter abschottet. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus“, resümieren sie. Ihr Eindruck: Die Kundschaft solle systematisch zum Online-Banking gedrängt werden, doch viele alte Menschen seien nun mal nicht so computeraffin.

Das Ehepaar wohnt in Schwachhausen und vermisst wie viele aus ihrer Nachbarschaft schmerzlich die Präsenz-Filiale, die es lange Jahre an der H.-H.-Meier-Allee gab. Dort gab es einst neben der persönlichen Beratung und Kundenbetreuung sechs Service-Terminals: zwei Kontoauszugsdrucker, zwei Überweisungs-Terminals und zwei Geldautomaten.

Schlangen vor der Service-Station

Davon seien gerade mal drei übrig geblieben, ärgert sich Georg Hinz. In der Folge komme es wie auch vor der Filiale am Bahnhof besonders bei ungemütlichem Wetter und coronabedingt dazu, dass Kundinnen und Kunden vor der Service-Station anstehen müssten. Lange habe es gedauert, bis sich speziell die ältere Kundschaft mit den neuen, kompliziert zu handhabenden Multifunktionsgeräten für Überweisungen und Kontoauszüge einigermaßen angefreundet hätten, hat das Ehepaar beobachtet. Nun sei zumindest die Beschriftung verbessert worden,  sagt Sylvia Hinz. Die unzureichende Ablage-Fläche, gerade mal in Taschenbuchbreite, ist für sie ein weiteres Ärgernis.

Doch damit noch nicht genug: Es sei auch schon vorgekommen, dass der Kontoauszugsdrucker kein Papier mehr und der Geldautomat kein Geld mehr gehabt habe, hat das Ehepaar festgestellt. Hinzu komme der mangelnde Sicherheitsaspekt: Oft übernachteten Obdachlose ohne Maske in dem Servicepunkt oder es werde vor der Tür aggressiv gebettelt. „Kein angenehmes Gefühl, wenn man gerade Geld geholt hat“, findet Hinz. Das sei geradezu unhaltbar aus Sicherheitsaspekten, vor allem für alte Menschen, fügt sie hinzu.

Mangelndes Sicherheitsgefühl

Ein Gefühl, das auch die Kundschaft der Filiale  in der Bahnhofsstraße kennt, vor der sich regelmäßig die Dealer- und Crack-Szene tummelt. Nachdem sich auch andere Kunden beschwert hätten, sei vorübergehend ein Security-Mann von der Sparkasse an der H.-H.-Meier-Allee abgestellt worden. Doch das habe nicht lange angedauert. Auch eine Video-Überwachung gebe es dort nicht, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Sylvia Hinz weiß von vielen älteren Kundinnen und Kunden, die vor diesem Hintergrund so viel Angst hätten, den Raum zu betreten, dass sie sich lieber gleich per Taxi zu einer der wenigen, noch verbliebenen Innenstadt-Filialen fahren ließen, in der es noch Personal vor Ort gebe.

Auslaufmodell Sparbuch

Und noch eines ärgert Hinz, die selbst bis zu ihrer Pensionierung in der Revision eines großen Bremer Unternehmens gearbeitet hat und von daher vertraut  mit dem Finanzwesen ist: Das gute, alte, rote Sparbuch, auf dem Generationen ihr Geld angespart hätten, sei inzwischen ein Auslaufmodell. Möchte die geneigte Sparkassen-Kundschaft noch von ihrem lieb gewonnenen Sparkassenbuch Geld abheben und dabei auch gleich die Konto-Bewegung schwarz auf weiß kontrollieren, so muss sie sich schon in die Sparkassen-Filiale in Horn bemühen. In der Filiale an der Kirchbachstraße, zu der das Ehepaar Hinz ausgewichen ist, wenn es den Service von Sparkassen-Mitarbeitern in Anspruch nehmen will, hieß es dazu: Das Sparkassenbuch werde künftig sukzessive durch eine Karte im Scheckkarten-Format ersetzt. Das heißt also: Wieder eine neue Pin-Nummer auswendig lernen. „Und was ist, wenn die Karte verloren geht?“ hat sich Sylvia Hinz Gedanken gemacht.

Sylvia Hinz empfindet es so, als ob man es den Fans des Sparkassenbuches bei den Finanz-Transaktionen künstlich schwer machen wolle: „Zuerst muss ich einen Betrag vom Sparkassenbuch auf mein Girokonto transferieren lassen und kann das Geld erst dann wieder per Scheckkarte abheben“, schildert sie das Verfahren.

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