Vegesack. Viele Einzelhändler fürchten die Konkurrenz durch den Onlinehandel. Um nicht abgehängt zu werden, bieten viele ihre Waren ebenfalls im Internet an und bewerben ihr Sortiment in den sozialen Medien. Marion Krebs-Meyer ist da eine Ausnahme. Sie ist weder auf Instagram noch auf Facebook aktiv. Auch eine Internetseite betreibt die Einzelhändlerin, die mit ihrer Boutique Enjoy erst vor wenigen Monaten größere Räume in Vegesack bezogen hat, nicht. Sie setzt ganz auf den persönlichen Kontakt, direkte, individuelle Beratung und gute Beziehung zu ihren Kundinnen – mit Erfolg.
Anfang September hat sie ihr Geschäft in der Gerhard-Rohlfs-Straße 51 neu eröffnet und ihre Boutique damit gleichzeitig vergrößert. Die Räume im Besitz der Familie Kathmeyer sind vielen Nordbremern als Möbelgeschäft und Bestattungsinstitut bekannt. Nun bietet Marion Krebs-Meyer hier italienische Mode sowie Accessoires wie Schmuck, Taschen, Gürtel und Tücher an. Für die 59-Jährige sind die neuen Räume „ein Glücksfall“. Sie betont: „Ich bin meinen Vermietern sehr dankbar.“
Geplant war der Umzug ihres Geschäfts eigentlich gar nicht. „Ich hatte ursprünglich auch nicht vor, den Laden zu vergrößern.“ Weil es aber Schwierigkeiten mit den vorherigen Räumen an der Bermpohlstraße gab – unter anderem durch einen Wasserschaden – schaute sie sich nach Alternativen um. Dass es mit den neuen Standort schnell und unkompliziert geklappt hat, war Zufall. „Herr Kathmeyer stand vor dem Haus, ich habe ihn angesprochen und es hat alles gepasst“, erzählt Marion Krebs-Meyer strahlend. Nach einer umfassenden Renovierung und Neugestaltung eröffnete sie ihre Boutique im September neu. „Hier habe ich viel mehr Platz, kann die Sachen viel großzügiger präsentieren“, schwärmt sie. Ihren Kundinnen stehen nun außerdem zwei geräumige Umkleidekabinen zur Verfügung.
Anders als geplant
Dass sie einmal alleine und erfolgreich eine Modeboutique betreiben würde, hätte die gelernte Arzthelferin sich vor fünf Jahren nicht vorstellen können. Denn die Entwicklung ihres Geschäfts hat sie ebenso wenig geplant, wie den jüngsten Umzug an einen neuen Standort. „Angefangen habe ich 2015 mit einem ganz kleinen Secondhandladen an der Lindenstraße.“ Den wollte Marion Krebs-Meyer eigentlich zusammen mit einer Freundin eröffnen und ihren Job bei einem Heilpraktiker in Teilzeit behalten.
Kurz vor der Eröffnung – „wir waren fast mit der Renovierung fertig“ – ist ihre Freundin dann unerwartet aus dem Projekt ausgestiegen. „Ich wollte damals erst aufgeben, weil ich dachte, dass ich das alleine nicht schaffe.“ Stattdessen kündigte Marion Krebs-Meyer ihren Job und eröffnete das Secondhandgeschäft alleine. Schnell merkte sie, dass die Beratung von Kundinnen und der Kontakt zu Menschen genau das richtige für sie ist, das Geschäftskonzept jedoch nicht passte. „Für einen Secondhandladen braucht man ein Lager, das ich dort nicht hatte. Außerdem habe ich festgestellt, dass es schwierig ist, hochwertige Mode in guter Qualität zu bekommen.“
Ein Jahr später zog sie mit ihrem Geschäft an die Bermpohlstraße. Sie stellte ihre Sortiment auf neue italienische Damenmode und Dekorationsartikel um, ergänzt durch lediglich einige wenige ausgewählte Secondhandteile. Mit dem erneuten Umzug hat sie ihr Angebot jetzt noch einmal modifiziert. Nun beschränkt sie sich ausschließlich auf italienische Mode und Accessoires. „Die Mode ist sehr fröhlich, sehr verspielt. Das bin einfach ich“, sagt sie.
Die Stücke kauft sie in Hamburg, in Düsseldorf und auf Messen ein. Fast jede Woche ist die Einzelhändlerin unterwegs und bringt neue Blusen, Röcke, Hosen, Jacken, Tuniken und Pullover mit. Die Kundinnen können in der Boutique deshalb jede Woche etwas Neues entdecken. Fast alle Modelle gibt es in zwei Einheitsgrößen, eine kleine und eine größere. „Deshalb finden hier auch fast alle etwas.“
Obwohl ihr beruflicher Weg ungeplant war, ist die Boutique-Besitzerin froh, dass sich alles so entwickelt hat. „Es ist super, dass ich meine Begeisterung für Mode jetzt beruflich nutzen kann. Früher habe ich meine Freundinnen beraten und ihnen Tipps gegeben, welche Farben zu ihnen passen und wie sie etwas zusammenstellen können. Jetzt ist das mein Job. Damit kann ich mich vollständig identifizieren und bin absolut glücklich.“
Von ihren Kundinnen bekomme sie häufig positives Feedback. „Sie freuen sich, dass sie hier besondere Einzelstücke finden, anders als bei Modeketten.“ Auch deshalb, vermutet Marion Krebs-Meyer, wird ihr Geschäft gut angenommen – obwohl sie keine Werbung macht und nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs ist. „Meine Tochter wollte das für mich anschieben und Fotos für Facebook machen. Ich sollte die Kleidung auf Puppen ziehen und dann so stellen und dann wieder so. Das hat mich derart gestresst, dass ich es gleich wieder gelassen habe“, erzählt sie lachend.
Die Kundinnen kommen trotzdem. Zum Teil sogar aus anderen Stadtteilen und aus der Umgebung. „Ich habe Stammkundinnen aus Weyhe, Stuhr und Findorff.“ Durch den neuen Standort, der auch durch ein großes Schaufenster sichtbarer ist, kommt zusätzlich mehr Laufkundschaft. Sorgen bereitet ihr aktuell allerdings die Situation infolge der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des zweiten Lockdowns. „Es geht um die Wirtschaft und besonders um den Mittelstand. Ich mache mir große Sorgen, dass der es nicht durch die Krise schafft.“
Standort und Öffnungszeiten
Die Boutique Enjoy befindet sich in der Gerhard-Rohlfs-Straße 51. Die Öffnungszeiten sind dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr sowie von 15.30 bis 18 Uhr, freitags und sonnabends jeweils von 10 bis 13 Uhr. Telefonisch ist Marion Krebs-Meyer unter der Nummer 04 21 / 6 58 05 79 erreichbar.