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Blumenthaler SV Kerem Erkul – der Linksfuß, der keiner sein wollte

Der Blumenthaler SV will in die Fußball-Regionalliga Nord der C-Junioren zurückzukehren. Ein Erfolsgarant ist Kapitän Kerem Erkul, der mit 15 Treffern die Torjägerliste der Verbandsliga anführt.
15.10.2024, 15:23 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Bereits seit ein paar Jahren versucht der Blumenthaler SV, in die Fußball-Regionalliga Nord der C-Junioren zurückzukehren. In dieser Saison scheint die Rückkehr realistisch. Nach sieben von elf Spielen in der Verbandsliga Bremen grüßen die Blau-Roten von Platz eins und peilen somit zumindest schon mal den Winterrundentitel an, der zu einer Relegation zur Regionalliga berechtigen würde. Daran hat auch Kapitän Kerem Erkul einen großen Anteil.

Der Mittelfeldspieler führt mit seinen 15 Treffern die Torjägerliste der Verbandsliga vor seinem Klubkollegen und Stürmer Jerry-Lee Bakop (13) an. „Kerem hat einen sehr, sehr guten Schuss mit seinem linken Fuß“, sagt Blumenthals Trainer Riza Avdiji. Dieser schätzt seinen Torjäger aber vor allem wegen anderer Tugenden: „Kerem stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, spult in jedem Training und Spiel zig Kilometer ab, ist sehr fleißig und bodenständig.“ Die ersten sechs Jahre verbrachte der in Gröpelingen wohnende Kicker bei Tura Bremen. Dort spielt sein älterer Bruder Hamdi Erkul noch immer bei den Herren. „Mein Bruder Hamdi und mein Vater Ümit haben immer mit mir trainiert“, berichtet Kerem Erkul. Nur seine Mutter Raziye Erkul, die im Alter von sechs Monaten aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist, zeigt sich nicht sonderlich fußball-begeistert.

Im Dienst der Mannschaft

In seiner Zeit beim Stützpunkt des Deutschen Fußball-Bundes ist Kerem Erkul auch seinem heutigen Trainer Riza Avdiji ins Auge gefallen, der dort seinen Sohn Halil Avdiji beobachtete. „Auch wenn ich dann aus dem DFB-Training rausgeworfen wurde, hat Riza etwas in mir gesehen“, so Erkul. Also wechselte der Mittelfeldmotor vor zweieinhalb Jahren in der D-Jugend nach Blumenthal. „Hier fühle ich mich auch sehr wohl. Wir sind wie eine Familie. Auch mit dem Vorsitzenden Peter Moussalli verstehe ich mich gut“, versichert der 14-Jährige. Die Mannschaft unternehme auch außerhalb des Fußballs sehr viel gemeinsam. Die Spieler verstünden sich auch untereinander bestens.

„Ich sehe es auch als meine Aufgabe als Kapitän an, dafür zu sorgen, dass wir keinen Streit haben“, betont der Neuntklässler. Seine enorme Mannschaftsdienlichkeit stellte dieser auch beim Triumph über Union 60 unter Beweis. Wenngleich er sich im Training zwei Tage vor dem Spiel am Knöchel verletzt hatte, stand der Goalgetter in der Startelf. „Ich wollte unbedingt mitspielen“, verrät der Schüler. Dieser brachte seine Farben auch mit einem Freistoßtor in Führung. „Ich konnte dann aber vor Schmerzen keine Läufe mehr machen und keine Bälle festmachen“, erinnert sich der Mannschaftsführer ans Topspiel zurück. Er habe sich schließlich auch auswechseln lassen, um den Sieg nicht zu gefährden. Der Fan von Fenerbahce Istanbul hat sich zum Ziel gesetzt, Fußball-Profi zu werden. Ein großes Vorbild des Kapitäns ist Werders Ex-Profi Mesut Özil. „Der ist genau wie ich Linksfuß. Von dem habe ich mir schon sehr viel abgeschaut“, versichert Kerem Erkul. Ein anderes Vorbild ist der ehemalige Kicker des FC Bayern München, Thiago Alcantara, der gerade erst nach seiner Station beim FC Liverpool seine Fußballstiefel an den Nagel gehängt hat. „Der ist zwar Rechtsfuß. Dennoch ging Thiago so wie ich gerne ins Dribbling oder zog mal aus der zweiten Reihe ab“, sagt der Torjäger. Er fühle sich selbst im Mittelfeld am wohlsten. „Ich mag es, Bälle am Fuß zu haben, beim Spielaufbau mitzuhelfen, einen Steckball in die Spitze zu spielen oder auch mal aus der Ferne abzuziehen“, lässt Kerem Erkul wissen.

Der Schüler der Realschule am Waller Ring, der Mathematik als sein Lieblingsfach angibt, geht stets mit Logik und Überlegung an eine Sache heran. Auch für seine mannschaftsdienliche Spielweise hat der Stratege eine ganz nüchterne Erklärung: „Ich kann ja schließlich nicht alleine aufsteigen.“ Er werde auf jeden Fall alles dafür geben, den Geburtsjahrgang 2011 in die Regionalliga zu bringen. „Dafür wollen wir sowohl in der Winter- als auch in der Sommerrunde Meister werden“, so Erkul.

Der volle Fokus gelte nun erst einmal den verbleibenden vier Begegnungen in der Winterrunde: „Wenn wir diese Spiele konzentriert angehen, bin ich davon überzeugt, dass wir auch Meister werden.“ Dieser tadelte sich nach der überraschenden und bisher einzigen Saisonniederlage beim Kellerkind ESC Geestemünde hinterher selbst für seine schwache Leistung. „Auch das zeichnet Kerem aus. Er ist kritikfähig. Deshalb hoffe ich, dass er seinen Weg machen wird“, sagt Riza Avdiji.

Zur Sache

Erst Ronaldo, dann Özil

Kerem Erkul vom Blumenthaler SV ist der einzige Linksfuß in seiner Familie. Als der heute 14 Jahre alte Mittelfeldspieler seine ersten Schritte als Fußballer tat, war Portugals Superstar Cristiano Ronaldo sein großes Idol. „Weil der aber ein Rechtsfuß ist, wollte ich auch unbedingt einer werden“, verrät Kerem Erkul. Also habe er eine Zeitlang nur noch mit dem rechten Fuß geschossen. „Ich musste dann aber einfach einsehen, dass der linke mein besserer Fuß ist“, stellt der Schüler klar. Mit dem Linksfuß Mesut Özil fand er später auch ein passendes Vorbild. Um sich seinen Traum vom Profi-Fußball zu erfüllen, geht Kerem Erkul seinem Sport täglich nach. „Wenn ich nicht gerade etwas für die Schule tun muss, bin ich in meiner Freizeit auf dem Fußballplatz“, berichtet der Kapitän der Blumenthaler C-Junioren. KH

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