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Das Porträt: Jasmin Nitzschner Für sie liegt Geschichte auf der Straße

Jasmin Nitzschner hat sich als Stadtführerin selbstständig gemacht. Die 33-Jährige bietet seit Kurzem auch Führungen und Fahrradtouren durch Bremen-Nord an.
04.06.2019, 17:04 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Vegesack. Womit können Eltern ihren Kindern im Urlaub die größte Freude machen? Mit Museumsbesuchen und Stadtführungen natürlich. In der Antwort steckt Ironie. Stadt- und Museumsführer kennen die langen Gesichter und mauligen Sprüche genervter Söhne und Töchter, wenn Mutti und Vati im Urlaub einen Haufen Wissen sammeln wollen. Jasmin Nitzschner war eine Ausnahme.

„Ich fand das immer spannend, wenn ich mit meinen Eltern im Urlaub Führungen unternommen habe“, erinnert sich die 33-Jährige gern an diese Zeit zurück. Jetzt bietet die Nordbremerin selbst Stadtführungen an. Jasmin Nitzschner hat sich nach dem Geschichtsstudium selbstständig gemacht und verbindet seit fünf Jahren ihr Wissen mit der Freude an der Begegnung mit interessierten Gästen. Unter dem Titel „Geschichte und Kultur im Dialog“ bietet sie seit Kurzem auch Führungen und Fahrradtouren durch den Bremer Norden an.

Geschichte hatte die Schülerin aus Lesum schon früh begeistert. „Ich habe das Fach geliebt“, erzählt sie und lächelt. Im Abitur, das sie 2005 am Gymnasium an der Bördestraße erwarb, war Geschichte ihr Leistungsfach. Im selben Jahr nahm Jasmin Nitzschner an der Bremer Universität ihr Studium auf: im Hauptfach Geschichte, im Nebenfach Philosophie. Im anschließenden Masterstudiengang wurden die Weichen schon in Richtung Beruf gestellt. Dort habe es einen Studienschwerpunkt zum Thema „Geschichte in der Öffentlichkeit“ gegeben. „Dabei ging es auch um praxisnahe Seminare.“ Die junge Studentin reizte die Arbeit im Museum.

Nach dem Studium blieb es dabei. Sie begann, als Aushilfe im damaligen Spicarium zu arbeiten, wo sie später eine zweijährige Volontärsstelle erhielt. „Es hat mir Spaß gemacht, die Besucher durch die Ausstellung zu führen.“ Natürlich habe sie anfangs auch ein Magenkribbeln verspürt bei dem Gedanken, immer wieder vor neuen Gruppen zu stehen und für sie ein spannendes Programm zu bieten. Aber die Aufgabe hat sie beflügelt. „Man muss schon gern was erzählen mögen“, sagt die Stadtführerin, die nach dem Volontariat freiberuflich Führungen anbot. Auch beim Bunker Valentin und im Focke-Museum.

Ins Museum – so lautete Jasmin Nitzschners Ziel für den beruflichen Weg. Im Januar 2014 bewarb sie sich bundesweit. Es war aussichtslos. „Allein auf eine halbe Stelle kamen 800 Bewerber“, blickt sie zurück. So änderte die Nordbremerin dann ihren Plan und machte sich selbstständig. Die junge Frau steht auf den Treppen am Vegesacker Hafenkopf und lässt den Blick übers Wasser schweifen. Bremen-Nord ist für sie ein Heimspiel. In Lesum ist sie aufgewachsen, in Aumund ist sie jetzt mit ihrem Partner zu Hause. Jasmin Nitzschner schwärmt für Bremens nördliche Ecke und möchte möglichst vielen Menschen etwas von ihrer Begeisterung für das maritime Flair und für die Geschichten hinter den Fassaden mitgeben.

Deshalb hat sie neben ihren Führungen durch die Bremer Altstadt auch Programme für Bremen-Nord entwickelt. In zweistündigen Führungen nimmt Jasmin Nitzschner ihre Gäste mit zum Vegesacker Hafen, in den Stadtgarten und durch die Weserstraße, wo sie eine Menge zu Walfang und Werftengeschichte erzählen kann. Wer gern Rad fährt, kann sich mit ihr auf eine fünfstündige Fahrradtour durch Bremen-Nord begeben. Sie führt vom Vegesacker Hafen zum Denkort Bunker Valentin, vorbei an der Burg Blomendal, und auf dem Rückweg in Richtung Kränholm liegt das Schloss Schönebeck.

Auf ihrer Internetseite www.geschichte-kultur-dialog.de informiert sie über ihr Angebot und die Termine. Die nächste öffentliche Führung steht für Sonntag, 7. Juli, auf dem Programm. Sie beginnt um 11 Uhr bei den Treppen am Kopf des Vegesacker Hafens. Anmeldungen nimmt sie unter 04 21 / 1 74 26 62 oder 01 62 / 4 26 16 27 entgegen.

Die Touren sind nicht nur für ihre Gäste spannend. Auch die Stadtführerin findet ihre Arbeit belebend. „Dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammentreffe, reizt mich“, sagt Jasmin Nitzschner. Und dass sie dabei ins Gespräch kommen kann. „Ich möchte mich nicht vor die Gruppe stellen und auf die Leute einreden.“ Stellen die Gäste viele Fragen, umso besser. So lässt sich „auf lockere Weise Wissen vermitteln“, findet die Stadtführerin, die auch Mitglied im Bundesverband der Gästeführer ist, wo sie sich auch fortbilden lässt. „Man muss immer neugierig bleiben und neue Informationen wie ein Schwamm aufsaugen“, sagt sie.

Jasmin Nitzschner hat zudem einen offenen Blick für neue Ideen. So bietet sie neuerdings ebenfalls die Führung „Wahrheit oder Lüge?“ an, bei der sie die Gäste gelegentlich auch mal hinters Licht führt. „Das kommt gut an“, freut sich die Stadtführerin, die ihren Beruf auch wegen der großen Dankbarkeit liebt, die die Gäste ihr entgegenbringen. Wenn jemand sagt: „Och, das habe ich noch nie gehört“, weiß Jasmin Nitzschner, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

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Weitere Führungen

Auch andere Anbieter haben Führungen durch Bremen-Nord im Programm: So bietet das Vegesack-Marketing (Telefon 04 21 / 2 22 39 90) zum Beispiel thematische Führungen zu Architektur oder Kapitäns- und Reederhäusern an. Zudem gibt es Friedhofsführungen oder informative Besuche auf dem Schulschiff, im Vegesacker Geschichtenhaus oder im Overbeck Museum. Auch die Greeter (Telefon 04 21 / 6 36 08 24 oder info@bremengreeters.de) bieten wissenswerte Touren durch Bremen-Nord an. Sie seien keine Stadtführungen, eher Spaziergänge mit Tipps, die man auch guten Freunden geben würde. Zu den Angeboten gehören ebenso die Touren mit „Hein Looper“. Dahinter steckt die Schauspielerin Christine Renken. Termine stehen auf der Internetseite www.theater-interaktiwo.de.

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