Die SG Aumund-Vegesack hat eine Zuspitzung der Situation im Abstiegskampf der Fußball-Bremen-Liga vorerst abwendet. In der dritten Partie nach der Winterpause fuhr die Mannschaft von Trainer Björn Krämer mit einem 3:2 (2:0)-Zittersieg gegen BTS Neustadt die ersten Zähler ein und schloss nach Punkten zu den Stadtbremern auf, die in ihren drei Partien dieses Kalenderjahres noch ohne Ausbeute sind.
SAV-Trainer Krämer brauchte nach dem Abpfiff einige Minuten, um die Anspannung nach der dramatischen Schlussphase abzuschütteln. Erst das "Freu' dich über den Sieg" von Betreuer Mario "Flocky" Duhm hatte eine lösende Wirkung und ließ eine lockere Stimmung im Mannschaftskreis am Anstoßkreis zu.
Verständliche Anspannung übrigens. Denn die 2:0-Führung beim Gang in die Halbzeit erwies sich nach der Rückkehr nämlich nicht als das erhofft sicherer Polster. Zum einen machte Neustadt nämlich jetzt das, was Trainer Volker Fahlbusch schon vor Spielbeginn als Marschroute ausgegeben hatte – nämlich robuster als gegen Schwachhausen und den Bremer SV zu Werke zu gehen. Zum anderen leistete Jan Niklas Dähne ungewollte Hilfe und brachte BTS in der 66. Minute zurück ins Spiel. Tombrad Fieri hatte aus rund 30 Metern einfach draufgehalten und den in die tief stehende Sonne guckenden Keeper mit einem Flatterball kalt erwischt. "Als der Ball kurz vor mir die Richtung änderte, wollte ich zur Seite klären", erklärte Dähne, warum ihm der Ball durch die Arme gerutscht sei.
"Man hat gemerkt, in welcher Situation wir uns befinden. Da ist es doppelt und dreifach schwer, so einen Fehler zu verkraften", beschrieb Björn Krämer, warum sein Team gegen den jetzt mit Mann und Maus stürmenden Gast in Bedrängnis geriet. Und so fünf Minuten vor Schluss tatsächlich den Ausgleich kassierte. "Nicht schießen lassen." Auf diese Warnung von Krämer, die auch die Hilflosigkeit eines Coaches an der Seitenlinie abbildete, konnte nicht mehr reagiert werden. Elvis-Andrei Popa zog von halbrechts scharf und flach ab, Dähne konnte nur nach vorne abwehren und Marek Entelmann ließ sich als Torschütze feiern.
Dass die SAV-Spieler den Platz nicht mit hängenden Köpfen verlassen mussten, hatten sie ihren geradezu aufopferungsvoll kämpfenden und Regie führenden Mittelfeldmotor und dem pfeilschnellen Ex-Sprinter auf der linken Außenbahn zu verdanken. Basdas sah von rechten Seite auf Höhe der Mittellinie den freien Raum, in dem auf der anderen Seite Fabian Linne ins Spiel bringen konnte. Sein perfekter Ball landete im Fuß des Sprinters, der mit Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen quasi mit dem Ball ins Tor raste und die SAV vor einer riesigen Enttäuschung bewahrte.
"Es wäre unfassbar gewesen, wenn wir nur 2:2 gespielt hätten", deutete Krämer nach Spielschluss an, in welchen Gemütszustand ein aus der Hand gegebener Sieg das Team befördert hätte. Der Dreier bewirkte genau das Gegenteil. "Jetzt feiern wir und holen nächste Woche die nächsten drei Punkte", kündigte der von seinen Mannschaftskollegen quasi gerettete Jan Niklas Dähne an. Ein Unterfangen, bei dem Dähne extrem gefragt sein dürfte, denn der nächste Gegner ist der ungeschlagene Bremer SV.
Nicht erst mit ihrem Zurückkommen in der Schlussphase, sondern mit guten Phasen und einer hervorragenden Einstellung insgesamt hatten die Vegesacker zuvor gezeigt, dass sie jetzt offenbar bereit für den Abstiegskampf sind, ihn bedingungslos angenommen haben. Die Achse Lokmann Abdi, Abdullah Basdas und Alexander Schlobohm gab dem 4-1-4-1-System Stabilität, vor allem in der Anfangsphase brannte die SAV vor den Augen ihres künftigen Trainers Markus Werle ("Das war richtig gut") ein Feuerwerk ab. Und belohnte sich dafür. Über Linne und Basdas, dessen Schuss geblockt wurde, landete der Ball bei Youngster Felix Kaup, der ihn von der Strafraumgrenze rechts unten versenkte (6.).
Fortan bereitete Neustadts Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierkette und das starke BTS-Kopfballspiel bei Ecken und Freistößen einige Probleme, doch gemeinschaftlich wurde zunächst ein Gegentor verhindert. Ein Tor fiel in den ersten 45 Minuten noch, allerdings auf der anderen Seite. Dabei musste Neustadts Keeper Oumar von Asseburg feststellen, was für ein fieser Gegner die Sonne sein kann. Der von Lennart Kettner getretene und aus der Sonne kommenden Ball verfehlte zwar haarscharf den Kopf von Fabian Linne. Doch das grelle Licht und der hochsteigende Linne sorgten dafür, dass der Ball den Weg direkt in den oberen rechten Winkel fand (43.).