Nach dem Schlusspfiff sanken etliche Kicker der SG Aumund-Vegesack auf den Kunstrasen und breiteten die Arme aus. Erschöpft, aber froh. In einem immensen Kraftakt und mit der Unterstützung von Fortuna hatte der Nordbremer Bremen-Ligist den TuS Arsten 2:1 niedergerungen, drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu Hause behalten und die definitiven Abstiegsränge verlassen. SAV-Trainer Björn Krämer: „Wir haben gewonnen, weil wir unsere besten Momente genutzt haben.“
Davon gab es im 26. Saisonmatch der Vegesacker nicht viele. Doch entscheidend war, dass sie gegen einen spielstarken und kombinationssicheren Gegner in den Augenblicken zum Erfolg kamen, als der zu Unkonzentriertheiten gezwungen wurde. Zum ersten Mal bereits in der Anfangsphase. In der zweiten Minute bekam die Komet-Abwehr einen Flankenball von Fabian Linne nicht unter Kontrolle, sodass Marcel Burkevics keine Mühe hatte, aus Nahdistanz das 1:0 zu erzielen.
Ein früher Treffer, der den Gastgebern allerdings nicht dazu verhalf, ihre Reihen zu schließen und einen geordneten Spielaufbau zu organisieren. Vielmehr sahen sie sich kontinuierlich verstärkten Offensivattacken der Mannschaft von Trainer Kevin Köhler ausgesetzt, der ihr später trotz der Niederlage eine gute Leistung attestierte. Allerdings auch nicht verhehlte, was ihr an diesem Sonnabendnachmittag fehlte: der präzise und geglückte Abschluss nach zahlreichen Angriffsaktionen.
Grund dafür war allerdings nicht nur Pech am Stiefel, sondern in den meisten Situationen der aufopferungsvolle Widerstand der SAV-Abwehr, deren bester Akteur zwischen den Pfosten stand. Jan Niklas Dähne erwies sich als souveräner Strafraum-Beherrscher und parierte Schüsse von Kenstar Gehle (11./38), Niklas Neumann (20.) und Nils Mosch (22.) in glänzender Manier. In diesen Phasen wackelte die SAV-Defensive vor allem dann, wenn Ramazan Gülac und Emir Basar Arstens Offensive befeuerten.
Doch die Nordbremer trotzten den Dauerattacken der Gäste bis zum Halbzeitpfiff. Tief durchatmen hatten Böhmer und Co. allerdings nur selten können. Denn die wenigen SAV-Chancen durch Schlobohms Kopfball (30.) sowie durch Schüsse von Marcel Burkevics (31.) und Abdullah Basdas (36./44.) waren von Felipe Schmidt im Komet-Kasten problemlos pariert worden.
Sofort nach Beginn der zweiten Halbzeit sollte sich Geschehen auf dem Kunstrasenplatz aber zunächst gründlich ändern. Björn Krämer hatte William Lewis Noukpetor für den erschöpften Marcel Burkevics ins Rennen geschickt, und schon zeigte seine Mannschaft lange vermisste Offensivqualitäten. Die Abwehr der Gäste wurde zu Fehlern gezwungen und mit einer schnellen Kombination bereiteten Abdullah Badas und Yonathan Abrham Temtme die freie Schussbahn für Sturmspitze Alexander Schlobohm vor, der dem TuS-Keeper aus 18 Metern keine Abwehrchance ließ: Die SG Aumund-Vegesack lag 2:0 in Front (57.).
Ein Rückstand, den die ebenfalls noch um den Klassenerhalt kämpfenden und zunächst geschockten und verunsicherten Gäste allerdings verdauten. Sie forcierten noch einmal die Offensive und in der 71. Minute konnte der für den angeschlagenen Christian Böhmer eingewechselte Lokmann Abdi Komets Hendrik Rilka im Strafraum nur mit einem Foul stoppen. Der Unparteiische entschied auf Strafstoß und Emir Basar trat zur Vollstreckung an. Doch Jan Niklas Dähne roch den Braten und hechtete in die richtige linke Torecke (72.). Dann begann das Herzschlag-Finale: Zunächst traf Noukpetor nur die Querlatte des TuS-Tores (77.), doch fünf Minuten vor dem Abpfiff erzielte Ramazan Gülac per Kopf den Anschlusstreffer für die Gäste. Es folgte das große Zittern auf der Vegesacker Seite und schließlich der Jubel. Kommentar von Björn Krämer: „Wir haben endlich auch mal Glück gehabt.“
