Grohn. Draußen kneift einem die Kälte an diesem Nachmittag schon langsam in die Nase. Eine Ahnung von Winter liegt in der Luft, als die Frauen schnell hinter der Tür des Grohner Sportbades verschwinden. Wenige Schritte sind es jetzt nur noch bis zum sommerlichen Gefühl. Feuchte Wärme umgibt die Frauen, die eine nach der anderen ins Becken gleiten. Es ist wieder ihr gemeinsamer Nachmittag. Es ist Frauenschwimmtag.
Jessica Sauerwald, die Aquatrainerin, verteilt bunte Wassernudeln, mit denen die Frauen gleich in Schwung kommen. Ein Gewirr aus grünen, blauen und roten, aus orangefarbenen, gelben und lila-blau-gestreiften biegsamen Stangen umgibt die Gruppe. Kleines Muskeltraining: die Nudel mit einer Hand neben dem Körper unter Wasser drücken oder seitlich vom Körper weg. Kleine Herausforderung: die Nudel mit beiden Händen unter Wasser drücken und mit den Beinen drübersteigen. Gar nicht so einfach, wenn das farbige Sportgerät immer wieder zur Wasseroberfläche drängt. Es plitscht und platscht, die Frauen juchzen und lachen. Sie haben Spaß, oder? Kopfnicken - auf jeden Fall. Ein paar Frauen sind aus dem Becken geklettert und gleich im munteren Schnack vertieft. „Das ist ihnen auch wichtig“, sagt Schwimmtrainerin Sabrina Klintworth, die das Frauenschwimmen leitet, „dass sie hier unter sich sind und miteinander reden können.“
Angebot ist beliebt
Fast alle Teilnehmerinnen haben Migrationshintergrund. „Manche von ihnen erzählen, dass sie noch nie im Wasser waren. Viele haben hier das Schwimmen gelernt“, berichtet Sabrina Klintworth. Seit vielen Jahren laufe das Frauenschwimmen über den Landessportbund. Es sei bei den Frauen sehr beliebt. Als das Schwimmen wegen der Pandemie nicht möglich war, hätten sie es bedauert.
Seit September organisiert das Programm „Integration durch Sport“ in Kooperation mit dem Sportverein SG Aumund-Vegesack nun wieder sonntags ein zweistündiges Frauen-Schwimmangebot im Sportbad Grohn, sagt Kirsten Wolf, Initiatorin des Projekts beim Landessportbund. „Die Resonanz auf unser Angebot zeigt, wie groß der Bedarf der mehrheitlich jungen Frauen nach geschlechtsspezifischen Bewegungsangeboten im Wasser ist. Das Sportbad ist in Bremen momentan der einzige Ort, an dem so ein Schwimmtag blicksicher realisiert werden kann.“ Beliebt seien die Frauenschwimmtage auch, weil sie in einer geschützten Atmosphäre die Möglichkeit zu sozialen Kontakten bieten, fügt Kirsten Wolf hinzu. Das bestätigen die syrischen Frauen, die aus Blumenthal nach Grohn gekommen sind. „Wir kommen alle aus dem Lüssumer Ring oder aus der Lüssumer Heide“, erzählen sie. „Hier sind schon Freundschaften entstanden“, freut sich Roushin Ahmad.
Schwimmtage werden fortgeführt
Für Rawya Al Ibrahim ist es an diesem Sonntag der erste Besuch im Sportbad. Schade, sagt sie, dass Ende November der letzte Frauenschwimmtag sein wird. Vorerst. „Es gibt für das neue Jahr wieder neue Angebote“, weiß Sabrina Klintworth. Zwar nicht jeden Sonntag, aber von März bis November nahezu einmal im Monat. Najma Abdo erzählt, dass sie auch freitags zum Schwimmen hierher kommt. Sportlich sein – das gefällt ihr. „Schwimmen“, sagt sie, „das ist mein Hobby.“ Der Kopf, findet die junge Frau, müsse auch „mal Pause haben“ und abschalten dürfen - „ohne Mann und ohne Kinder“.
Eine Weile stehen die Frauen noch plaudernd am Beckenrand. Dann springen sie hinein, ins Wasser, dass es Wellen schlägt. Die Trainerinnen lassen Musik laufen. Noch ein paar Aqua-Fitness-Übungen, bevor es wieder hinaus geht. In die Kälte.