Vegesack. Ein Mann wird in einem Bus aufgrund seines Aussehens angefeindet, der Busfahrer springt ihm aber zur Seite. Eine Frau wird bei der Wohnungssuche abgewiesen, sobald sie ihren Namen nennt. Carolina drückt auf ihrem Tablet auf Pause, die Achtklässlerin präsentiert gerade gemeinsam mit ihrer Gruppe eine Projektarbeit zum Thema Rassismus. Mit diesen selbstgedrehten Videoclips nehmen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Vegesack am Wettbewerb der Landeszentrale für politische Bildung Bremen „Jetzt erst Recht: Zusammen gegen Rassismus“ teil.
Die achte Klasse von Deutschlehrerin Carola Kretschmann entwickelte verschiedene Projekte – vom Videodreh bis zur Kurzgeschichte. „Der thematische Schwerpunkt sowie der kreative Zugang zum Projekt war frei wählbar“, erklärt Klassenlehrerin Carola Kretschmann. Die künstlerischen Produkte, die die 24 Schüler in Kleingruppen entworfen haben, werden gesammelt an die Landeszentrale für politische Bildung Bremen geschickt.
"Für Vielfalt, Offenheit und Toleranz"
Jetzt haben sich die Schülergruppen ihre Ergebnisse aus dem fünfwöchigen Arbeitsprozess gegenseitig vorgestellt. Mithilfe ihrer Tablets und per Beamer präsentiert, zeigen die Schüler ihre kreativen Produkte zum Thema Rassismus. Die schauspielerische Einlage der Jugendlichen lädt nicht nur zum Schmunzeln ein, vor allem setzt sie ein Zeichen – „für Vielfalt, Offenheit und Toleranz“, so Kretschmann.
„Ich habe mir zur Vorbereitung auf das Projekt eine Dokumentation angeguckt“, berichtet Carolina. Ihre Gruppe drehte die Videoclips, in denen Alltagsrassismus dargestellt wurde. Während der Präsentation halten die Schüler zwischen den Clips Vorträge, in denen sie die rassistischen Vorurteile aus dem Video entkräften. Eine andere Gruppe ging für ihren Videodreh in die Fußgängerzone und fragte Passanten nach ihren Erfahrungen mit Rassismus. Dabei stellten sie fest, wie unterschiedlich Menschen mit Rassismus umgehen. „Es ist gut, wenn die Menschen, die nie mit Rassismus konfrontiert wurden, erfahren, was andere Menschen erlebt haben“, erklärt Schülerin Tabea.
Einige ihrer Klassenkameraden fanden sich allerdings bereits selbst in diskriminierenden Situationen wieder. Schülerin Charlotte berichtet beispielsweise von der Erfahrung in einem Tischtennis-Verein von einem anderen Spieler als schwach bezeichnet worden zu sein „und zwar weil ich ein Mädchen bin“. Die Achtklässlerin hat jedoch gelernt mit solchen Situationen umzugehen und hat das Problem durch Diskurs lösen können.
Ihre Mitschülerin Robina erzählt von einer Situation, in der ein Verkäufer annahm, sie könne kein Deutsch: „Es hat mich schon verletzt, dass Leute direkt annehmen, dass ich wegen meines Migrationshintergrunds kein Deutsch sprechen kann“. Da Rassismus auf Vorurteilen basiert, bietet die Teilnahme am Bremer Jugendpreis „Dem Hass keine Chance“, eine tolle Möglichkeit sich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Die Schüler sind in einem guten Alter um für das Thema sensibilisiert zu werden“, findet Lehrerin Kretschmann. Robina stimmt da zu: „Rassismus und Diskriminierung ist ein größeres Thema als Jugendliche manchmal denken“.
In den Projekten für den Wettbewerb sammeln die Schüler auch Ratschläge für Betroffene und rufen zur Zivilcourage auf. „Für Rassismus und Hass gibt es keine Toleranz und daran müssen wir arbeiten“, sagt Charlotte. Geschichten von rassistischen Vorfällen in Videos zu verarbeiten, setzt dabei nicht nur ein Zeichen gegen Hass und Hetze, es fördert auch die Medienkompetenz der Schüler. „Videos im Unterricht zu drehen, war etwas Neues für uns, es hat aber richtig Spaß gemacht“, berichtet Carolina. In Zukunft würde sie gerne mehr Videos auch in der Schule drehen. Da die Schüler später im beruflichen Leben sicherlich viel mit Medien zu tun haben werden, findet die Achtklässlerin es wichtig, darauf vorbereitet zu werden und den Umgang mit Medien bereits in der Schule vermittelt zu bekommen.
Der richtige Umgang mit Medien ist auch für die Sensibilisierung für Rassismus von Bedeutung. „Rassismus ist ja ein sehr aktuelles Thema und heutzutage auch in den sozialen Medien verbreitet“, berichtet Anna. Für den richtigen Umgang mit Rassismus und sich für Toleranz und Offenheit einzusetzen, haben die Schüler des Gymnasium Vegesack durch die Teilnahme am Projekt einiges gelernt. „Wir haben viel daran gearbeitet“, sagt Melina. Sie und ihre Mitschüler erhoffen sich jetzt als Belohnung den Bremer Jugendpreis zu gewinnen.