Herr Hadziomerovic, die Interimslösung mit Issam El-Madhoun und Miguel Garcia war nach dem Rücktritt von Trainer Markus Werle für die Punktspiele gegen die Leher TS und den Blumenthaler SV sowie das Pokalspiel gegen den Bremer SV vorgesehen. Nun standen die beiden aber auch jüngst beim 1:5 gegen Hemelingen in der Verantwortung und stehen dies auch am Sonntag bei der BTS Neustadt. Warum ist der Trainerposten bei der SG Aumund-Vegesack immer noch vakant?
Harun Hadziomerovic: Uns ist wichtig, dass der künftige Trainer in der Regel vereinslos ist, weil wir niemanden ansprechen wollen, der einen Verträge oder Vereine hat. Wir wollen es ja auch selber nicht, dass unsere Trainer nach dem sechsten Spieltag abgeworben werden. Von Trainern, die vereinslos sind, gab es drei, vier, fünf Kandidaten. Mit denen haben wir uns auch auseinandergesetzt und sie auch kontaktiert. Allerdings hatten sie alle private Gründe, weshalb ein Engagement bei uns nicht geklappt hat. Lust auf die SAV hätten sie alle gehabt.
Welches Profil muss der neue SAV-Trainer mitbringen?
Wir suchen einen Trainer, der eine gewisse Erfahrung innerhalb der Liga mitbringt oder zumindest im Herrenbereich. Er soll eine gewisse Autorität ausstrahlen, weil er schon etwas erreicht hat, was vielleicht nicht typisch ist. Und er muss eine gute Menschenkenntnis haben, da wir sehr verschiedene Charaktere in der Mannschaft haben.
Gibt es ein neues zeitliches Ziel, wann die Nachfolge geregelt sein soll?
Wir haben gesagt: spätestens zur Winterpause. Dann sollte einer kommen, weil wir dann ja eine vier- bis fünfwöchige Vorbereitung mit Testspielen und Trainingseinheiten haben, die für einen neuen Trainer ideal wäre, um nicht ins kalte Wasser geworfen zu werden.
Wenn Sie auf dem Markt momentan nicht fündig geworden sind, dann könnte also eine Trainerentlassung oder ein Rücktritt anderswo zur Lösung für die SAV werden?
Ja klar. Fußball ist ein Tagesgeschäft. Wenn wir jetzt bis zum Winter abwarten, kann sich jeden Tag etwas auftun. Vielleicht hat ein Trainer aus beruflichen Gründen plötzlich keine Zeit mehr für lange Wege oder er wird vor die Tür gesetzt. Das könnte uns idealerweise weiterhelfen, deshalb warten wir auch Tag für Tag ab, was der Markt hergibt und was sich für Neuigkeiten ergeben. Wir überstürzen nichts. Denn das Motto irgendein Trainer, ist ja besser als keiner, bringt uns auch nicht weiter. Mit Issam und Miguel sind wir vollends zufrieden, haben volles Vertrauen in sie.
Ein in den vergangenen Jahren sehr erfolgreicher Trainer wurde kürzlich vor die Tür gesetzt: Frank Dahlenberg vom FC Union 60. Haben Sie da schon Kontakt aufgenommen?
Nein, mit Frank Dahlenberg hatten wir Stand heute noch keinen Kontakt.
Für Problematik, ganz früh in der Saison ohne Trainer dazustehen, hat Markus Werle mit seinem Rücktritt im Anschluss an die 1:2-Niederlage beim SC Vahr Blockdiek nach dem sechsten Spieltag gesorgt. Was denken Sie mit etwas Abstand über die Entscheidung Ihres Ex-Trainers?
Ich denke, er wäre besser gewesen, wenn er ein, zwei Nächte mehr darüber geschlafen hätte. Das 1:2 gegen Vahr Blockdiek war zwar die dritte Niederlage im sechsten Spiel, aber die Gegner bei den anderen Niederlagen hießen ja auch Werder II und Oberneuland. Der Rücktritt kam vom Zeitpunkt definitiv zu früh. Danach kamen ja erst die Wochen der Wahrheit. Die Momente, in denen man sich aus einer kleinen Krise herausspielen kann.
Es hieß kurz nach dem Rücktritt, Markus Werle hätte die Kabine gegen einen sehr eng zusammenstehenden Kader verloren. Hätte sich das Problem Ihrer Meinung nach beheben lassen?
Wir haben letzte Saison die Top drei geholt und standen im Pokalfinale. Da kann man ja nicht nach dem sechsten Spieltag behaupten, man hätte die Kabine verloren oder Zwischenmenschliches sei abhandengekommen. Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass wir ein, zwei Niederlagen mehr als letztes Jahr zu dem Zeitpunkt hatten und die Spieler sich unzufriedener gefühlt haben. Es ist normal, dass eine kleine negative Stimmung aufkommt: Sei es von den Spielern oder vom Trainerteam. Ich hätte erwartet, dass man dagegen gemeinsam ankämpft.
Das Gespräch führte Jens Pillnick