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Vegesacker Turnverein Ein einmaliger Zusammenhalt

Die Tischtennis-Abteilung präsentiert sich als wehrhaftes gallisches Dorf. Während in anderen Vereinen ein Rückgang zu verzeichen ist, wächst die erst vor wenigen Jahren gegründete VTV-Sparte immer weiter an.
07.01.2022, 11:14 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Die Tischtennis-Abteilung des Vegesacker TV präsentiert sich als wehrhaftes gallisches Dorf. Während in anderen Vereinen eine Mannschaft nach der anderen gestrichen werden muss, wächst die erst vor wenigen Jahren gegründete VTV-Sparte immer weiter an. Das Aushängeschild der Abteilung ist Gregor Grzesik. Der frühere Landesliga- und Bezirksoberligaspieler der SG Aumund-Vegesack war sich nicht zu schade dafür, mit dem VTV wieder fast ganz unten anzufangen.

„Ich finde die Leute im Verein sehr gut. Wir haben ein hervorragendes Miteinander“, betont Grzesik. In welcher Liga er dabei antrete, sei zweitrangig. „Nach meinen Verletzungen wollte ich auch gar nicht mehr so hochklassig spielen“, versichert der 40-Jährige. Im Jahre 2018 war bei ihm die Achillessehne gerissen. Diese schwere Verletzung zog eine mehrmonatige Zwangspause nach sich. „Mein Fuß ist deshalb teilweise immer noch taub“, berichtet der gelernte Einzelhandelskaufmann. Er schlägt sich zudem immer wieder mit Knieproblemen herum, die er aber mit einer stützenden Bandage in den Griff bekommt.

Gregor Grzesik ist besonders vom einmaligen Zusammenhalt bei den Vegesackern fasziniert. „Es ist egal, welche Mannschaft bei uns ein Punktspiel bestreitet. Immer sind Zuschauer aus den anderen Teams dabei. Das ist echt der Hammer. Vorher kannte ich es so, dass nur bei den Spielen der ersten Mannschaft zugeschaut wurde“, erklärt Grzesik. Mittlerweile verfügt der VTV über vier Mannschaften, von denen eine bei den Senioren antritt.

An den tollen Trainingsbedingungen in der Sporthalle an der Kerchensteinerstraße in Vegesack liegt es auf jeden Fall nicht, dass sich die Sparte einer solch großen Beliebtheit erfreut. Die Halle ist so klein, dass bei Punktspielen nur zwei Platten gleichzeitig bespielt werden können. Es existiert auch nur eine kleine Umkleidekabine, sodass sich Männer und Frauen nacheinander dort umziehen müssen. Die Heizkörper in der Halle sind so unglücklich angebracht, dass die Tischtennisbälle immer dahinter verschwinden.

Die Nordbremer wissen sich aber zu helfen und decken die Heizkörper mit Platten ab. „Das ist alles sicherlich nicht optimal, hat aber seinen ganz eigenen Charme“, sagt der VTV-Tischtennis-Spartenleiter Lars Dornstedt. Die Halle ist außerdem auch noch so versteckt hinter einer Schule, dass sie so mancher Akteur gar nicht erst findet. Die nicht ganz unkomplizierten Verhältnisse in der kleinen Halle sorgen aber zumindest für einen echten Heimvorteil. „Die Gegner schauen schon mal ein bisschen erschrocken, wenn sie unsere Halle sehen“, so Dornstedt.

Die Vegesacker punkten eben mit anderen Sachen. „Wir achten sehr auf Zwischenmenschliches. Wir feiern Geburtstage zusammen und kümmern uns um erkrankte Kollegen“, lässt Lars Dornstedt wissen. Das freundliche Miteinander wird auch nach außen getragen. „Wir wollen für eine positive Außendarstellung sorgen und gehen freundlich mit unseren Gegnern um. Wir wollen für etwas anderes stehen“, betont der 45-Jährige.

Dass ein Spitzenspieler wie Gregor Grzesik für den VTV antritt, mache ihn besonders stolz. „Das ist natürlich auch ein gutes Zeichen, dass ein solcher Spieler sich ganz bewusst für uns entschieden hat“, sagt Lars Dornstedt. Der gelobte Akteur macht keinen Hehl daraus, dass er immer wieder Anfragen von höherklassigen Vereinen bekommt. Aber große Sorgen müssen sich die Vegesacker deshalb nicht machen.

„Ich werde dem VTV treu bleiben“, versichert Gregor Grzesik. Er weist in dieser Saison eine makellose 13:0-Siegesbilanz im Einzel und im Doppel auf. Damit verweist er in der Spieler-Rangliste der 1. Kreisliga Hammersbecks Nummer eins Jens Grützner auf die zweite Position. „Vor der Saison war ich nur auf Position drei in der Liga gelistet. Ich musste mich also erst hocharbeiten“, teilt Grzesik mit.

Vegesacks Spitzenmann versichert, dass er sich in dieser Liga nicht langweilt. „Mir ist es auch gar nicht so wichtig, so hoch wie möglich aufzulaufen“, so der im Vertrieb tätige Sportler. Den direkten Aufstieg in dieser Saison habe er bereits abgehakt. „Wenn, dann geht noch etwas über die Relegation“, vermutet Gregor Grzesik. Mit Yanina Purschke hat er auch eine Frau als Teamkollegin.

„Für Yanina wäre es besser, wenn wir auch noch weitere Frauen dabei hätten“, wünscht sich Grzesik Zuwachs im Damenbereich. Lars Dornstedt ist aber generell offen für weitere neue Spieler. „Wir können noch ein bis zwei Hochkaräter für die erste Mannschaft gebrauchen. Dann könnten wir auch die dritte Mannschaft besser bestücken, die ein bisschen dünn besetzt ist“, gibt Lars Dornstedt zu bedenken.

Dornstedt traf übrigens im Spitzenspiel des ersten VTV-Teams gegen den Ersten FT Hammersbeck Mitte Dezember auch auf seine Vergangenheit. „Ich habe vor 40 Jahren in Hammersbeck mit dem Tischtennis-Spielen angefangen. Damals gab es dort aber noch drei oder vier Herrenmannschaften, jetzt nur noch diese eine“, stellt der Spartenleiter ein wenig überrascht fest. Gegen einen weiteren Aufstieg mit der ersten Mannschaft des Vegesacker Turnvereins hätte er nichts einzuwenden. „Wir haben das Credo, so hoch zu spielen, wie es geht“, sagt der Tankstellen-Betreiber, der ehemals auch in der VTV-Volleyball-Sparte erfolgreich um Punkte spielte.

Zur Attraktivität der VTV-Sparte trägt darüber hinaus bei, dass ab und zu absolute Topleute beim Training vorbeischauen. Dazu gehören der Bundesliga-Coach des SV Werder Bremen, Christian Tamas, sowie Katharina Michailova vom bayrischen Damen-Erstligisten SV DJK Kolbermoor. Michailova wurde im Jahr 2018 Deutsche Mannschaftsmeisterin mit ihrem Team. „So etwas ist bei uns das i-Tüpfelchen im Training. Wir probieren aber generell immer mal wieder etwas Neues aus“, erklärt Lars Dornstedt.

Der Hauptverein möchte der tollen Entwicklung seiner Tischtennis-Abteilung nicht im Wege stehen. „Wir werden gut vom Verein unterstützt“, freut sich Gregor Grzesik. Um die Gemeinschaft zu fördern, richten die Tischtennisspieler einmal im Jahr neben der Kohl-und Pinkeltour und den Vereinsmeisterschaften ein Grillfest im Innenhof der Sporthalle an der Kerschensteinerstraße aus. Diese Feier musste aber zuletzt wegen der Corona-Pandemie zweimal in Folge ausfallen.

„Dennoch sind wir nach wie vor ein ganz toller Haufen“, versichert Lars Dornstedt. Nach den Trainingseinheiten sitzen die Spieler gerne noch bei einem Gerstensaft beisammen, und kein Spieler der ersten Formation ist sich im Training zu schade, gegen einen Kollegen aus der dritten Mannschaft anzutreten.

Zur Sache

Die Stadtliga im Visier

Der Vegesacker TV verfügt über drei Tischtennis-Mannschaften im Herren- und eine Formation im Seniorenbereich. Das erste Team musste bei der Gründung der Sparte ganz unten, also in der 3. Kreisklasse, anfangen. Mittlerweile klopft die Mannschaft als Dritter der 1. Kreisliga bereits leicht an der Tür zur Stadtliga an. Die Vegesacker kämpfen mit der FT Hammersbeck und dem TV Grohn um den Aufstieg. Das Spitzenspiel gegen den Klassenprimus FT Hammersbeck ging stark ersatzgeschwächt mit 4:9 verloren. Nur die TSV Farge-Rekum in der Bremen-Liga sowie die beiden ersten Teams der SG Aumund-Vegesack in der Bezirksoberliga West beziehungsweise in der Bezirksliga spielen noch höher im Bremer Norden. Das zweite VTV-Team stieg ebenfalls dreimal in Folge auf und belegt in der 3. Kreisliga ebenso den dritten Rang. Die dritte Mannschaft des Vereins ist Tabellenvierter in der 3. Kreisklasse. KH

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