Aumund/Vegesack. Weihnachten einmal anders: Das traf in diesem Jahr auch auf die Gottesdienste in Alt-Aumund und einen Waldgottesdienst in Wätjens Park zu. In der Kirche Alt-Aumund hielt Pastor Jan Lammert an Heiligabend fünf Gottesdienste in Folge. Maximal 50 Personen pro Veranstaltung waren erlaubt, es galt Maskenpflicht. „Die Leute hören die vertrauten Melodien und es juckt sie mitzusingen, aber sie dürfen nicht“, sagt Lammert. Mitsummen hingegen war erlaubt. Nur beim Spätgottesdienst um 23 Uhr durfte ein professioneller Sänger von der Empore singen.
Am Nachmittag wurde zweimal ein Krippenspiel in verkürzter Form dargeboten. Einstudiert wurde es von zwei Gruppen. Für den Fall einer Corona-Erkrankung in einer Gruppe, hätte die andere einspringen können. Die jungen Akteure mussten bei der Aufführung Abstand halten und bekamen Mikrofone gereicht. Die 12-jährige Lotta wirkt seit acht Jahren beim Krippenspiel mit. „Sonst sitzen wir immer vorne in der Sitzreihe, jetzt hat jeder seinen festen Platz“, erzählt sie. Anna und Lilia, beide 17 Jahre, richteten das Licht auf die jeweils sprechenden Akteure. „Es war ein bisschen langweilig, weil so wenig Leute da waren. Beim zweiten Krippenspiel fehlte uns sogar der Josef", erzählen sie. Anna findet es gut, dass die Krippenspiel-Tradition aufrechterhalten wird: „Hier gibt es Kinder, die mitspielen, seitdem sie drei Jahre alt sind“.
Die Karten für die fünf Gottesdienste waren schnell vergriffen. Wer kein Ticket ergatterte, konnte sich vor der Kirche am Hirtenfeuer versammeln. Ein Team überwiegend ehemaliger Konfirmandinnen und Konfirmanden las Texte unter anderem aus der Bibel vor. Sie sorgten auch dafür, dass die Abstände auf der Wiese gewahrt wurden. Kleine Laternen, in mehreren Reihen aufgestellt, markierten die Stellplätze. Die 88-jährige Angelika Antpöhler sagte ein Hirtenlied auf. „Wisst ihr noch, wie es geschehen, immer werden wir erzählen, wie wir einst den Stern gesehen mitten in der dunklen Nacht“, rezitierte sie.
„Man fühlt sich hier als Gemeinde und singt gern miteinander“, meint Antpöhler. Besucher konnten ein Friedenslicht mit der Aufschrift „Licht und Hoffnung wünscht Ihnen Ihre Bremische Evangelische Kirche“ mitnehmen. „Den Leuten ist Weihnachten wichtig und dass sie die frohe Botschaft hören, können wir so erreichen“, sagt Pastor Jan Lammert.
Ein ungewöhnliches Bild bot sich den Besuchern am ersten Weihnachtstag in Wätjens Park. Die katholische Kirchengemeinde St. Marien und die evangelischen Kirchengemeinden Bockhorn, Martin-Luther-Gemeinde Blumenthal, die reformierten Gemeinden Blumenthal und Farge hatten zu einer ökumenischen Waldweihnacht auf einer Lichtung vor dem Schloss geladen. Bunte Hütchen auf der Wiese markierten Standplätze, Anwohner hatten eine Tanne geschmückt.
„Leider dürfen Sie nicht mitsingen, aber die Liedtexte können auch so verfolgt werden“, teilte Pastor Jörg-Stefan Tiessen den Besuchern mit. Ein vierköpfiger Posaunenchor aus Bläsern des evangelischen Posaunenwerkes Bremen musizierte. „Wir haben die Noten vorher verschickt und jeder hat sich autark darauf vorbereitet“, berichtet Thomas Urban, einer der Musiker. Als die Bläser Lieder wie „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ anstimmten, summte der eine und andere Besucher unter seiner Maske mit.
„Lasst das Licht des Glaubens immer leuchten, egal was bei uns passiert“, mahnte Pastor Tiessen und zog eine Parallele zwischen dem Schicksal Josefs und der aktuellen Corona-Pandemie. Passagen aus der Weihnachtsgeschichte las Pastor Pawel Nowak von der St. Marien-Gemeinde vor. Corona nehme jeder als eine große Störung im Alltag wahr. „Andererseits haben wir unsere beheizte Stube verlassen und stehen hier draußen an der frischen Luft und feiern Weihnachten“, sagte Tiessen. Auch Julian Spojda, Pastoralratsvorsitzender der Gemeinde St. Marien, las aus der Weihnachtsgeschichte. „Ich bin Pastor Tiessen bei einem Gottesdienst begegnet. Wir haben uns gleich gemocht und beschlossen, etwas zusammen zu machen“, erzählt er. „Corona hat die Tendenz, die Leute auseinanderzubringen, aber es bringt die Menschen auch zusammen“, findet Spojda.
Sandra Kneifel war mit ihren Töchtern Rebecca und Tabea aus Stuhr gekommen, ihr Mann Oliver spielte im Posaunenchor mit. „Wir sind zum ersten Mal in Wätjens Park und haben es gleich mit einem Spaziergang verbunden. Das haben sie sehr schön gemacht hier“, sagt sie. Tochter Tabea vermisste in diesem Jahr den Gottesdienst in der Gutsscheune in Stuhr. Ihre Schwester Rebecca fand es schade, dass sie wegen der Corona-Beschränkungen keine Freunde an Weihnachten treffen kann.