Brot und Bier: Das passte schon immer ganz gut zusammen. Man kann aber auch das Bier gleich ins Brot schütten. So ungefähr dachten es sich die Waller Union-Brauerei und die Bäckerei Meyer Mönchhof aus Ganderkesee und machten aus zwei Produkten eins. Das Resultat nennt sich „Union-Kruste“ und ist ab sofort in 750-Gramm-Laiben in allen Meyer Mönchhof- und Tenter-Filialen zwischen Butjadingen und Großenkneten, Sandkrug und Achim zu haben – und natürlich auch in den 33 Bremer Bäckereifilialen. Mit der Fusion von heimischem Brot und Bier möchten die Brauer und Bäcker der Kundschaft mehr Appetit auf regionales Handwerk machen.
Dem feinen Weizenmischbrot verleihe ein hoher Anteil an Kartoffeln seine Saftigkeit, erklärt Thomas Stockinger, Geschäftsführer von Meyer Mönchhof. Für die würzige Note sorgt das Keller-Pils aus der Osterfeuerberger Brauerei – ein Favorit der Kundschaft, erzählt Holger Tangermann: „Unser Trinkbrot“, sagt der junge Braumeister. „Das schmeckt eigentlich allen.“
Bier als Zufallsprodukt
Er erzählt davon, dass das erste Bier in der Antike aus Brot entstanden sein soll, das im Regen vergessen wurde. Nach einer Weile entstand durch spontane Gärung eine Flüssigkeit, die mit dem modernen Gerstensaft vermutlich nicht viel zu tun hatte, aber irgendwie wohl interessant schmeckte und gute Laune machte. „So haben wir es in der Ausbildung jedenfalls gelernt“, so der Braumeister der Freien Brau Union, die seit acht Jahren im historischen Brauereigebäude an die Tradition der 1907 gegründeten Waller Union-Brauerei anknüpft. Der Bieranteil in der Rezeptur betrage ungefähr 20 Prozent, weiß Stockinger. Einen Schwips müsse man dennoch nicht befürchten oder erhoffen, denn: „Der Alkohol verfliegt beim Backen komplett.“
Die Kundinnen und Kunden dürfen auf ihre Stullen natürlich schmieren und legen, was sie wollen. Allzu deftig sollten die Auflagen indes nicht sein, damit sie das sehr dezente Bieraroma nicht übertönen, empfiehlt der Geschäftsführer des Familienbetriebs, der 1872 von Bäckermeister Heinrich Meyer in Mönchhof in der heutigen Gemeinde Ganderkesee gegründet und mittlerweile von Meyers Ururenkel geführt wird.
600 Mitarbeiter in 74 Filialen
Aus der kleinen Landbäckerei ist im Laufe der vergangenen mehr als 150 Jahre ein mittelständisches Unternehmen mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewachsen, das auch in Bremen seit vielen Jahren gut bekannt ist: Meyer Mönchhof gehörte in den 1980er-Jahren zu den ersten Bäckereien, die auf die Idee kamen, Filialen in Bremer Supermärkten zu eröffnen. Mit 74 Filialen ist der Betrieb kein kleiner mehr, sieht sich aber dennoch weiterhin als regional verwurzelte Familienbäckerei. Die Ganderkerseer Backstube ist keine Industrieanlage, sondern Arbeitsplatz für 25 handwerklich arbeitende Bäckerinnen und Bäcker, erzählt Stockinger.
Obwohl die Deutschen immer noch viel Lust auf Brot haben – der Pro-Kopf-Konsum pro Jahr liegt bei fast 80 Kilogramm – gilt es, tagtäglich um die Gunst der Kundschaft zu buhlen. Brot kann man heutzutage schließlich auch anderswo, und hier und da sehr günstig kaufen.
Immer weniger Betriebe
Laut Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks sank die Zahl der deutschen Handwerksbäckereien in den vergangenen 60 Jahren von rund 55.000 auf heute etwa 9600 Betriebe. Und mit ihnen verschwanden nicht nur Vielfalt und Einzigartigkeit, sondern auch Arbeitsplätze und Steuerzahler vor Ort.
Mit Billigpreisen können die regionalen Produzenten im Wettbewerb nicht dagegenhalten, sondern nur mit Geschmack und Qualität, sagt Stockinger. „Es ist ein schwieriges Geschäft.“ Viele Menschen solidarisierten sich zurzeit mit den demonstrierenden Landwirten. „Es wäre schön, wenn sie alle ihre Solidarität auch beim täglichen Einkauf zeigen würden.“