Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

59. Landeswettbewerb „Natur und Garten" Waller Verein steht für Engagement und Miteinander

16 Vereine aus Bremen und Bremerhaven sind angetreten, um den 59. Landeswettbewerb "Natur und Garten" zu gewinnen. Am ersten von drei Begehungs-Tagen war die Jury beim Kleingarten- und Gartenheimerverein Walle.
01.09.2021, 17:17 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Waller Verein steht für Engagement und Miteinander
Von Anne Gerling

„Gärtnern bedeutet Geduld zu haben. Ich habe vier Jahrzehnte gebraucht, um diese Einsicht zu bekommen“, sagt Hartmut Clemen vom Landesverband der Gartenfreunde Bremen. In diesen Tagen dürfte dennoch bei manchen Gärtnern hierzulande die Ungeduld wachsen. Denn zum 59. Mal wird nun nach dem Sieger des Kleingartenanlagen-Wettbewerbs „Natur und Garten“ gesucht, der alle vier Jahre stattfindet. „Als Bestandteil des Stadtgrüns tragen Kleingärten ganz wesentlich dazu bei, dass die biologische Vielfalt in der Stadt erhalten bleibt und Menschen sie in ihrem direkten Umfeld erfahren können“, sagt die Landesverband-Geschäftsführerin Katharina Rosenbaum. „Deshalb stellt der Wettbewerb Maßnahmen und Projekte des umweltschützenden und ressourcenschonenden Gärtnerns sowie des Miteinanders und des Wirkens in umliegende Wohnquartiere hinein in den Vordergrund.“

Unter den 16 Bewerbern aus Bremen und Bremerhaven, die sich für den diesjährigen Wettbewerb des Landesgartenverbandes unter der Schirmherrschaft von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) angemeldet hatten, ist auch der 1914 gegründete Kleingarten- und Gartenheimerverein Walle. Dessen Mitglieder hatten ihrem 25-seitigen Bewerbungsschreiben das Motto „Back to Paradise“ vorangestellt, denn lange Zeit lag das große Parzellengebiet im Bremer Westen im Dornröschenschlaf. Im Klartext: Etliche Parzellen lagen brach, Kaisenhäuser verfielen.

Mit vereinten Kräften und viel ehrenamtlichem Engagement machte sich der Verein aber vor einigen Jahren daran, das Gebiet wieder nach vorne zu bringen – einige Früchte dieser Arbeit konnte das von Schriftführerin Christiane Roidodimus-Meisner angeführte Bewerbungsgremium nun während eines knapp zweistündigen Rundgangs der Wettbewerbsjury unter dem Vorsitz von Martin Eckardt vom Gartenbauamt Bremerhaven präsentieren. Die Juroren waren seit 8 Uhr morgens in der Stadt unterwegs, um die Anlagen der Vereine Zur Grünen Insel in Schwachhausen, Rose am See in Osterholz und Neue Vahr zu begutachten. Bevor es nach Aumund ging, war ab 12.30 Uhr mittags Walle dran – und der fast 900 Mitglieder starke Verein im Bremer Westen kann mit verschiedenen Projekten punkten.

Etwa mit dem Fleetgarten am Akazienweg, wo seit dem Frühjahr Alleinstehende, Paare, Familien oder Wohngemeinschaften jeweils für ein Jahr ein Stückchen Ackerland pachten können und Unterstützung beim Einstieg ins ökologische Gemüsegärtnern bekommen. Die Umweltsenatorin ist begeistert angesichts der großen Kürbisse, die sie unter den Blättern entdeckt. Martin Schlosser vom Verein Walle hofft, über das Projekt langfristig mehr Menschen für das Gärtnern auch im größeren Stil begeistern zu können. Demnächst wird Erntefest gefeiert, laut Projektleiterin Fenna Zok wollen viele der 20 Pächter auch im nächsten Jahr dran bleiben: „Mittlerweile wächst uns alles über den Kopf, wir würden gerne expandieren.“ Im Willkommensgarten im Lupinenkamp gab es gerade ein schönes Fest mit Live-Musik und im Aurikelweg, wo es in einigen Gärten noch immer stark nach Wildwuchs Dschungel aussieht, haben Pächter vor eineinhalb Jahren mehrere Parzellen übernommen und ein naturnahes grünes Refugium angelegt.

Dass das Vereinsgebiet abwechslungsreich und vielfältig ist, zeigt sich im Gerberaweg, der mit gestutzten Hecken und gepflegten Rasenflächen angenehm aufgeräumt und akkurat daherkommt. „Den Gerberaweg gibt es seit 1975, er wurde auf dem Gelände der alten JVA-Gärtnerei angelegt und wird bis heute die ‚Neu-Anlage‘ genannt“, erzählt Roidodimus-Meisner, die unterstreicht: „Wir wollen für alle tolerant und offen sein, bei uns gibt es ein Miteinander verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Auffassungen darüber, wie ein schöner Garten aussieht.“

„Es muss für alle passen“ findet auch Maike Schaefer, die deshalb die Zukunft der Kleingartengebiete „ein bisschen weg vom Gartenzwerg-Image“ sieht. Für die Stadt seien die Anlagen sehr wichtig, betont die Umweltsenatorin und Schirmherrin des Wettbewerbs gleichzeitig: „Es geht dabei um Biodiversität, Artenerhalt, Umweltbildung und soziales Miteinander und es hat auch ganz viel mit Integration zu tun. Ich weiß die Kleingartengebiete wertzuschätzen und finde es wichtig, sie zu unterstützen, zu halten und nicht preiszugeben.“

Zur Sache

Der Wettbewerb

Insgesamt drei Tage ist die Jury in Bremen und Bremerhaven unterwegs. Am Dienstag, 7. September, soll die Entscheidung darüber fallen, welche fünf Bewerber sich das von der Stadt ausgelobte Preisgeld in Höhe von 3500 Euro teilen können und wer 2022 als Sieger am 25. Bundeswettbewerb teilnehmen darf, der unter dem Motto „Kleingärten: Stadtgrün trifft Ernteglück“ steht. Der Landesverband der Gartenfreunde verteilt außerdem auch Sonderpreise. Für November ist eine Feier geplant, bei der die Preise und Urkunden an alle teilnehmenden Vereine überreicht werden.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)