Knapp 400 Jugendliche haben vor vier Jahren ihre Ideen abgegeben, wie der Skatepark in der Überseestadt aussehen sollte, vor sechs Wochen ist der neue Park eröffnet worden. Unser Testbesuch zeigt: Das Areal wird schon jetzt sehr gut angenommen.
Freitagmorgen, die Überseestadt erwacht. Beim Großmarkt herrscht bereits reger Lieferverkehr, und auf den Grünflächen entlang der Konsul-Smidt-Straße sind die ersten Hundebesitzer mitsamt ihren Vierbeinern zu sehen. Der vor gut sechs Wochen eröffnete Park in der Überseestadt aber liegt noch verträumt und menschenleer da – kein Wunder, schließlich ist es erst acht Uhr morgens.
Am nördlichen Ende des Parks nahe der Eduard-Suling-Straße scheint auch die hügelige Betonfläche der neuen Skateranlage noch zu schlummern. Ein paar Stunden später sieht das aber schon ganz anders aus: Gegen 12 Uhr mittags tummeln sich rund 30 Sportbegeisterte auf der Fläche und den darin eingelassenen Becken, genannt „Pools“. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Skateboards, Inlinern, Rollern und BMX-Rädern.
Schon sehr eng auf der neuen Anlage
Mit Stunt Skates, einem Stunt Roller und einem „normalen“ Roller ist Familie Hachem aus Horn-Lehe an diesem Vormittag in die Überseestadt gekommen, und das nicht zum ersten Mal. „Diese Anlage ist generell einmalig in Bremen und wir sind sehr dankbar, dass sie existiert“, lobt Sarah Hachem, die gerade die unterschiedlich geformten Bowls ausprobiert. „Wir haben hier schon Dänen, Holländer und Engländer getroffen, die auf Skate-Tour waren“, sagt sie und betont: Die neue Anlage komme so gut an, dass sie auf jeden Fall noch erweitert werden sollte.
Denn leider sei es schon jetzt insgesamt sehr eng, meint die Hornerin. „Dadurch gibt es auch schon mal Zusammenstöße. Außerdem sind die Kurven an einigen Stellen zu scharf – das sagen durchaus auch ‚hoch professionelle’ Fahrer. Es fühlt sich zum Teil an, als ob die Wand einen wegdrückt.“
Dann gehen wir eben zum Spielplatz
Angesichts einiger Setzrisse im Beton fragt sich währenddessen Patrick Hachem, wie die Anlage wohl nach dem ersten Winter aussehen wird. Auch in seinen Augen stellt das Areal für die Stadt auf jeden Fall eine große Bereicherung dar. Hier sei immer viel los, anders als etwas weiter südlich im Park, wo Betontribünen ins Gelände eingelassen sind: „Die Jugendlichen wollten ja im Park unbedingt auch eine Tanzfläche haben – da habe ich bisher aber noch nie jemanden gesehen.“
Die achtjährige Anjali und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Angelo haben jeweils einen Roller dabei, weil sie damit bisher am besten zurechtkommen. „Man muss erst mal eine Schräge runterfahren; ich habe mit der da drüben angefangen. Und dann kommen Kurven“, erklärt Anjali. Mittlerweile tasten sich die Geschwister schon vorsichtig mit ihrem Papa an einen Pool heran, Angelo hat heute seine ersten Sprünge versucht. „Ich finde die Anlage gut – aber wenn viele hier sind, dann sagt Mama, dass ich nicht mehr fahren darf“, erzählt Anjali. Zum Glück sei es ja aber ganz nah zum nächsten Spielplatz, freut sich das Mädchen und zeigt auf das große Piratenschiff wenige Meter weiter: „Und dann gehen wir eben da hin.“
Anspruchsolle Anlage
„Vom fahrerischen Niveau her ist die Anlage sehr anspruchsvoll“, meint auch Benjamin Rodefeld, der mit BMX-Rad und seinen beiden Kindern aus Schwachhausen gekommen ist, um die neue Anlage auszuprobieren. Ihre Lage etwas abseits der Bebauung findet er gut. „So gibt es keinen Stress mit Anwohnern“, meint er – allerdings frage er sich gerade, wo hier wohl die nächste günstige Einkaufsmöglichkeit sein könnte. Toiletten habe er auch noch nicht gesehen.
„Hier Tricks zu machen, ist schon schwierig – das Rad kam mir beim ersten Mal gewaltig entgegen. Man merkt: Es sind Skater, die die Anlage gebaut haben“, sagt der überzeugte BMX-Fan mit 25 Jahren Praxiserfahrung: „Ich gehöre zur ‚E.T.-Generation’.“ Als der Film damals in die Kinos kam, habe er auch sofort so ein kleines Cross-Rad haben wollen. Ein paar Jahre später habe er dann am Pool beim Schlachthof angefangen zu üben, erzählt Benjamin Rodefeld.
Alle auf einem Platz
„Ich finde es toll, dass das hier kostenlos ist“, sagt er, „und man sieht ja, dass die Anlage selbst bei mittelmäßigem Wetter wie heute schon gut angenommen wird.“ An sonnigen Wochenenden sei es vermutlich überfüllt, schätzt er. Zumal mit den Rollern nun eine zusätzliche Trendsportart auf der Anlage angekommen sei. „Das ist ungefähr so, als würde man Tennis, Basketball und Fußball auf einem Platz spielen“, meint der BMX-Fan mit Blick auf die Skateboarder, Skater, Scooter und Cross-Rad-Fahrer, die sich die Fläche teilen. „Am besten kommt man wohl schon um acht Uhr morgens her, dann hat man die Anlage wahrscheinlich für sich“, nimmt sich der Schwachhauser für das nächste Mal vor.